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Allein musikalisch eine OffenbarungVon Christoph Wurzel / Foto von Andrea Kremper
Auf die Opernproduktion der diesjährigen Festspiele durfte man gespannt sein, sollten doch ein Dirigent samt Orchester, die sich munter mit Erfolgen ohne Ende vor allem in der Alten Musik tummeln, Verdis Rigoletto im Originalklang präsentieren: Thomas Hengelbrock mit seinem Balthasar-Neumann-Ensemble. Dazu war der in Baden-Baden nicht unbekannte Philippe Arlaud als Verantwortlicher für Inszenierung, Bühne und Licht gemeldet.
Wer immer noch spottet, dass die historische Aufführungspraxis auch bereits bei romantischen und spätromantischen Werken angekommen ist, der wurde hier eines Besseren belehrt. Verdis erste wirkliche Erfolgsoper wollte Hengelbrock in einer Klanggestalt präsentieren, die derjenigen der Uraufführung am Teatro La Fenice in Venedig im März 1851 sehr nahe kommt. "Meine ganze Welt, sie liegt in dir." Der Narr (Paolo Gavanelli) und seine Tochter (Iride Martinez).
Weitgehend mit Zustimmung wurden die Sängerleistungen quittiert, allen voran die von der jungen Iride Martinez als Gilda. Mit einem schlanken, agilen und schön timbrierten Koloratursopran ersang sie sich mit Recht in der großen Arie schnell die Sympathien des Publikums. Dank dem Sänger der Titelpartie wurde auch das Duett Gilda-Rigoletto zu einem der musikalischen Pluspunkte. Paolo Gavanelli füllte die Vaterrolle stimmlich überzeugend aus. Auch sonst war sein Rigoletto ein solides Charakterportrait, soweit es die in der psychologischen Ausfeilung doch recht abstinente Regie überhaupt zuließ. Der aus Mexiko stammende Tenor Raúl Hernández glänze vor allem durch bisweilen scharfe Spitzentöne, ging aber ansonsten stimmlich recht cool sein Liebeswerben an. Den "Schlager" im dritten Akt ("La donna è mobile") vermochte er vokal wirkungsvoll zu präsentieren. Genügend unheimliche stimmliche Finsternis konnte Martin Snell als Monterone verbreiten, während Guido Jentjens einen allzu leichten Sparafucile abgab. Die übrigen, in dieser Oper mit Fug und Recht so zu bezeichnenden Nebenrollen waren auch solide besetzt. Markant der von Holger Speck und Helmut Sonne einstudierte Festspielchor, der den Hofschranzen stimmlich Leben verlieh.
Woran lag es, dass man dennoch nicht das Gefühl eines homogenen Ensembles bekam? Vor allem nicht das Gefühl, dass sich hier eine Oper von höchster dramatischer Dichte vollzog? Philippe Arlaud hat bereits mehrfach in Baden-Baden Opernproduktionen verantwortet und mehr und mehr musste man den Eindruck gewinnen, dass es ihm weniger um Regie im musikalischen Drama als um das Design von Szenen geht.
Da nützen auch leider die Einfälle der Kostümgestaltung nicht viel: Arlaud, ansonsten ein Freund vieler bunter Bilder, hat sich diesmal für konsequentes Schwarz-Weiß entschieden und den Sängerinnen und Sängern entsprechend gleichwohl todchice Kostüme (Art deco) verpasst. Es wirkt ein bisschen wie von teuren Modemagazinen inspiriert. Die Bühne ist funktional: bewegliche geometrische Elemente lassen verschiedene Perspektiven zu, das wäre pfiffig gewesen bei einer streng auf die Personenführung konzentrierten Regie. Doch nun wirkt es eher wie Sichtbeton im Luftschutzbunker. Alles funktioniert am Schnürchen, ist aber zu glatt, zu kalt und zu grau.
Schade - eine Chance verpasst. Zu derart spannender Musik wurde ein solch fades Spiel gegeben. Rigoletto als Drama fand nur im Orchester statt. Die Pfingstfestspiele 2004Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief |
ProduktionsteamMusikalische LeitungThomas Hengelbrock
Inszenierung, Bühnenbild und Licht
Kostüme
Solisten
Herzog von Mantua
Rigoletto, sein Hofnarr
Gilda, dessen Tochter
Sparafucile, ein Bravo
Giovanna, Gildas Gesellschafterin
Graf von Monterone
Marullo, ein Edelmann
Matteo Borsa, Höfling
Graf von Ceprano
Gerichtsdiener
Page der Herzogin
Damen des Hofes
Christine Niclas Axelle Mikaeloff Isabelle Garlitzka Sandra Metzger
Tochter Monterones
Hellebardiere / Diener
Michael Wolf Robert Leible Frank Schneider Eine Rundfunksendung der Produktion wird am 15. August in swr2 zu hören sein (20.05 Uhr), eine TV-Aufzeichnung am 28. August im Programm 3sat.
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