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Musikfestspiele
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Herbert von Karajan
Pfingstfestspiele 2005

Die Zauberflöte
Oper in zwei Akten KV 525
von Wolfgang Amadeus Mozart
Text von Emanuel Schikaneder

Aufführungsdauer: ca. 3 1/2 Stunden (eine Pause)

Herbert von Karajan Pfingstfestspiele 2005
Premiere am 14. Mai 2005
Besuchte Vorstellung: 16. Mai 2005

Koproduktion des Festspielhauses Baden-Baden
mit den Teatri di Reggio Emilia und dem Teatro Communale di Ferrara


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Festspielhaus Baden-Baden
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Die Musik wurde nicht gestört

Von Christoph Wurzel / Foto von Andrea Kremper

Als sei das Instrument auch in der Partitur so bezeichnet: "Zauberflöte" ist hier zuerst einmal ganz wörtlich zu nehmen. Der Soloflötist des Mahler Chamber Orchestra blies einfach zauberhaft, wie überhaupt das ganze Orchester der absolute Star dieses Abends gewesen ist. Unter der Leitung von Claudio Abbado gelang ein Mozart Musizieren von exquisiter Schönheit und geistiger Klarheit. Selten erklang Mozarts Partitur wohl so liebevoll gestaltet, waren die musikalischen Figuren so beredte Begleiter der Bühnengestalten, ihrer Seelenbewegungen und des äußeren Geschehens. Was man da alles an Details aus dem Orchestergraben hören konnte, bestätigte einmal mehr das Urteil von Mozarts erstem Biografen Franz Xaver Niemecek, dass Mozarts Musik wahrlich eine Sprache sei.

Es hatten sich aber auch musikalische Partner gefunden, die aus einem gemeinsamen Geist heraus intensiv musizierten. Schließlich hatte Abbado das Orchester vor 8 Jahren mit begründet. Seitdem haben die durchweg jungen Musikerinnen und Musiker sich den allerbesten Ruf erspielt. Denkwürdig in Baden-Baden ist noch ihr Auftritt mit "Figaros Hochzeit" 2001 und der "Entführung" 2003 (beide damals unter Marc Minkowskis Leitung) und die Mitwirkung im Fidelio 2002 unter Simone Young. Dieses Orchester versteht es professionelle Perfektion mit warmer Emotionalität beim Musizieren zu verbinden.


Vergrößerung in neuem Fenster Der Fänger im Roggen - Markus Werba (Premierenbesetzung) als Papageno.

Der erste Rang also gebührt der Musik bei dieser ersten "Zauberflöte" des mittlerweile 72jährigen Maestro. Ein junges Solistenensemble war um ihn geschart - freilich ausnahmslos Sängerinnen und Sänger mit Erfahrungen bereits an bedeutenden Häusern. Am überzeugendsten wohl die luzide, lyrisch reine Stimme der Rachel Harnisch als Pamina, deren glockenklare Intonation begeisterte. Mit einem wundervoll hellen "E" triumphierte "die Wahrheit" durch ihren Gesang. Auch ihre Arie im zweiten Akt war ein anrührendes Beispiel seelenvoller Gesangskunst.

Ihr zur Seite agierte Christoph Strehl als starker Tamino, der stimmlich die Festigkeit zu verkörpern vermochte, die ihm die zahlreichen Prüfungen der Handlung abverlangen - ein lyrischer Tenor ohne Zagen, durchaus mit Biss.

Als Königin der Nacht feierte dem Vernehmen nach in der Premiere Erika Miklósa einen glänzenden Erfolg. Leider hatte in der besuchten Aufführung Ingrid Kaiserfeldt vor allem in der 1. Arie mehr Mühe mit einer etwas zittrigen Höhe, wogegen ihr die Rache- Arie im 2. Akt gut gelang. Seine sehr jugendliche, hell timbrierte und schlank geführte Stimme verhalf Georg Zappenfeld zu einer unpathetischen Rollengestaltung des Sarastro.

Auch die Papageno-Partie war zweigeteilt. Am Pfingstmontag brachte Nicola Ulivieri zwar ein gewisses italienisches Flair in den bisweilen etwas abgedroschenen Wiener Schmäh dieser Rolle, sang vor allem die beiden Lieder ganz hübsch, aber das lyrische Piano lag ihm weniger und so konnte er im Duett mit Pamina wenig überzeugen. In der Premiere dagegen soll Markus Werba durchaus überzeugt haben.. Einen seriösen Sprecher gab Wolfgang Brendel ab, in früheren Zeiten selbst ein gefeierter Papageno.


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Ein Lob dem starken Geschlecht! Caroline Stein, Heidi Zehnder und Anne Carolyn Schlüter ( die drei Damen) mit Christoph Strehl (Tamino).

Auf hohem Gesangsniveau die Nebenrollen: die drei Damen mit flexiblen Stimmen, charakteristisch und individuell jede einzelne, auch durch pointiertes Spiel profiliert. Kurt Azesberger blieb der Monostatos-Arie nichts schuldig und Julia Kleitner war als Papagena mehr als die übliche Opernsoubrette.
Danilo Formaggia und Sascha Borris verliehen der Geharnischten-Szene den nötigen archaisch-strengen Nimbus. Schließlich die drei Knaben des Tölzer Knabenchors: leider waren sie im Programmheft nicht namentlich erwähnt. Ihnen gebührt aber besonderes Lob für ihre ausgeprägte Intonationssicherheit und stimmliche Präsenz.

Alles in allem also eine "Zauberflöte" auf musikalisch hohem bis höchstem Festspielniveau - was sich von der Inszenierung durch Abbados 41jährigen Sohn Daniele leider nicht sagen lässt. Als Heimspiel in Italien, am Teatro Reggio d´Emilia, wo Abbado jun. Intendant ist, war die Produktion im Frühjahr nicht ohne Erfolg über die Bühne gegangen. Nun in Baden-Baden unter Festspielbedingungen erschien Daniele Abbados Regieleistung doch etwas dünn in der Substanz und mager an Einfällen. Im ziemlich unentschiedenen Bühnendekor (Graziano Gregori), das zwischen zu üppig (das Serail des Monostatos besteht aus einem riesigen goldenen Löwenkopf) und zu karg (eine einzige Kerze illuminiert Paminas und Papagenos Duett von den Liebesgefühlen) ist vorwiegend konventionelles Rampentheater zu sehen. Wo keine klare Deutung zu erkennen ist, da scheint sich die Inszenierung mit dem Märchencharakter herauszureden. Eine überaus statische Veranstaltung sind die Priesterszenen, Papageno kommt als Vogelfänger aus dem Kornfeld, gemeinsam mit Papagena verschwindet er am Schluss in einem Schrank - einem ziemlich unbequemen Ort für eine Familiengründung.


Vergrößerung in neuem Fenster Pamina in der Löwenhöhle: Rachel Harnisch als Pamina.

Den Sängern bleiben für ihre Arien lediglich routinierte Haltungen übrig, da nützt es auch nichts, dass die drei Damen mal frivol die Oberschenkel blitzen lassen. Ein Regiekonzept, das Antwort gibt auf die vielen Fragen dieses vielschichtigen Werks scheint leider kaum hervor. Die Verzauberungsszenen der wilden Tiere und der bösen Sklaven wirken matt und fade. Wenigstens störte das Geschehen auf der Bühne nicht die überwältigenden Ereignisse im Orchestergraben.


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Den Stein der Weisen gefunden: Georg Zeppenfeld als Sarastro mit Chor.


FAZIT

Glücklicherweise zeigten sich das Werk und seine musikalische Verwirklichung gegen die szenische Insuffizienz immun.

Die Pfingstfestspiele 2005






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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Claudio Abbado

Inszenierung
Daniele Abbado

Bühnenbild
Graziano Gregori

Kostüme
Carla Teti

Licht
Guido Levi



Festspielchor Baden-Baden

Mahler Chamber Orchestra


Solisten

Sarastro
Georg Zeppenfeld

Tamino
Christoph Strehl

Pamina
Rachel Harnisch

Papageno
Markus Werba (Premiere)
Nicola Ulivieri *

Papagena
Julia Kleitner

Königin der Nacht
Erika Miklosa (Premiere)
Ingrid Kaiserfeld *

Erste Dame
Caroline Stein

Zweite Dame
Heidi Zehnder

Dritte Dame
Anne-Carolyn Schlüter

Sprecher
Wolfgang Brendel

Monostatos
Kurt Azesberger

Drei Knaben
Solisten des Tölzer Knabenchors

Erster Priester
Andreas Bauer

Zweiter Priester
Danilo Formaggia

Dritter Priester
Tobias Beyer

Erster Geharnischter
Danilo Formaggia

Zweiter Geharnischter
Sascha Borris

Drei Sklaven
Matthias Bernhold
Martin Olbertz
Tobias Beyer


Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Festspielhaus Baden-Baden
(Homepage)




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