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Musikfestspiele
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27.
Händel-Festspiele
in Karlsruhe

21. Februar bis 1. März 2004

Homepage des Badischen Staatstheaters Karlsruhe

Badisches Staatstheater Karlsruhe
(Homepage)

27. Händel-Festspiele in Karlsruhe

Von Gerhard Menzel

Die ambitionierten Pläne für die diesjährigen Karlsruher Händel-Festspiele wurden bedauerlicherweise von einer gravierenden Amputation verstümmelt. Vorgesehen war die spannende Gegenüberstellung von Händels Oper Almira und Reinhard Keisers Octavia, beides Werke, die 1705 innerhalb von nur sieben Monaten an der Hamburger Oper am Gänsemarkt zur Aufführung kamen.

Während Händel mit Almira, seiner ersten Oper überhaupt, gerade erst am Beginn seines Opernschaffens stand, dominierte Reinhard Keiser - mit seinen schon mehr als zwei Dutzend komponierten Opern - seit Jahren das Operngeschehen in Hamburg. Welchen großen und intensiven Eindruck gerade diese Octavia auf Händel machte, ist an seinen zahlreichen Übernahmen bzw. Bearbeitungen dieser Musik zu erkennen. Von der geplanten Doppelpremiere blieb zwar nur Keisers Octavia übrig, doch die konnte sich in der Tat hören und sehen lassen.

Octavia-Rezension
 OCTAVIA
  Foto: Jochen Klenk

(Octavia-Rezension)
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 GIUSTINO
  David Cordier (Giustino)
  und Andrea Chudak (La Fortuna).
  Foto: Jochen Klenk

Klangbeispiel Klangbeispiel David Cordier (Giustino).
(MP3-Datei)


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 GIUSTINO
  Kirsten Blase (Arianna)
  und David Cordier (Giustino).
  Foto: Jochen Klenk

Klangbeispiel Klangbeispiel Kirsten Blase (Arianna).
(MP3-Datei)


Als Wiederaufnahme aus dem vergangenen Jahr stand Händels - von Peer Boysen bunt-clownesk inszenierte - Oper GIUSTINO erneut auf dem Programm der Festspiele.

Für Kai Wessel hatte dieses Jahr David Cordier die Titelpartie übernommen. Da dieser schon vom äußeren Erscheinungsbild her einen ganz anderen Typus darstellt, als der lange, schlanke und sich unglaublich komisch-schlaksig bewegen könnende Kai Wessel, bekam die Figur des Giustino schon dadurch einen ganz anderen Ausdruck: wesentlich "seriöser" und unaffektierter. Stimmlich ließ David Cordier keine Wünsche offen und garantierte daher, zusammen mit einem blendend aufgelegten und spielfreudigen Ensemble (das wesentlich ausgeglichener und homogener als das der Octavia wirkte), für einen amüsanten und kurzweiligen Abend.

Robert Crowe als Kaiser Anastasio hat seine Stimme inzwischen noch weiter unter Kontrolle bekommen. So ausgeglichen und bewusst geführt habe ich ihn noch nie gehört. Eine sehr erfreuliche Entwicklung, die ihn zu einem der führenden Vertreter seines Faches werden lässt.

Als Kaisergattin Arianna war Kirsten Blase - wie schon im letzten Jahr - die Prima donna assuluta. Eine hervorragende Leistung boten auch Janja Vuletic (Leocasta), Bernhard Berchtold (Vitaliano), Charles Maxwell (Amanzio), Peter Lobert (Polidorte/Voce) und Andrea Chudak (La Fortuna).

Michael Hofstetter als musikalischer Leiter der Aufführung erwies sich erneut als umsichtiger und kompetenter Anwalt Händels, der auch das mit Alte-Musik-Spezialisten ergänzte Orchester der Badischen Staatskapelle wieder zu mitreißendem und spannungsvollem Spiel animierte.

Peer Boysen, der Regisseur des Giustino - der ebenfalls die leider ausgefallene Almira inszenieren sollte - und Dr. Ulrich Peters - der eine feste Größe in Karlsruhe ist und für die aktuelle Octavia-Inszenierung verantwortlich ist - waren auch zu Gast beim Symposium der 19. Internationalen Händel-Akademie in Karlsruhe, das dieses Jahr "Händel in Hamburg" zum Thema hatte. In dem angesetzten "Schaukampf" unter dem Motto "Händels Opern: Historische Schauspielkunst versus modernes Regietheater. Thesen und Streitgespräch" traten sie, als Repräsentanten einer szenischen "Übersetzung" des Stückes für ein "heutiges" Publikum, gegen Sigrid T'Hooft (szenische Leitung der Opern-Werkstatt der 19. Internationalen Händel-Akademie) und Peter van Heyghen (musikalische Leitung der Opern-Werkstatt der 19. Internationalen Händel-Akademie) an. Deren Ziel ist die möglichst überzeugendste Vereinigung der - wie nun schon seit Jahrzehnten vorangetriebenen - akustischen, wie auch der - immer noch in den Kinderschuhen steckende - szenischen Präsentation der Opern als ganzheitliches "Barock-Kunstwerk". Wie schon vorauszusehen war, wurde dieses Aufeinandertreffen eine ziemlich unerquickliche Veranstaltung, da die beiden "Fronten" einfach andere Ansatzpunkte und Ästhetiken verfolgen und ein unterschiedliche Zielpublikum im Visier haben, das jedoch - trotz aller Diskrepanz - immer das heutige Publikum ist, das demnach wohl vielgestaltiger ist, als mancher es glaubt.

Erhellender und interessanter war dann doch der erste Teil des Symposiums, das vom Karlsruher Prof. Dr. Siegfried Schmalzried geleitet wurde und drei Kapazitäten aus Hamburg über das Thema Hamburg präsentierte. Im einzelnen waren dies Prof. Dr. Hans-Dieter Loose (Hamburg), der einige Einblicke in die Organisationsstruktur und die Finanzierung der Hamburger Oper am Gänsemarkt gab, Dr. Dorothea Schröder (Hamburg), die Details zur politischen und soziokulturellen Verhältnisse in Hamburg im späten 17. Jahrhundert vorstellte, und schließlich Prof. Dr. Hans Joachim Marx (Hamburg), der Händels Lehrjahre an der "Gänsemarkt-Oper" unter Reinhard Keiser näher beleuchtete.

Weiere Informationen zu dem damaligen "Star" des Hamburger Opernbetriebes, der nicht nur ein aufregendes Leben geführt, sondern auch einen interessanten und umfangreichen Beitrag zur Operngeschichte geschaffen hat, sind über die "Reinhard-Keiser-Gedenkstätte" zu erfahren.

Daneben bot die Internationale Händel-Akademie, die in enger Zusammenarbeit mit der Staatlichen Hochschule für Musik und dem Badischen Staatstheater Karlsruhe zusammenarbeitet, interessierten Musikerinnen und Musikern weitere wissenschaftliche Referate und eine Reihe von Vokal- und Instrumentalkursen an, die, wie immer, von international renommierten Künstlern geleitet wurden.

Weitere Veranstaltungen, die auf dem Programm der Karlsruher Händel-Festspiele standen, waren das FESTKONZERT der Deutschen Händel-Solisten, ein KAMMERKONZERT der Deutschen Händel-Solisten, ein FARINELLI-LIEDERABEND mit Arno Raunig (Sopran) und Paul Weigold (Klavier) und Georg Friedrich Händels BROCKES-PASSION.

Es bleibt zu hoffen, dass das Aufeinandertreffen von Händels Almira und Reinhard Keisers Octavia im nächsten Jahr stattfindet.

  Parallel zu den Händel-Festspielen

 Sonderausstellung
  im Badischen Landesmuseum Karlsruhe

Sonderausstellung

  Badischen Landesmuseum Karlsruhe
  www.landesmuseum.de
  Badische Landesbibliothek Karlsruhe
  www.blb-karlsruhe.de/

 Informationen zur Sonderausstellung



  Zum Thema Reinhard Keiser:

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Dr. Klaus-Peter Koch
Reinhard Keiser - Leben und Werk

Herausgeber:
Reinhard-Keiser-Gedenkstätte" e.V.
www.reinhard-keiser-verein.de




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