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Bayreuther Festspiele 2004Premiere der Neuproduktion am 25.7.2003 Rezensierte Aufführung: 5. August 04 Die Erlösung als ZwangsneuroseVon Silvia Adler / Fotos: © Bayreuther Festspiele GmbH
Doch anders als die Bühnenanweisung es vorsieht, liegt in Claus Guths Holländer-Inszenierung im ersten Aufzug kein Schiff vor Anker.
Auf dem oberen Treppenabsatz erscheint der Holländer hinter einem blutroten Vorhang wie auf der Kommandobrücke eines Schiffes. Nach seinem ersten großen Monolog bricht er auf dem Wohnzimmerteppich zusammen, als sei er dort gestrandet. In seiner zerrissenen Kapitänsuniform sieht er Daland zum Verwechseln ähnlich. Im Dämmerlicht sind beide Figuren kaum zu unterscheiden. Wie in einem Albtraum irrt Senta - zunächst gespielt von einem kleinen Mädchen im blauen Matrosenanzug - über die mit Gischt- und Meeresprojektionen überzogene Bühne. Irrlichternd wie ein Trugbild, erscheint das Bühnengesehen als die erschreckende Vision eines verstörten Kindes.
Während der Holländer im Original zunächst nur auf einem Gemälde und in Sentas Ballade präsent ist, spukt er in Claus Guths Inszenierung durchs ganze Haus. Der fliegende Holländer, 2. Aufzug
Anders als es Wagner vorgeschwebt haben mag, deutet Claus Guth Sentas selbstzerstörerische Liebe zum Holländer nicht als Ergebnis romantisch verklärter Opferbereitschaft, sondern lässt sie einem tiefverwurzelten Familientrauma entspringen.
Dass die Aufführung trotz des stimmigen Regiekonzeptes nicht wirklich unter die Haut ging, hatte vor allem musikalische Gründe. Auch wenn das Orchester unter Marc Albrecht eine solide Vorlage lieferte, setzten die Solisten nur wenig stimmliche Glanzpunkte. Unerwartet blass blieb Adrienne Dugger als Senta. Abgesehen von einigen strahlenden Forteattacken in der Höhe besaß ihr dramatischer Sopran deutlich zu wenig Ausstrahlung, um die auf ihre Figur fokussierte Inszenierung mit Emotionen zu füllen. Trotz ihrer ausgefeilten Pianotechnik vermochten auch die häufig farblos wirkenden lyrischen Passagen nicht wirklich zu rühren.
Auch John Tomlinson, der als Wotan Maßstäbe gesetzt hat, tat sich mit der Partie des Holländers keinen wirklichen Gefallen. Wenig flexibel und häufig mit Intonationsschwierigkeiten kämpfend, zeigte seine Stimme gegen Ende des Stückes deutliche Ermüdungserscheinungen. Leider hatte auch Alfons Eberz als Erik außer einem kraftvollen Forte an stimmlicher Differenzierungskunst nur wenig zu bieten. Szenisch und sängerisch überzeugend behaupteten sich dagegen Jaakko Ryhänen als stimmgewaltig-sonorer Daland und Uta Priew als blinde Mary.
Packende Inszenierung des Fliegenden Holländers als eine albtraumhafte Vision Sentas. Musikalisch mit deutlichen Schwachpunkten. Weitere Rezensionen von den Bayreuther Festspielen 2004Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühnenbild und Kostüme
Choreinstudierung SolistenHolländerJohn Tomlinson
Daland
Senta
Erik
Mary
Steuermann
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- Fine -