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Giustino
Von Gerhard Menzel
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Fotos von Jacqueline Krause-Burberg
Die Eröffnungspremiere der diesjährigen Karlsruher Händel-Festspiele wurde von einem in Karlsruhe neuem Produktionsteam präsentiert. Peer Boysen, der nicht nur als Regisseur, sondern auch als Ausstatter verantwortlich zeichnete, verlegte diese "tragisch-komisch-historische Pastorale" Händels, in dem Giustino durch die Göttin Fortuna völlig überraschend vom Bauern zum Kriegshelden und Kaiser befördert wird, kurzerhand in den Zirkus. Kai Wessel als Giustino
Klangbeispiel
Kai Wessel als Giustino.
Ein weißstufiges Halbrund prägt die Szene, in der zum Vorspiel die dramatis personae per Lichtspot vorgestellt werden und aus ihren "Alltagskleidern" so nach und nach in die für sie vorgesehene Rolle schlüpfen. Ein Sumo-Ringer - als Äquivalent zu dem weißen, schwabbeligen Fettkloß der Fortuna - übernimmt dabei die "bösen" Rollen des gefährlichen Bären und des Ungeheuers. Kirsten Blase (Arianna) mit Robert Crowe (Anastasio).
Klangbeispiel
Kirsten Blase als Arianna
Über dem Manegeneingang spielt dann auch - wie gewohnt - die "Zirkuskapelle" auf. Dirigent Michael Hofstetter hat sich schon öfter als Händel-Spezialist ausgewiesen und schon so manche (Händel-) Produktion mit Peer Boysen erfolgreich herausgebracht. Hier fügte er aus Mitgliedern der Badischen Staatskapelle und Spezialisten aus der Alte-Musik-Szene ein klanglich und spieltechnisch erstaunlich homogenes Orchester zusammen, das Händels - durch den Einsatz einer großen Palette verschienenster Instrumente - sehr farbenreiche Musik in vielen Facetten erklingen ließ; eine ganz bemerkenswerte Leistung, die Michael Hofstetters Vielseitigkeit aufzeigt - immerhin erhielt er andererseits für seine Dirigate von Wagners Tristan und Isolde an der Oper in Dortmund in der Regie von John Dew mehrere Nennungen als "Dirigent des Jahres". In der Titelpartie des Giustino brillierte einmal mehr der - schon von seiner Statur her - für "komische" Partien prädestinierte Kai Wessel. Seine stimmlichen und schauspielerischen Fähigkeiten sind immer wieder bewundernswert und sind Garanten für eine eindrucksvolle Aufführung. Einen kaum beschreibbaren Kontrast zur Stimme Kai Wessels bildet der Sopranist Robert Crowe als schwächelnder Kaiser Anastasio. Mit quasi "heldischem" Material durchmisst er ein Spektrum vom zaghaft lallenden, bis zu schrill herausgestoßenen Tönen. Schon sein ....... bei den Händel-Festspielen in Halle hinterließ einen prägenden Eindruck, den er hier erneut bestätigen konnte. Bernhard Berchtold als Vitaliano.
Eine betörend schön singende und darstellerisch ebenfalls äußerst flexibel agierende Arianna war Kirsten Blase. Ob als energische Herrscherpersönlichkeit, sich ihrem Gefangenen gegenüber als Domina aufspielend, oder als leidvoll geprüfte Gattin dahinschmachtend, ihre Szenen gehörten zum Besten, was dieser Abend zu bieten hatte. Vor allem auch deshalb, weil ihr als einzige auch ruhige, klamaukfreie Minuten von Peer Boysen gegönnt wurden. Janja Vuletic (Leocasta) und im Hintergrund Andrea Chudak (La Fortuna)
Dafür, dass man bei dieser Produktion von einem überragendem Ensemble sprechen konnte, sorgten auch Bernhard Berchtold (Vitaliano), Janja Vuletic (Leocasta), Charles Maxwell (Amanzio) Peter Lobert (Polidorte/Voce) und vor allem Andrea Chudak als die das Stück lenkende, vom Kostüm her völlig verunstaltete Fortuna. Um Händels Giustino gerecht zu werden hätte es wahrlich nicht dieses übermäßig aufgefahrenen szenischen Klamauks bedurft. Dem größten Teil des Publikums hat es allerdings hörbar gefallen.
Trotz szenischer Einwände, eine musikalisch hochkarätige Aufführung der 26. Händel-Festspiele in Karlsruhe. Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief |
ProduktionsteamMusikalische LeitungMichael Hofstetter
Regie und Ausstattung
Chor
Solisten
Giustino
Anastasio
Arianna
Leocasta
Amanzio
Vitaliano
Polidorte/Voce
La Fortuna
/ Larissa Krochina
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- Fine -