Peer Boysen, der Regisseur des Giustino - der ebenfalls die leider ausgefallene Almira inszenieren sollte - und Dr. Ulrich Peters - der eine feste Größe in Karlsruhe ist und für die aktuelle Octavia-Inszenierung verantwortlich ist - waren auch zu Gast beim Symposium der 19. Internationalen Händel-Akademie in Karlsruhe, das dieses Jahr "Händel in Hamburg" zum Thema hatte. In dem angesetzten "Schaukampf" unter dem Motto "Händels Opern: Historische Schauspielkunst versus modernes Regietheater. Thesen und Streitgespräch" traten sie, als Repräsentanten einer szenischen "Übersetzung" des Stückes für ein "heutiges" Publikum, gegen Sigrid T'Hooft (szenische Leitung der Opern-Werkstatt der 19. Internationalen Händel-Akademie) und Peter van Heyghen (musikalische Leitung der Opern-Werkstatt der 19. Internationalen Händel-Akademie) an. Deren Ziel ist die möglichst überzeugendste Vereinigung der - wie nun schon seit Jahrzehnten vorangetriebenen - akustischen, wie auch der - immer noch in den Kinderschuhen steckende - szenischen Präsentation der Opern als ganzheitliches "Barock-Kunstwerk". Wie schon vorauszusehen war, wurde dieses Aufeinandertreffen eine ziemlich unerquickliche Veranstaltung, da die beiden "Fronten" einfach andere Ansatzpunkte und Ästhetiken verfolgen und ein unterschiedliche Zielpublikum im Visier haben, das jedoch - trotz aller Diskrepanz - immer das heutige Publikum ist, das demnach wohl vielgestaltiger ist, als mancher es glaubt.
Erhellender und interessanter war dann doch der erste Teil des Symposiums, das vom Karlsruher Prof. Dr. Siegfried Schmalzried geleitet wurde und drei Kapazitäten aus Hamburg über das Thema Hamburg präsentierte.
Im einzelnen waren dies Prof. Dr. Hans-Dieter Loose (Hamburg), der einige Einblicke in die Organisationsstruktur und die Finanzierung der Hamburger Oper am Gänsemarkt gab, Dr. Dorothea Schröder (Hamburg), die Details zur politischen und soziokulturellen Verhältnisse in Hamburg im späten 17. Jahrhundert vorstellte, und schließlich Prof. Dr. Hans Joachim Marx (Hamburg), der Händels Lehrjahre an der "Gänsemarkt-Oper" unter Reinhard Keiser näher beleuchtete.
Weiere Informationen zu dem damaligen "Star" des Hamburger Opernbetriebes, der nicht nur ein aufregendes Leben geführt, sondern auch einen interessanten und umfangreichen Beitrag zur Operngeschichte geschaffen hat, sind über die "Reinhard-Keiser-Gedenkstätte" zu erfahren.
Daneben bot die Internationale Händel-Akademie, die in enger Zusammenarbeit mit der Staatlichen Hochschule für Musik und dem Badischen Staatstheater Karlsruhe zusammenarbeitet, interessierten Musikerinnen und Musikern weitere wissenschaftliche Referate und eine Reihe von Vokal- und Instrumentalkursen an, die, wie immer, von international renommierten Künstlern geleitet wurden.
Weitere Veranstaltungen, die auf dem Programm der Karlsruher Händel-Festspiele standen, waren das FESTKONZERT der Deutschen Händel-Solisten, ein KAMMERKONZERT der Deutschen Händel-Solisten, ein FARINELLI-LIEDERABEND mit Arno Raunig (Sopran) und Paul Weigold (Klavier) und Georg Friedrich Händels BROCKES-PASSION.
Es bleibt zu hoffen, dass das Aufeinandertreffen von Händels Almira und Reinhard Keisers Octavia im nächsten Jahr stattfindet.