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Wittener Tage für neue Kammermusik

Wittener Tage für neue Kammermusik

Vom 25.4. bis 27.4. im Rahmen des Kulturforums Witten

Hier ist noch einmal das genaue Programm der Wittener Tage für neue Kammermusik sehen.


Witten und die Moderne

Zum Anlaß des Festivals im allgemeinen und den Konzerten in Witten im besonderen könnte man sich ausführlichst auslassen, aber da ein Festival die Eigenart hat, schnell vorbei zu sein, nur ein allgemeines Fazit mit einem willkürlichen Fokus hie und da:

Insgesamt fand ich das Ereignis eher enttäuschend: es scheint eine Art Revival der klassischen Moderne zu geben, will sagen: die Musik klingt hübsch schräg, ähnelt meist Geräuschen, es gibt keine Wiederholungen, man spielt meist auf traditionellen Instrumenten in solistischen Besetzungen, wir hören prozesshafte Formen und sind beeindruckt vom moralischen Anspruch.

Von dieser Art gibt es vieles, darunter faszinierende und spannende Stücke: in Witten ist mir keines begegnet.

Erwähnenswert jedenfalls das erste Konzert mit 'Sirenengesängen' - ein anregendes Thema füt so unterschiedliche Kompositionen wie das soundtechnisch ausgefeilte 'Sirene/Gespenster' von Luca Francesconi oder das expressionistische 'Responsorium' von Wolfgang Riehm.

Geradezu ärgerlich: das Pseudo-Raumklang-Stück von Hans Zender, an exponierter Stelle im letzten Konzert, aber in seiner dillettantisch anmutenden Effekthascherei (und so schlagen wir ein paarmal die Tür im Eisernen Vorhang auf und zu...) noch peinlicher als die dem folgende Komposition von Helmut Lachenmann. Letzterer bleibt sich mit seinen Orgien spieltechnischer Anweisungen und unverständlicher Texte eben immer treu. Und nur ihm allein wurde die Ehre zuteil, Buhrufe entgegennehmen zu dürfen; alles andere ließ das trainierte Wittener Insider-Publikum geduldig über sich ergehen. Begeisterung kam nur für Interpreten, nämlich das Arditti-Streichquartett auf, die den auf den Holzbänken der Schulaula Ausharrenden allerdings auch einige der besten Kompositionen vortrugen.

Ich konnte nicht alle Konzerte besuchen; von den dreien, die ich verpaßt habe, wurde mir aber auch nichts Bemerkenswertes berichtet. Den Experten und Kennerinnen zeitgenössischer Kunstmusik fehlt irgendwie die Begeisterung in der Stimme, wenn sie von den aktuellen Kompositionen sprechen.

Doch ich möchte die Aufmerksamkeit auf Luca Francesconi lenken, dessen Kompositionen immer die Phantasie anregen und Spannung erzeugen können. Der an Luciano Berio und György Ligeti anknüpfende Komponist wird, wie ich meine, zu wenig beachtet - vielleicht weil seine mit perfekter Dolby-Surround-Technik im IRCAM in Paris produzierten Tonbänder (kombiniert mit Frauenstimmen und Instrumenten) schon zu sehr in die Nähe professioneller (und kommerzieller) Filmtontechnik rückten, wer weiß.


Fazit

Schade jedenfalls, daß das oftgehörte Althergebrachte in diesem Jahr sogar das Wittener Festival beherrschte!

von Annette van Dyck

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