Ein erster Höhepunkt der Eröffnungsfeierlichkeiten war die Überreichung des mit 10.000 Euro dotierten Händel-Preises der Stadt Halle durch die Oberbürgermeisterin Ingrid Häußler. Die Stadt Halle ehrt damit jährlich eine Persönlichkeit, die in den vergangenen Jahren in beispielhafter Weise das traditionsreiche Festival mit geprägt hat. Der diesjährige Preisträger, Wolfgang Katschner, erfüllt diese Kriterien in reichem Maße. Der Lautenist und Leiter des von ihm gegründeten Ensembles Lautten Compagney Berlin, kann zudem auf zahlreiche Plattenveröffentlichungen auf diesem Gebiet verweisen. Auch beim diesjährigen Festival war er gleich mit drei Konzerten vertreten, wobei das Programm "Buxtehude - Membra Jesu Nostri" in der Ulrichskirche mit seiner ungewöhnlichen Verbindung von Passionsmusik (Capella Angelica, Lautten Compagney Berlin) und Videokunst (Lillevän, Schweden) einmal mehr den innovativen Geist Katschners belegte. Ein anderes Großprojekt Katschners war die Rekonstruktion eines Gottesdienstes aus der Scheidt-Zeit, der mit dessen Musik (Stadtsingechor zu Halle, Lautten Compagney Berlin) und der Liturgie der Zeit in der Marktkirche zu Halle begangen wurde.
Mit dem Händel-Förderpreis "für die intensive Beschäftigung mit dem Werk Georg Friedrich Händels" - immerhin mit 5.000 Euro dotiert - wurde die Sopranistin Ulrike Fulde ausgezeichnet. Ihren hell strahlenden, glockenklaren Sopran, der selbst im Pianissimo noch tragfähig ist, konnten die Besucher von Bachs Johannes-Passion (BWV 245) sieben Tage später in der Marktkirche erleben. Weitere Ausführende dieses Gemeinschaftsprojekts (Direktion der Händel-Festspiele, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Opernhaus Halle) unter der musikalischen Leitung von Jens Lorenz waren Jörg Hempe (Bass), Klaus Mertens (Bass), Martin Petzold (Tenor), Annette Reinhold (Alt), Michael Weigel (Tenor), der Universitätschor "Johann Friedrich Reichardt" und das Händelfestspielorchester.
Nach den üblichen - mehr und weniger erbaulichen - Begrüßungs- und Festreden kam im Festkonzert dann endlich die Musik zum Zuge. Dieses Jahr lag die musikalische Leitung des Festival-Auftakts in den Händen von Alessandro De Marchi, der auch die neue "Opernproduktion" - die szenische Aufführung von Händels Oratorium Hercules - im Opernhaus Halle betreute. Neben zwei Concerti grossi von Händel (op. 3 Nr. 2 B-Dur und Nr. 3 G-Dur), die den feierlichen Festakt einrahmten, erklang ein großer Ausschnitt aus Händels Oratorium Il Trionfo del Tempo e della Verità. Alessandro De Marchi dirigierte wie gewohnt beschwingt und musikantisch und verlieh dem Werk, dessen allegorischer Disput - zwischen Schönheit und Vergnügen einerseits und Weisheit und Zeit andererseits - mahnt, sein Leben nicht sinnlos zu verschwenden, dadurch eine positive Grundstimmung. Das nicht in allen Gruppen überzeugend besetzte Händelfestspielorchester des Opernhauses Halle (z. B. Oboen) spielte zwar mit federnd leichtem Klang, blieb aber über weite Strecken ziemlich blass. Präsenter waren der - leider nur in wenigen Stücken geforderte - Estonian Philharmonic Chamber Choir und die Solisten Laura Aikin (mit leicht ansprechendem und differenziert eingesetztem Sopran/Bellezza), Jörg Waschinski (ebenfalls mit ausgeglichen geführtem Sopran/Piacere), Ulrike Schneider (mit wendigem, hochtimbrierten Alt/Disinganno) und Martin Oro (dessen Altus allerdings erst im Laufe des Konzertes zu überzeugen wusste/Tempo).