Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Musikfestspiele
Homepage Festspiele-Hauptseite E-Mail Impressum



Bayreuther Festspiele 2008

Meistersinger


Premiere im Festspielhaus Bayreuth am 25.7.2007
Rezensierte Aufführung: 14. August 2009



Verpufft




Von Gerhard Menzel / Fotos: © Bayreuther Festspiele GmbH / Enrico Nawrath

Was hat im Jahr 2007 die Debüt-Inszenierung der „Meistersinger“ von Katharina Wagner auf dem Grünen Hügel für heftige Aufregung und jede Menge Diskussionsstoff gesorgt. Was sich allerdings schon im letzten Jahr andeutete, nahm dieses Jahr dann deutliche Konturen an. Der erste provozierte Schock ist verdaut und die geradezu „übermächtige“ und geniale Züge tragende Neuinszenierung des „Parsifal“ von Stefan Herheim demonstrierte nun bereits im zweiten Jahr, was wirklich exzeptionelles und überragend er- und gearbeitetes Musiktheater ist. Diese „Meistersinger“ Produktion – die musikalisch auch dieses Jahr wenig überzeugt – gehört als längst überfälliges Stück Rezeptionsgeschichte ganz schnell in die „Historienkiste“ der Festspiele. Ausgiebig auf DVD dokumentiert ist sie schließlich schon.

Vergrößerung Die Meistersinger von Nürnberg, 1. Aufzug, 1. Szene
Klaus Florian Vogt (Walther von Stolzing)
Foto: © Bayreuther Festspiele GmbH / Enrico Nawrath

Dabei gelingt Katharina Wagner bisweilen eine brillante Personenregie, zumindest bei einigen Solisten, wenn auch sehr subjektiv gefärbt. Die großen Chorszenen sind dagegen – ganz der Inszenierungskonzeption geschuldet – fast ausschließlich statuarisch gehalten. So interessant und „neu“ die sich im Stück vollziehende Entwicklung der Personen Sachs/Beckmesser und Stolzing/Eva dargestellt wird, so bleibt die Gegenbewegung von Sachs und dessen Widersacher Beckmesser reine Fiktion. So wenig sich der zwar für Neues aufgeschlossene, aber immer wieder um Schlichtung von Divergenzen bemühte Sachs stringent vom Revolutionär zum mahnenden Sängerpapst wandelt, so wenig lässt sich die rasante Entwicklung des Beckmesser vom biederen Kunstfunktionär zum unverstandenen Avantgarde-Künstler weder aus dem Stück und schon gar nicht aus der Musik heraus lesen. Eine phantasievolle Idee ist es aber allemal und passt zum kreativen Inszenierungsstil von Katharina Wagner. Immerhin gelang es ihr, in „einer“ Inszenierung einige Jahrzehnte Rezeptionsgeschichte zu überspringen und hat dadurch die „Meistersinger“ regelrecht „befreit“, um sich hoffentlich nun wieder mehr der Musik zu widmen – und das hat Bayreuth dringender nötig denn je!

Vergrößerung

Die Meistersinger von Nürnberg, 2. Aufzug, 4. Szene
Alan Titus (Hans Sachs) und Michaela Kaune (Eva)
Foto: © Bayreuther Festspiele GmbH / Enrico Nawrath

Den Hans Sachs mit Alan Titus neu zu besetzen, war zwar ein ehrenwerter Versuch, der Produktion mehr musikalische Klasse zu geben, doch eine deutliche Verbesserung trat dadurch leider nicht ein. Gerade den Sixtus Beckmesser auszutauschen, den Michael Volle sängerisch und darstellerisch überzeugend gestaltete, war dagegen etwas verwunderlich, obwohl die Neubesetzung Adrian Eröd einen sehr guten Eindruck hinterließ. Allerdings wirkte er – trotz der Eigenwilligkeit der Inszenierung – im Vergleich zu Sachs viel zu jung, um die eigentlich tragische Existenz dieses Menschen auszufüllen.

Vergrößerung Die Meistersinger von Nürnberg, 2. Aufzug, 4. Szene
Alan Titus (Hans Sachs) und Adrian Eröd (Sixtus Beckmesser)
Foto: © Bayreuther Festspiele GmbH / Enrico Nawrath

Während Klaus Florian Vogt ein zumindest in den höheren Regionen strahlender Walther von Stolzing ist und Norbert Ernst ein durch das Regiekonzept etwas eingeschränkt agierender David mit durchaus potenter Stimme, erreichen Michaela Kaune als Eva und Carola Guber als Magdalene nur bedingt Festspielniveau. Gleiches gilt auch für Artur Korn in der Partie des Veit Pogner.

Vergrößerung

Die Meistersinger von Nürnberg, 3. Aufzug, 5. Szene
Adrian Eröd (Sixtus Beckmesser)
Foto: © Bayreuther Festspiele GmbH / Enrico Nawrath

Die gesetzten Erwartungen erfüllten zumindest das übrige Ensemble, der wie immer exzellent von Eberhard Friedrich einstudiere Festspielchor und das herrlich aufspielende Festspielorchester. Sebastian Weigle hat sich weiter an die speziellen akustischen Gegebenheiten in Bayreuth gewöhnt, konnte diverse Wackler und klangliche Unebenheiten aber nicht verhindern.


FAZIT

Musikalisch etwas konsolidiert, verpuffte die ehemals ordentlich aufmischende und neuerungssüchtige Inszenierung. Regelrecht aufgesetzt, unausgegoren und streckenweise plump verblasst sie hinter dem Geniestreich von Stefan Herheim, dessen Parsifal -Inszenierung zum Eindrucksvollsten gehört, was je auf der Bühne des Festspielhauses zu sehen war.



Weitere Rezensionen von den Bayreuther Festspielen 2009


Ihre Meinung ?
Schreiben Sie uns einen Leserbrief

Produktionsteam

Musikalische Leitung
Sebastian Weigle

Inszenierung
Katharina Wagner

Bühne
Tilo Steffens

Kostüme
Michaela Barth
Tilo Steffens

Licht
Andreas Grüter

Choreinstudierung
Eberhard Friedrich

Dramaturgie
Robert Sollich

Statisterie, Chor, Sonderchor
und Orchester
der Bayreuther Festspiele


Solisten

Hans Sachs
Alan Titus

Veit Pogner
Artur Korn

Kunz Vogelgesang
Charles Reid

Konrad Nachtigall
Rainer Zaun

Sixtus Beckmesser
Adrian Eröd

Fritz Kothner
Markus Eiche

Balthasar Zorn
Edward Randall

Ulrich Eisslinger
Timothy Oliver

Augustin Moser
Florian Hoffmann

Hermann Ortel
Martin Snell

Hans Schwarz
Mario Klein

Hans Foltz
Diógenes Randes

Walther von Stolzing
Klaus Florian Vogt

David
Norbert Ernst

Eva
Michaela Kaune

Magdalene
Carola Guber

Ein Nachtwächter
Friedemann Röhlig


Homepage der
Bayreuther Festspiele



Da capo al Fine

Homepage Festspiele-Hauptseite E-Mail Impressum

© 2009 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: festspiele@omm.de

- Fine -