Musikfestspiele
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Wagner intern und kompaktVon Gerhard Menzel / Fotos: Studiobühne Bayreuth
Bayreuth wird weltweit fast ausschließlich mit dem Namen „Richard Wagner“ und seinen einzigartigen Festspielen auf dem „Grünen Hügel“ in Verbindung gebracht. Dass man aber auch ohne Karten für die Wagner-Festspiele in Bayreuth ein großes und gutes Kulturangebot serviert bekommt - übrigens auch außerhalb „der“ Festspielzeit, wie z.B. beim Bayreuther-Barock - ist dagegen weniger bekannt. Neben dem Internationalen Jugendfestspiel-Treffen und seinen zahlreichen Veranstaltungen und Konzerten sind dies zum Beispiel die miteinander konkurrierenden Einführungsvorträge des Richard Wagner Verbandes in der Stadthalle und diejenigen von Stefan Mickisch im Evangelischen Gemeindehaus. Diese fungieren nicht nur als kompetente und bei Stefan Mickisch auch sehr unterhaltsame Vorbereitung auf die nachmittagliche Aufführung im Festspielhaus, sondern können durchaus als Ersatz bzw. als eigenständige und vollwertige Veranstaltungen gesehen und erlebt werden. Manchmal sind sie sogar erquicklicher und erfüllender als die eigentlichen Aufführungen auf dem Hügel, bei denen sich viele fragen, warum die dort gezeigten Inszenierungen oft so fremd, unbedarft, „wagnerfern“ oder bisweilen sogar dilettantisch erscheinen. Wer es dagegen eine Spur unterhaltsamer und konzentrierter mag, und trotzdem fundiert und detailgenau aus den Werken heraus erarbeitet, der ist bei den Produktionen der Studiobühne Bayreuth genau richtig. Uwe Hoppe und sein phänomenales Team präsentieren alljährlich zur Festspielzeit ihre ganz persönlich geprägten Versionen ihrer Auseinandersetzung mit Leben und Werk des Meisters und vielem, was mit diesem zusammenhängt. Uwe Hoppe kennt die Werke, die Person Wagners und dessen Lebensumstände bis ins kleinste Detail und schafft aus diesem Wissen heraus Stücke, die nicht nur an Komik kaum zu überbieten sind, sondern auch Psychogramme zeichnen, Abgründe aufzeigen und damit Verstand und Gefühl mit dem versorgen, was zu einem gesunden Leben unbedingt dazu gehört. An Kompetenz und treffsicher gestalteten Personenführung dürfte Uwe Hoppe sogar vielen Regisseuren auf dem Grünen Hügel um ein Vielfaches überlegen sein. Ob er allerdings ein Original ebenso erfolgreich und überzeugend auf die Bühne bringen könnte, wird vermutlich immer unbeantwortet bleiben. Auf dem diesjährigen Programm standen unter anderem auch die Stücke „Selige Öde auf sonniger Höh - Ludwig II. und Richard Wagner“ und „HOJOTOHO ! oder: Der gantze Wagner am einen Abendt“. 
Die „Selige Öde auf sonniger Höh - Ludwig II. und Richard Wagner“ ist als „Heiteres Schauspiel mit Musik“ von Uwe Hoppe bezeichnet. Natürlich spielt sich das Komische in diesem Mehr-Ebenen-Stück stark in den Vordergrund. Dafür sorgt schon das phantastisch agierende Ensemble mit Barbara Dörfler, Inge Müller, Julian Birkner, Dominik Kern und Christian Schmidt. Was dabei allerdings (unterschwellig) thematisiert und weitergesponnen wird, ist weder seicht noch lachhaft. Dabei widmet sich Uwe Hoppe als Autor und Regisseur dieses Stücks erstmals nicht einem Werk des Meisters, sondern der Person Wagner, seiner Familie und deren Geschichte.
Ohne zu viele Details zu verraten, nur ein paar Zeilen zum Inhalt: 
Uwe Hoppe vereint Personen, Werke, Politik, Familien-, Welt- und Musikgeschichte in genialer Weise miteinander und schafft einen beeindruckenden Spagat zwischen Ernst und Komik. Dabei fließen ständig Originalzitate ein, die man zwar nicht unbedingt kennen muss, aber die das Stück dadurch umso interessanter machen. Nach gut zwei Stunden verlässt man das Hof-Theater im Palais der Klavierbaufabrik Steingräber nicht nur bestens unterhalten, sondern zudem noch „wissentlich“ bereichert. 
Uwe Hoppes Wagner-Parodie HOJOTOHO ! oder: Der gantze Wagner am einen Abendt hat auch in seinem siebten Jahr nichts von seiner überwältigenden Komik eingebüßt. Die geschickt in eine Rahmenhandlung eingepassten Kurzfassungen aller in Bayreuth aufgeführten Wagner-Opern zeugen von immenser Kenntnis der Materie und der Fähigkeit, die wichtigsten Fakten und Geschehnisse auf den Punkt zu bringen. „Um ein Mädchen namens Senta vom Wagner-Wahn zu heilen, verordnet der Psychotherapeut namens 'Doc Holländer’ ihr die schauspielerische Darstellung sämtlicher Wagner-Opern, bei der Vater Daland, Mutter Marie, Freund Erich und der 'Doc’ mitzuspielen haben, mit dem Erfolg, dass am Ende alle unter 'Heil!’ und 'Weh-Rufen’ besagtem Wahn verfallen sind, die Heilung Sentas aber nach drei Minuten Brahms-Musik fehlgeschlagen hat. Am liebsten möchten alle neben den zehn gängigen Werken auch noch 'Die Feen’, 'Das Liebesverbot’ und 'Rienzi’ spielen.“ 
In den schnell zu Verwandlungen fähigen Kostümen von Heike Betz und der ebenfalls schnell wandlungsfähigen Bühnenausstattung (und Lichtgestaltung) von Ronald Kropf, inszenierte Uwe Hoppe nicht nur mit Brillanz und mächtig zündenden Pointen, sondern er spielte auch noch folgende Rollen: Daland, Landgraf, König Heinrich, Marke, Sachs, Floßhilde (!), Wotan, 1. Norn (!), Hagen Gurnemanz und eine Blume (!).
Auch die anderen Ensemblemitglieder Alexandra Ackermann, Johanna Rönsch, Horst Möller und Christian Schmidt schlüpften jeweils in bis zu 15 verschiedene Rollen (jeweils beiderlei Geschlechts). Immer wieder mit Originalzitaten gespickt, überschlagen sich die Ereignisse in einer Art und Weise, die ihres Gleichen sucht. Ihre Meinung ? Schreiben Sie uns einen Leserbrief |
Selige Öde auf sonniger
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- Fine -
