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Musikfestspiele
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Schwetzinger Festspiele

25. April bis 10. Juni 2008

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Schwetzinger Festspiele
(Homepage)
Wo Musik alle Sinne anspricht

Von Christoph Wurzel

Eifrigen Radiohörern wird es schon aufgefallen sein: Die Schwetzinger Festspiele haben begonnen. Seit dem 25. April sendet der Südwestrundfunk bereits regelmäßig aus dem kleinen Städtchen zwischen Mannheim und Heidelberg. Die Schwetzinger Festspiele sind ein Rundfunkfestival, das größte weltweit. Deutschlands zweitgrößte Rundfunkanstalt ist neben Stadt und Land der wesentliche Träger der Festspiele und alle Aufführungen werden mitgeschnitten. Der SWR sendet komplett alle rund 40 Aufführungen, die übrigen deutschen Kultursender übernehmen einen großen Teil der Aufnahmen und weltweit senden Rundfunkanstalten die Schwetzinger Konzerte etwa 600mal in einer Saison.

Vergrößerung in neuem Fenster Das Spätrenaissanceschloss
zu Schwetzingen

Schauplätze sind die barocken Konzertsäle der Zirkelbauten des Schlosses zu Schwetzingen, der Sommerresidenz des kurpfälzischen Hofes, mit ihrem Zentrum, dem im Juni 1753 eröffneten Schlosstheater, in dem wahrhaft Operngeschichte geschrieben wurde. Der damalige Kurfürst Carl Theodor war einer der bedeutendsten Musikförderer seiner Zeit, unter seiner Regentschaft prägte die Mannheimer Hofkapelle den Komponierstil und die Spielkultur einer ganzen Epoche. Die Mannheimer Hofoper genoss zu dieser Zeit ihrer Blüte einen allerbesten Ruf in Europa, alle Komponisten von Rang wurden in Mannheim und im Sommer in Schwetzingen uraufgeführt oder nachgespielt. Mozart hätte sich glücklich geschätzt, für diese Bühne komponieren oder als Kapellmeister der Hofkapelle wirken zu dürfen.

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Der Eingang zum Schlosstheater in den im Halbrund
an das Schloss angebauten Seitenflügeln

Inmitten solcher Aura und eines heiteren Ambientes zierlicher Architektur, des vom Fliederduft durchwehten Schlossparks und des verführerischen Angebots frischen Spargels lässt sich in Schwetzingen Musik genießen, wie es wohl bei kaum einem anderen Festival in dieser sinnlichen Intensität möglich ist. Schwetzingen ist ein Fest für viele Sinne zugleich.

Dabei sind die Schwetzinger Festspiele trotz dieser überreichen genüsslichen Seiten von einem "Event" im Sinne eines modisch aufgepeppten Gesellschaftsereignisses, bei dem Musik mehr oder weniger zum Beiprogramm verkommt, weit entfernt. Stars, große Namen des Musikbetriebs treten auch hier auf, aber jedes Konzert ist eingebettet in ein allein der Musik verpflichtetes Konzept. Als "Schwetzinger Dramaturgie" hat sich in den letzten Jahren herauskristallisiert, was die Besonderheit dieser Programmgestaltung ausmacht: eine facettenreiche Mischung aller musikalischer Darbietungsformen von der Oper bis zum Solistenkonzert, die gezielte Verbindung von alter und neuer Musik und der Wechsel von bereits namhaften Künstlern mit solchen, die am Anfang ihrer Karriere stehen. Der musikalische Leiter der Festspiele, SWR-Musikredakteur Peter Stieber, zeichnet sich bei der Auswahl durch einen überaus treffsicheren Spürsinn für glänzende Interpreten und die Gestaltung eines intelligenten Programms aus.

Vergrößerung in neuem Fenster Der Kammermusiksaal, einer der fünf
Aufführungsorte im Schwetzinger Schloss

Zehn Programmschwerpunkte bieten die Festspiele in diesem Jahr. Auf dem Opernsektor gab es in den letzten Jahren immer die reizvolle Gegenüberstellung einer Barockoper, meist die Ausgrabung eines verschollenen Werks, mit einem zeitgenössischen Bühnenwerk, meist als Uraufführung. Zum ersten Mal war gleich zu Beginn der Festspiele 2008 Alt und Neu an einem Opern-Doppelabend zu erleben, und zwar mit der wieder entdeckten Oper "Niobe, Regina di Tebe" von Agostino Steffani (im Rokokotheater) und der Uraufführung der rein vokalen Komposition "Hybis" von Adriana Hölszky (in der Form einer Performance im Kammermusiksaal). Es ist die letzte Opernproduktion, die Klaus-Peter Kehr verantwortet. Ab der kommenden Saison wird Georges Delnon für die Opernsparte in Schwetzingen zuständig sein.

Auf der Seite der Kammermusik gibt es eine Reihe mit dem Hagen-Quartett, das an drei Abenden "Haydn und die tschechische Schule" gegenüberstellt. Außerdem stellen vier Streichquartette aus den USA in ihren Programmen besonders auch amerikanische Komponisten in den Mittelpunkt. Für Liederabende eignen sich die kleinen Säle des Schwetzinger Schlosses ganz besonders. Von Magdalena Kozena über Christoph Prégardien, Konrad Jarnot, Simone Kermes, Ian Bostridge bis zu Matthias Goerne reicht die illustre Liste im Programm "Schwetzingen Vokal".

Außer dem Schwetzinger Schloss dient auch der Dom im wenige Kilometer südwestlich gelegenen Speyer als stimmungsvoller Aufführungsort für einige Konzerte. Die Erhabenheit des romanischen Kirchenschiffs gibt der alten Musik zwischen Gregorianik, Palestrina (vom Hilliard-Ensemble) und Monteverdi ( "Marienvesper" mit Musica Fiata und der Capella Ducale) einen überaus würdigen Rahmen und ein ganz besonderes akustisches Gepräge. Der "Orchestermusik der Jahrhunderte" sind Konzerte in historisch informierter Aufführungspraxis gewidmet.

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Der Kaiserdom zu Speyer

Der Akzent im Bereich der modernen Musik liegt in diesem Jahr auch auf einer Konzertreihe über Helmut Lachenmann, dessen Wirken unter dem Titel "Schönheit als Abenteuer der Wahrnehmung" in Musik und Wort vielseitig portraitiert wird.

Schließlich stehen drei Instrumente besonders im Fokus von Einzelkonzerten. Die Laute in der stimmungsvollen Orangerie des Schlosses, die Viola in drei Kammerkonzerten mit Musik von Mozart bis Ligeti und natürlich das Klavier als Soloinstrument und "im Doppelpack". Die bekannten Klavierduos Tal / Groethysen, GrauSchumacher und Genova / Dimitrov werden erwartet und in Solistenkonzerten eine Reihe von jungen Talenten, die in Sonntagsmatineen ihr "Schwetzinger Debut" geben: Alessio Bax, Jonathan Biss, Boris Giltburg, Nikolaj Tokarew, Jonathan Gilad, Lise de la Salle und Martin Kasik.

Vier Sonderkonzerte mit ganz spezifischem Profil runden den Reigen der Schwetzinger Konzerte ab, u.a. eine Hommage an Olivier Messiaen anlässlich seines 100. Geburtstags, eine musikalisch-literarische Soiree mit Helmut Lohner und im Rahmen seiner Farewell-Tornee ein Klavierabend mit Alfred Brendel.

Ein Programm, das sich sehen lassen kann, das man eben aber auch überall in Deutschland hören kann. Es lohnt sich, auf die Programmankündigungen der Rundfunkanstalten zu achten. An den Schwetzinger Festspielen lässt sich erfahren, was öffentlich-rechtlicher Rundfunk vermag und wie gut unsere Rundfunkgebühren angelegt sind. Über ausgewählte Konzerte wird das OMM berichten.

Mehr von den Schwetzinger
Festspielen 2008:


Hybris/Niobe

Hybris/Niobe
Drama für Stimmen
von Adriana Hölszky
Libretto von Yona Kim

Niobe, regina di Tebe
Dramma per musica in drei Akten
von Luigi Orlandi,
Musik von Agostino Stefani

Pacifica Quartet



Nützliche Tipps:

Eine Übersicht über alle
SWR-Sendetermine
der Schwetzinger Festspiele
gibt es unter
www.schwetzinger-festspiele.de

Die Konzerte zwischen dem
8. und 15. Mai werden im
Programm SWR2 live übertragen.


Zwei materialreiche und
üppig bebilderte Bücher
über die Festspiele und
die Hofoper in Schwetzingen:

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Arkadien der Musik

Erschienen 2002 im Verlag
J.B. Metzler Stuttgart und Weimar.
322 Seiten
ISBN 3-476-01907-1



Vergrößerung in neuem Fenster
Hofoper in Schwetzingen

Erschienen 2004 im
Universitätsverlag Winter Heidelberg.
448 Seiten.
ISBN 3-8253-1524-X




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