Dem Jubilar Johann Friedrich Reichhardt, dessen 250. Geburtstag dieses Jahr gedacht wurde, galt nicht nur eine kleine Sonderausstellung im Händel-Haus, sondern auch mehrere Konzertveranstaltungen.
Beim Konzert in memoriam J. F. Reichardt im Dom zu Halle musizierten der Universitätschor Halle "Johann Friedrich Reichardt", Konrad Brandt an der Orgel und das Barock Consort der Bremer Hochschule der Künste unter der musikalischen Leitung von Jens Lorenz. Neben Werken von Händel, dem "Laudate Pueri Dominum" (2. Fassung D-Dur, HWV 237), in dem die Sopranistin Ulrike Fulde auf sich aufmerksam machte, dem Anthem für die Feier des Friedens von Dettingen "The King shall rejoice" (HWV 265) und sechs Orgelstücken, kam Johann Friedrich Reichardtss 65. Psalm "Der Seelen Ruhe ist es, Gott zu Zion, dich zu loben" in der Einrichtung von Konstanze Musketa zur Aufführung. Diese für den Chor dankbare Komposition wird durch die Ohren schmeichelnde Melodien in ruhig fortschreitenden Harmonien geprägt. Die wenigen eingestreuten Soli sangen Studierende der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig: Ulrike Fulde (Sopran), Heike Bader (Alt), Peter Diebschlag (Tenor) und Daniel Blumenstein (Baß).
Dank des - ansonsten sehr unbeständigen - Wetters, konnte die Johann Friedrich Reichardt gewidmete Veranstaltung Lieder, Oden, Balladen und Romanzen - Ein musikalisches Fest mit Goethe und Reichardt in Reichardts Garten wirklich zu einem gelungnen Fest werden. Die 3,36 Hektar große Anlage im englischen Stil wurde seinerzeit von dem preußischen Hofkapellmeister, Komponisten und Musikschriftsteller Johann Friedrich Reichardt selbst entworfen und steht inzwischen unter Denkmalschutz. Diese historische, öffentliche Parkanlage sowie der Amtsgarten sind übrigens neben dem Botanischen Garten und dem Wittekindpark in das touristische Landesprogramm "Gartenträume" aufgenommen worden, das bis zum Jahr 2006 vierzig wichtige Parkanlagen Sachsen-Anhalts zu einer "Straße der Gärten" vereinigen soll.
Das Programm dieses Wanderkonzertes gestalteten Studentinnen und Studenten des Instituts für Musikpädagogik (Klasse Ute Lesch), der Kammerchor des Universitätschores Halle "Johann Friedrich Reichardt" (Leitung: Jens Lorenz und Bernd Ebert, Assistent Jens Arndt), das Akademische Orchester Halle (Leitung: Matthias Erben), Mitglieder des Studententheaters der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Leitung: Anna Siegmund-Schultze), die Salzwirkerbrüderschaft im Thale zu Halle e.V. und der Kustos der Universität.
Rund 250 Besucher folgten dem abwechslungsreichen literarisch-musikalischen Programm, das, von zwei Hornisten zum jeweils nächsten Veranstaltungsort geblasen, an der Büste Reichardts begann, wo eine kleine Bühne aufgebaut war. Der Weg führte dann zu der sogenannten "Naturbühne", anschließend zu einem Wiesenhang am Goethe-Stein und letztlich zum Grab Reichardts auf dem (etwas heruntergekommenen) alten Giebichensteiner Friedhof an der Batholomäuskirche.
Neben literarischen Werken aus zeitgenössischen Quellen wurde auch einiges an interessantem Hintergrundwissen vermittelt, z.B. Reichardts Aufgaben als Salineinspektor und sein Verhältnis zu Goethe. Außer Chorgesängen, Sololiedern und Instrumentalwerken von Reichardt erklangen auch Werke von Reichardts Tochter Louise, Felix Mendelssohn Bartholdy, Antonio Salieri und Robert Franz.
Ein Ausschnitt aus Reichardts Singspiel Erwin und Elmire bot einen Einblick in die Zusammenarbeit Reichardts mit Goethe, der das Libretto zu diesem Werk verfasste.
Nachdem die herrlichen Licht- und Schatteneffekte des Gartens der Abenddämmerung gewichen waren, versammelte sich die Wandel-Gesellschaft an Reichardts Grab, um dem von Bläsern begleiteten Chorsatz "Ruhig ist des Todes Schlummer" von Daniel Gottlob Türk zu lauschen, der auch zu Reichardts Begräbnis gesungen wurde.
Eigentlich eine Veranstaltung, die traditionell zum Ende eines jeden Studienjahres stattfindet, fand sie dieses Jahr (nur) auf Grund des 250. Geburtstages von Johann Friedrich Reichardt Eingang in das Programm der Festspiele. Eine sehr gute Idee! Allerdings wäre es wünschenswert, wenn diese Veranstaltung in Zukunft einen festen Platz im offizielle Programm erhielte.
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Die Büste Johann Friedrich Reichardts
in Reichardts Garten
Foto: Gerhard Menzel
Beginn des Wandelkonzerts
an der Büste Johann Friedrich Reichardts
Foto: Gerhard Menzel
Der Wiesenhang
in der Nähe des Goethe-Steins
Foto: Gerhard Menzel
Der Abschluß des Wandelkonzerts
am Grab Johann Friedrich Reichardts
auf dem alten Giebichensteiner Friedhof
Foto: Gerhard Menzel
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Die Preisträger des 6. Händel-Wettbewerbs
Pierre Torwald, Jaroslav Roucek, Paolo Bacchin,
Steffen Naumann, Masaru Gushi und Tobias Willner.
Foto: Gudrun Hensling
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Fester Bestandteil der Festspiele ist dagegen der Internationale Händel-Wettbewerb, der von Händels Neue Generation e.V., dem Institut für Musikpädagogik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, den Franckeschen Stiftungen und der Direktion der Händel-Festspiele im Händel-Haus veranstaltet wird. Eine intensive Förderung erhält dieser Wettbewerb auch durch MITGAS und die Ständige Konferenz Mitteldeutsche Barockmusik e.V.
Das Preisträgerkonzert des 6. Händel-Wettbewerbs, der erstmals für moderne und historische Trompete ausgeschrieben war, fand unter der künstlerischen Gesamtleitung von Prof. Burkhard Glaetzner wiederum in den Frankischen Stiftungen statt.
Die Jury bestand aus Prof. Burkhard Glaetzner (Universität der Künste Berlin), Prof. William Forman (Hochschule für Musik "Hanns Eisler" Berlin), Prof. Friedemann Immer (Hochschule für Musik "Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig), Prof. Peter Michael Krämer (Hochschule für Musik "Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig) und Dr. Edward Tarr (Trompetenmuseum Bad Säckingen).
Von den zwölf Teilnehmern aus fünf Ländern erhielten folgende Instrumentalisten einen Preis zugesprochen.
Im Wettbewerb für historische Trompete: 1. Preis, Paolo Bacchin (Italien, er war als einziger in beiden Disziplinen gemeldet), 2. Preis, Jaroslav Roucek (Tschechien) und 3. Preis Pierre Torwald (Schweden).
Im Wettbewerb für moderne Trompete: 1. Preis, Steffen Naumann (Deutschland), 2. Preis, Masaru Gushi (Japan) und 3. Preis, Tobias Willner (Deutschland).
Das Johann-Friedrich-Fasch-Ensemble Halle (mit "historischen" Instrumenten) unter der Leitung von Matthias Erben, das mit Johann Friedrich Reichardts Sinfonia F-Dur das Konzert eröffnete, begleitete die Preisträger, die ebenfalls auf historischen Instrumenten musizierten. Burkhard Glaetzner und das Neue Bachische Collegium musicum (mit "modernem" Instrumentarium), die die Instrumentalisten mit moderner Trompete begleiteten, beschlossen den Abend mit Johann Friedrich Christoph Bachs Sinfonia B-Dur (HW I/20).
Während die dritten Preisträger nur je eine kurze Fanfare vom Balkon des Saales aus blasen durften, duettierten die zweiten Preisträger in der orchesterbegleiteten Arie "The trumpet shall sound" aus Händels Messiah mit dem Bassisten Andreas Jäpel. Den ersten Preisträgern war das Trompetenkonzert D-Dur (FWV L:D1) von Johann Friedrich Fasch vorbehalten.
In diesem Raum fiel die Entscheidung für historische oder für moderne Instrumente nicht schwer. Trotz aller Versuche, ausdrucksvoll und differenziert zu spielen, klangen die modernen Instrumente viel zu laut und farbloser als die historischen, wesentlich nuancenreicher und lebendiger wirkenden Instrumente.
Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde auch das 1. Händel-Mozart-Jugendstipendium der Stadt Halle (Saale) für begabte Nachwuchsmusiker an die elfjährige Pianistin Svitlana Zvenyatska vergeben.
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