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Musikfestspiele
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Herbert von Karajan
Pfingstfestspiele 2004

Anne Sophie Mutter spielt Mozart
mit
Lambert Orkis, Klavier
und
André Previn, Klavier und Daniel Müller - Schott, Violoncello

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Festspielhaus Baden-Baden
(Homepage)
Stilistische Zweifel

Von Christoph Wurzel

Anne Sophie Mutter ist regelmäßiger Gast im Festspielhaus Baden-Baden. Auch ist sie Mitglied im illustren Kuratorium der Kulturstiftung Festspielhaus Baden-Baden. Ihre Konzerte sind stets langfristig vorher ausverkauft, sie hat hier eine treue Publikumgsgemeinde. Die Geigerin scheint homogene Programme zu bevorzugen: reine Beethoven-Abende hat sie im Festspielhaus gegeben und Konzerte nur mit Violinkonzerten von Johann Sebastian Bach. Bei den diesjährigen Herbert von Karajan Festspielen wandte sie sich schon im Vorgriff auf das Jubiläumsjahr Mozart zu. Mozart und Karajan bilden ja gleichsam den Urknall ihrer internationalen Karriere - denkwürdig ihr Auftritt bei den Pfingstfestspielen 1977 damals noch in Salzburg unter Karajans Leitung und die Dokumentation ihres Eintritts in die Weltkarriere in Gestalt einer Einspielung der beiden Konzerte KV 216 und 219 mit den Berliner Philharmonikern unter Karajan: das 14jährige Geigenwunder und der alte Maestro. Die Kritiker überschlugen sich damals im Lob. Hanns Heinrich Stuckenschmidt schrieb nach dem ersten Berliner Konzert im März 1978 im Hinblick auf das G-Dur-Konzert :"Der Ton ist voll und tragend, doch ohne forcierte Größe. Da stimmt technisch alles, so wie musikalisch. Unmerklich wechseln die Lagen, in natürlicher Phrasierung werden kleine Akzente gesetzt. Eine fertige Musikerin vollzieht nach, was der neunzehnjährige Mozart geschaffen hat."

Dieses Urteil stammt aus einer Zeit, in der es noch nicht selbstverständlich war, die musikalische Interpretation aus historisch kritischem Geist zu entwickeln und mit den am Originalklang geschulten Ohren zu hören. Nikolaus Harnoncourt war damals noch ziemlich einsamer Vorreiter der "historischen Aufführungspraxis" und übrigens ja in Salzburg unter der Ägide von Karajan eine persona non grata.

Heute ist Interpreten wie Publikum der Begriff der musikalischen Klangrede nicht nur geläufig, sondern ein Desiderat. Und in Farbigkeit, Lebendigkeit und Natürlichkeit entwickelt sich diese Lesart historischer Musik beeindruckend weiter. Ein Beispiel hierfür war in Baden-Baden bei den diesjährigen Pfingstfestspielen zu erleben: die Aufführung der Haydnschen "Jahreszeiten" unter René Jacobs.

Anne Sophie Mutter pflegt dagegen einen recht romantisch geprägten Mozartstil. Bis 2007 will sie alle seine Kammermusikwerke mit Violine aufnehmen. An den zwei Abenden in Baden-Baden spielte sie erst einmal eine Auswahl daraus: am ersten mit ihrem langjährigen Begleiter Lambert Orkis eine Reihe von Violinsonaten aus Mozarts mittlerer Schaffenszeit und am zweiten eine Reihe von Trios für Violine, Violoncello und Klavier.

Immer noch hätte Stuckenschmidt heute Recht, wenn er die stupende Technik der Mutter hervorhebt. Aus den kleinen Akzenten, die er erwähnt, sind allerdings heute bis zum Manierismus reichende stilistische Freiheiten geworden, die sich die Geigerin erlaubt - wenn sie den melodischen Fluss mit Rubati verzögert oder in der Phrasierung übermäßig betonte Akzente setzt. Die Klarheit der Sprache Mozarts, die Leichtigkeit seiner Musik, die so schwer herzustellen sind, kommen dabei nicht immer zu ihrem Recht. Viel Ausdruck mit starkem Vibrato legt die Geigerin in die langsamen Sätze - zu viel bisweilen, wenn als Begleiter der eher dezent zurückhaltende Lambert Orkis fungiert. Auch bei den Trios fällt das Ungleichgewicht in der Präsenz der Instrumente ins Gewicht. Hier war der junge Cellist Daniel Müller- Schott mit von der Partie, der sonst weit interessanter zu spielen vermag, als es hier zu erleben war, selbst wenn man berücksichtigt, dass die Cellopartien in diesen Trios nicht allzu dankbar sind. André Previn zeichnete am Bösendorfer-Flügel den Klavierpart auch ziemlich weich, so dass man den Eindruck gewann, es ginge im Wesentlichen nur um die Geigerin.

Obwohl Anne-Sophie Mutter ein so treues Publikum in Baden-Baden hat, war der Beifall am Schluss ihrer Konzerte zwar herzlich, aber nicht so frenetisch, wie ihn zum Beispiel Hilary Hahn einfahren konnte. Es bleibt eine gewisse Reserviertheit zurück, eine Distanz zwischen Künstlerin und Publikum. Schade eigentlich bei einer so großen Geigerin. Vielleicht liegt es daran, dass sie stilistisch nicht restlos überzeugen kann.

Die Pfingstfestspiele 2005



Foto
Festspielhaus Baden-Baden
Foto: Christoph Wurzel


15. Mai 2005:

Anne Sophie Mutter, Violine
Lambert Orkis, Klavier

Wolfgang Amadeus Mozart:
Violinsonaten
Sonate in A-Dur, KV 305
Sonate in C-Dur, KV 303
Sonate in Es-Dur, KV 380
Sonate in G-Dur, KV 301
Sonate in F-Dur, KV 547
Sonate in B-Dur, KV 378


17. Mai 2005:

Anne Sophie Mutter, Violine
André Previn, Klavier
Daniel Müller-Schott, Violoncello

Wolfgang Amadeus Mozart:
Werke für Violine, Violoncello und Klavier
Divertimento B-Dur,
KV 254
Trio für Violine, Violoncello und Klavier
B-Dur, KV 502

Trio für Violine, Violoncello und Klavier
E-Dur, KV 542

Trio für Violine, Violoncello und Klavier
C-Dur, KV 548




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