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Herbert von Karajan
Pfingstfestspiele 2004


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Festspielhaus Baden-Baden
(Homepage)
Bunte Festspielmischung

Von Christoph Wurzel

Die von Herbert von Karajan seinerzeit in Salzburg eingeführten Pfingstfestspiele nach Baden-Baden abzuwerben und damit die Kurstadt an der Oos zur Festspielstadt zu adeln, war eines der wichtigsten Lockmittel, Stadt und Land vor sieben Jahren den Bau eines Konzerthauses mit 2500 Plätzen abzutrotzen. Zügig wurde dann nicht ohne Mithilfe einflussreicher Proteges (unter ihnen auch Lothar Späth) ein verhältnismäßig funktionaler Bau in die Höhe gezogen, der den alten gründerzeitlichen Kurstadtbahnhof als Entree architektonisch mit einbezieht, ihn dabei aber ein bisschen erdrückt.

Die Geschichte dieses "ersten privat getragenen" Festspielhauses ist ja mittlerweile Legende: Fast vollständig zerschellten erste hochfliegende Träume schon nach wenigen Wochen an den Grenzen von kaufmännischem wie auch künstlerischem Missmanagement am Boden. Erst ein neuer Intendant (immer noch: Andreas Mölich-Zebhauser, nach neuesten Meldungen kurzzeitig sogar im Gespräch für die Ruzicka-Nachfolge in Salzburg) vermochte in bewundernswert zäher Kleinarbeit Jahr um Jahr den Musentempel aus der Misere zu erlösen und inzwischen kann man fast vom Aufstieg eines Phönix aus der Asche reden. Hinter dem Haus stehen nun eine 20-Millionen-Stiftung sowie zahlreiche potente Mäzene.

Für einen mit privaten Geldern finanzierten Spielbetrieb sind Besucherzahlen in besonderer Weise ein Maßstab für Erfolg und vor allem eine Überlebensgarantie. Daran gemessen, kann man von dem diesjährigen Festival durchaus von einem gelungenen sprechen: die meisten Aufführungen waren gut besucht, ein Teil war ausverkauft, nur wenige litten unter Besuchermangel. Gut nachgefragt waren die Aufführungen mit großem Staraufgebot, Cecilia Bartoli natürlich oder Programme mit Publikumsrennern wie Ravels Bolero. Auch die beiden Aufführungen des spektakulären Rigoletto-Projekts waren ausverkauft.

Künstler dagegen, die weniger im Mittelpunkt stehen oder mit etwas sperrigen Programmen aufwarten, finden beim Publikum in Baden-Baden im Allgemeinen nicht das Interesse, das sie eigentlich verdient hätten. So gähnte beim Konzert des fantastischen Geigers Kolja Blacher beschämende Leere im Parkett, auch für die Konzerte des SWR-Sinfonieorchesters unter Michael Gielen gibt es am Sitz des Senders zwar eine eingefleischte Stammgemeinde, aber doch zu wenig Breitenresonanz. Das Publikum in Baden-Baden ist allem Anschein nach immer noch vorwiegend Event orientiert.

Dieser Gegebenheit trägt die Programm-Konzeption auch Rechnung - man könnte aber auch umgekehrt sagen: die Programmkonzeption bringt ein derart orientiertes Publikum hervor. Denn auch im 7. Jahr war das Angebot der Pfingstfestspiele in Baden-Baden weitgehend eine bunte Platte und ließ kaum einen inneren Zusammenhang erkennen, wenngleich ein solcher auch in den Marketing-Bemühungen behauptet wurde. Große Stars reisten an, boten einen hochkarätigen Kunstgenuss und am nächsten Abend ging es mit einem anderen großen Namen weiter. Nur zweimal gab es einen Bezug zwischen zwei Konzerten: Gidon Kremer spielte Schostakowitschs 1. Violinkonzert und Kolja Blacher am darauf folgenden Vormittag (eben vor fast leerem Hause) die Violinsonate desselben Komponisten. Ravels Violinsonate stand sein Bolero gegenüber. Und die Zugabe von Yundi Li (Liszts Rigolettoparaphrase) replizierte pikant den vorangegangenen Opernabend.

Einmal das künstlerische Wirken des Festspiel-Namensgebers mit all seinen Licht- und Schattenseiten zur Diskussion zu stellen, wäre eine lohnende Aufgabe. Gerade wird in Wien im Karajanzentrum so etwas mit Furtwängler versucht, warum nicht Ähnliches in Baden-Baden mit Karajan unternehmen? Fürs kommende Jahr 2005 hat man sich allerdings ein Motto gewählt: die Festspiele werden dann im Zeichen Mozarts stehen - ein ironischer Vorgriff schon auf den 2006 zu erwartenden 250. Jubiläumsrummel?

Immerhin diesmal gab es wenigstens eine schöne Abwechslung der Genres: Orchesterkonzerte mit und ohne Solisten, Klavierrecitals, Solistenkonzerte mit Begleitung und eine eigene Opernproduktion, in diesem Jahr als Koproduktion mit den Opern in Wuppertal und Mainz.

Und gerecht muss man bleiben: das Niveau war durchweg beeindruckend, die Konzerte waren umjubelt, der Opernabend wenigstens musikalisch eine große Überraschung.

Die Orchesterkonzerte

Die Recitals

Rigoletto
Foto
Festspielhaus Baden-Baden
Foto: Christoph Wurzel









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