34. TAGE ALTER MUSIK IN HERNE
vom 12. bis 15. November 2009
Tabus
In der Musik vom Mittelalter
bis ins 19. Jahrhundert
Zehn Konzerte des
Westdeutschen Rundfunks Köln
und ein Konzert der Stadt
Herne
14. November
„Was ist uns die
Klassik wert?“
Kulturpolitisches
Forum WDR3
13. bis 15. November
Blas- und
Saiteninstrumente
Musikinstrumentenmesse
der
Stadt
Herne
Tabulos qualitätvoll Bei den Tagen alter Musik
in Herne waren in diesem Jahr viel Hochkarätiges
zu erleben
Alljährlich, und in
diesem Jahr bereits zum 34. Mal, begeben sich die „Tage alter Musik in
Herne“
in die Tiefen der musikalischen Vergangenheit. Vom Westdeutschen
Rundfunk und
dem Kulturamt der Stadt wird dieser Streifzug durch die Alte Musik
veranstaltet,
ein Radiofestival, das wohl das bedeutendste kulturelle Ereignis in der
ansonsten recht strukturschwachen Stadt ist. Elf Konzerte gingen
zwischen dem
12. und 15. November an verschiedenen Orten in Herne über die
Bühne,
aufgezeichnet oder live gesendet vom WDR.
Das mittlerweile
traditionelle Symposium, veranstaltet vom emeritierten Bochumer
Musikwissenschaftler
Christian Ahrens, fiel zwar aus wegen mangelnder finanzieller
Unterstützung Seitens
der Kunststiftung NRW, für nächstes Jahr jedoch sind Gelder
beantragt und die
Chancen stehen natürlich gut im Kulturhauptstadtjahr 2010. Dann
wird auch das
Kulturzentrum selbst, der Mittelpunkt der Herner Konzerte, nebst
vorgelagertem
Willi-Pohlmann-Platz, gänzlich renoviert sein. 4,3 Millionen Euro
fließen in
die Neugestaltung.
Auch in diesem Jahr
musste man in Herne auf nichts verzichten, weder auf die gewohnte,
begleitende
Ausstellung der Instrumentenbauer, noch auf die übliche, hohe
Qualität der Konzerte.
Mit dem Thema „Tabu“ setzte man auf ein letztendlich einleuchtendes,
aber
dennoch nicht nahe liegendes Motto.
Alessandro Quarta
Engel in der
römischen Bronx
Rom im 16.
und 17. Jahrhundert. Im schäbigen Viertel La Valicella, in
Sichtweite von Engelsburg
und Petersdom, herrschen Kriminalität, bittere Armut und
Prostitution. Der einzige
Ort, an dem man in dieser römischen Bronx Erbauung finden kann,
ist das Oratorium
neben der Kirche Santa Maria in Valicella. Dort missioniert der
Priester
Filippo Neri seine Gläubigen: Einfache Leute, für die Filippo
und seine Ordensbrüder
Engel sind, und Felsen in der Brandung. In dieser Umgebung und zu
dieser Zeit
entstand eine der stärksten urbanen Musiktraditionen
überhaupt, meint
Alessandro Quarta. Der Musiker hat sich in Herne auf die Suche gemacht
nach volkstümlichen
Traditionen in der alten römischen Musik. „In Italien existiert
die Tradition
des Lauda-Singens“, erklärt Quarta. „Sie rührt vom
Mittelalter her: Sehr
einfache, religiöse Musik, in Italienisch, nicht in Latein, mit
sehr volkstümlichen
Texten. Die Tradition hat die Jahrhunderte überdauert. Und die
Padres von San
Filippo Neri haben sich nach dem Tridentiner Konzil dazu entschlossen,
eine
neue Tradition dieses Lauda-Singens zu etablieren, indem sie ihre
Sammlung ‚Lauda
Philippina’ herausgaben“.
Einfach
sollte die Musik für die Bewohner von La Valicella sein, und nicht
etwa kolossal
und polyphon, mehrchörig und virtuos wie die restliche
Kirchenmusik der Zeit.
Und so entstanden lebendige, sinnliche Gesänge, die nahe am
römischen Volk waren.
Manuskripte mit Lauda-Musik entreißt der Musikforscher,
Sänger und Dirigent
Alessandro Quarta schon seit Jahren den vergessenen Archiven und
Bibliotheken
seiner Heimatstadt. Heute ist Quarta Kapellmeister am römischen
Pantheon. Seit
einigen Jahren leitet er sein eigenes Ensemble, „Concerto romano“.
Schon als kleines
Kind hat er sich für Alte Musik begeistert. „Als ich vier Jahre
alt war, hatten
wir, wie jede andere bürgerliche italienische Familie auch, diese
Schallplattensammlung ‚Die Geschichte der Musik’. Zufällig hatte
ich einen kleinen
Plattenspieler und wählte willkürlich eine Folge aus. Es war
Musik von
Frescobaldi. Ich hörte sie den ganzen Tag, das weckte mein
Interesse an Alter
Musik. Natürlich habe ich später Klavier gespielt und auch
ein bisschen Viola
da Gamba. Doch viel lieber habe ich geforscht, bin in Bibliotheken
gegangen und
habe alte, gedruckte Manuskripte in heutige Notenschrift
übertragen“.
So viel
Forscherdrang wird natürlich belohnt – durch die besondere
Aufmerksamkeit der
Zuhörer von „Concerto romano“, die im Konzert „Seelenheil gegen
die Regeln“
fasziniert diesem Ensemble lauschten. Keine CD gibt es von den Musikern
zu
kaufen, keine Webseite weist auf das Ensemble hin. Es wird jedoch Zeit
dafür, die
Musiker arbeiten schließlich schon einige Jahre miteinander. Ihr
Auftritt bei
den „Tagen alter Musik in Herne“ 2009 war vielleicht der
größte Publikumserfolg
des Festivals. Und auf das Motto der Konzertreihe waren die mit
größter
Spielfreude zelebrierten Lauda-Gesänge ebenso gemünzt. Sie
waren auch für
Frauen gedacht – und das war verpönt in einer Zeit, in der Frauen
in der Musik
so gut wie keine Rolle spielten.
Tabubrüche,
unerkannt
Den
musikalischen Tabus vergangener Jahrhunderte wollte WDR-Redakteur
Richard Lorber
in seiner Festivalausgabe 2009 nachgehen. Für ihn sind sie nicht
nur ein Phänomen
der Musik und Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts. „In der historischen
Musik
gibt es nicht das Tabu als stilistisches Mittel“, erläutert
Lorber. „Aber es
gibt jede Menge Grenzsituationen, musiksoziologische Tabus,
musikästhetische
Tabus und stilistische Tabus. Und das fanden wir interessant, das zu
ermitteln,
denn in diesen Situation der politischen Restriktion, auch der
stilistischen
Begrenzungen, die Komponisten erfahren haben, kann man in die Werkstatt
der
Komponisten und Musiker eintreten, um diese Musik besser zu verstehen.“
Um
Tabubrüche aller Art wahrzunehmen, musste man in Herne genau
hinhören – ohne
die Hilfe der Programmhefttexte erschlossen sich diese Ebenen nicht.
War Joseph
Haydn mit seinen Streichquartetten ein Tabubrecher seiner Zeit, in der
man
lieber den anspruchsloseren, gefälligeren Quartetten von Ignaz
Pleyel lauschte,
als sich mit seinen komplexen, kapriziösen Stücken zu
beschäftigen? Das Pleyel
Quartett Köln spielte zum Auftakt in Herne am Donnerstagabend
Musik beider
Komponisten, zusammen mit einem Werk von Boccherini, leider aber zu
uninspiriert
und mit prekärer Intonation. Dass man das Konzert verlässt
mit dem Gedanken,
dass zum Glück der Instrumentenbau in den letzten Jahrhunderten
Forstschritte
gemacht hat, ist fatal.
Da begab
man sich doch lieber musikalisch in den Dunstkreis der königlichen
Musikerin
Anne, der Prinzessin von Oranien. Das junge Ensemble „Holland Baroque
Society“
zeichnete ein berauschend energiereiches musikalisches Porträt der
Mäzenatin,
die ihrem Liebling Georg Friedrich Händel, gegen alle Regeln und
recht
provokant, die Treue hielt. „Anna die Kühne“ hieß das
Konzert in der Akademie
Mont-Cenis, von den holländischen Musikern übrigens im Stehen
musiziert. Man
sagte, in der Probe sei sogar noch mehr der Funke übergesprungen
als beim
späteren Auftritt.
Tabus en
Masse brachen die Liebenden Tristan und Isolde. Die mittelalterliche
Sage nach
Texten von Gottfried von Straßburg und Thomas de Bretagne haben
die Mitglieder
eines der dienstältesten Ensembles für Alte Musik in Herne
aufgeführt: Die
Boston Camerata. Die Sängerinnen Anne Azéma (Isolde),
Jennifer Ellis Kampani
(Brangäne) und der Bariton Aaron Engebreth (Tristan) machten die
Sage von
„Tristan & Iseult“ in berückender Weise lebendig. Die Texte,
rezitiert und
gesungen in Mittelhochdeutsch, Altfranzösisch und Latein von Jean
Lorrain,
wirken fern von dieser Welt, waren aber trotzdem inhaltlich
verständlich.
Insgesamt
waren in Herne in diesem Jahr eine ganze Reihe hochkarätige
musikalische
Ereignisse zu erleben. Als Beispielhaft geriet die Aufführung der
„Opera
eroica“ „Ezio“ von Georg Friedrich Händel durch das
Kammerorchester Basel unter
Attilio Cremonesi. Dreieinhalb Stunden feinster Händel-Gesang, mit
Liebe
musiziert von den Baseler Gästen – und ein sehr gut besuchtes
Konzert dazu.
Auch die Madrigale und Motetten von Peter Philips, tabulos wohlklingend
komponiert in einer Zeit, da Monteverdis Dissonanzen allseits
akzeptiert waren,
gerieten zum Ereignis. Das Konzert der „Cappella Mediterranea“ unter
der
Leitung von Leonardo Garcá Alarcón wurde allerdings gut
versteckt am späten
Donnerstagabend um 21.30 Uhr. Normale Arbeitnehmer konnten hier nicht
mehr dabei
sein.
Des Weiteren
widmeten sich in Herne Konzerte der „Mozart-Parodie“ (German Mozart
Orchestra
unter Franz Raml) sowie dem „Fandango“. In der Künstlerzeche Unser
Fritz 2/3
ließ Luz Martín León-Tello die Kastagnetten
klappern zum Rattern der Cembali
von Christine Schornsheim und Andreas Staier. Das Konzert um 23 Uhr
konnten
wohl nur Konzertgänger besuchen, die nicht mit dem ÖPNV
unterwegs waren.
Schließlich stellte sich das Oratorium „La Caduta di
Gierusalemme“ von Paolo
Colonna, mit dem die Tage alter Musik in Herne am Sonntagabend zu Ende
gingen,
als ein zwar von Manfred Cordes und seinem Ensemble Weser-Renaissance
Bremen
schön musiziertes, aber letztendlich doch blutleeres Stück
heraus. Die
Rezitative gestalteten sich zwar abwechslungsreich, waren aber endlos.
Die
Arien wirkten dagegen mager. Die Sänger – unter ihnen alte Hasen
wie der Altus
David Cordier, der Bass Dominik Wörner und Tenor Julian Podger –
schlugen sich
wacker und boten Solides, rechtfertigten aber nicht mehr den Besuch des
zweiten
Teils nach der Pause. Ein stilistisches Da Capo war zu erwarten.
„Was ist
uns die Klassik wert?“
Die „Tage
alter Musik in Herne“ sollen neben der Musik selbst immer auch einen
Mehrwert bieten.
Und so diskutierte man im Rahmen des alljährlich veranstalteten
„Kulturpolitischen
Forums“ über Musik und Kultur, über den Klassikmarkt und
über die zeitgemäße
Vermittlung von Musik. Jahr für Jahr ähneln sich diese
Diskussionsrunden sehr,
werden aber stets unter einem anderen Motto geführt. In diesem
Jahr wollte man
im Veranstaltungsort, dem Archäologischen Museum in Herne, wissen:
„Was ist uns
die Klassik wert?“ Unter den Teilnehmern – Richard Lorber (WDR,
Festivalchef),
Werner Wittersheim (Leitung der Programmgruppe WDR3), Werner Lohmann
(Präsident
des Landesmusikrates NRW), Volker Mattern (der neue Leiter der
Kulturabteilung
des Bayer-Konzerns) sowie dem Cembalisten Christian Rieger (Folkwang
Hochschule
Duisburg) – war vielleicht der interessanteste Gast der junge
freiberufliche
Tonmeister Stephan Cahen. Er hat gerade mit „myrios classics“ ein neues
CD-Label gegründet und berichtete über den Spagat zwischen
künstlerischen und
finanziellen Erwägungen, den deutschen Berührungsängsten
mit der Klassik, über
die korrespondierenden Einheiten CD und Konzert und die
Möglichkeit, sich durch
unbedingte Qualität aus der Masse der Labels und der
Veröffentlichungen herauszuheben.
Alte Musik,
aufgepeppt und schräg?
Ein anderer
„Mehrwert“ des Herner Festival ergibt sich seit 2008 durch einen
Videoblog.
Musik- und Journalistikstudenten der Technischen Universität
Dortmund berichten
während der Festivaltage über ausgesuchte Aspekte des
Festivals und stellen
ihre Filme ins Internet (wenn man beim WDR sehr gut sucht, findet man
sie noch
im Archiv). Mal avantgardistisch, mal brav sind die Ergebnisse. Ob man
damit
junges Publikum für das Festival gewinnen kann, ist fraglich. Doch
wenn junge
Reporterinnen wie Geza Dördelmann ein Kastratenquiz mit den Herner
Bürgern veranstalten,
kann man vielleicht ganz ungezwungen den Blick auf die speziellen
Eigenheiten
der Alten Musik lenken. Wie ein Kastratenquiz funktioniert? „Ich habe
einen
Countertenor der Tage alter Musik interviewt und er hat erzählt,
wie die Stimme
funktioniert“, erzählt Dördelmann. „Wir haben ihn singen
lassen und eine
Sopranistin und haben dann diese Musikbeispiele in die
Fußgängerzone getragen
mit einem Laptop und Leute gebeten, ein kleines Quiz mit uns zu machen
und sich
das anzuhören. Und herausgekommen ist dann lustigerweise, dass
niemand den Mann
für eine Frau gehalten hat, sondern alle die Frau für einen
Mann“.
Die
Videoblogs sind vor allem technische Fingerübungen für die
Dortmunder Studenten
– und eine für den WDR preiswerte Dokumentation der Konzerte dazu.
Bringt man
diesen Filmen von Seiten der Konzertgänger eigentlich Interesse
entgegen? Das
zumindest ist fraglich. Aufmerksamkeit erregen, das steht fest, wird
Richard
Lorber bestimmt mit seinem Programm für das Jahr 2010. Dann widmet
man sich in
Herne im Rahmen den Alte-Musik-Bearbeitungen des Komponisten Hans
Werner Henze.
Auf einen Höhepunkt hat Richard Lorber schon hingewiesen: Henzes
üppige
Bearbeitung von Monterverdis „Il Ritorno d’Ulisse in Patria“.
Markus Brudereck
Variatio delectat - Klangliche Vielfalt in
der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts
Erstmals boten die Tage
Alter Musik in Herne im Rahmen eines Familienkonzerts
Studierenden des Studienbereichs Alte Musik der Hochschule für
Musik und Tanz Köln ein eigenes Podium. Unter der Leitung von
Prof. Richard Gwilt gaben die jungen Nachwuchsmusiker einen Einblick in
die klangliche Vielfalt der Musik des 17. und 18. Jahrhunderts. Mit
Werken von Dario Castello, François Couperin, Joseph Bodin de
Boismortier, Jean-Marie Leclaire und Johann Christoph Pepusch
demonstrierten sie die damalige Aufführungspraxis variabler
Besetzungen nicht nur der Generalbassgruppe, hier mit Susanne Herre
(Viola da Gamba), Avital Reshef (Theorbe) und Kanoko Miyazaki
(Cembalo). Auch die Melodieinstrumente konnten mit verschiedenen
Instrumenten ausgeführt werden, was zu immer neuen
Klangkombinationen führte. Mareike Faber (Traversflöte), Lena
Riedlinger (Block- und Traversflöte), Johanna Klein
(Blockflöte und Fagott), Beatrice Lignon und Josep Martinez
Reinoso (Violine) erfüllten diese Aufgaben virtuos und mit
souveränem Stilgefühl.
Dem professionellen Nachwuchs im Rahmen dieses
international renommierten Festivals ein Forum zu bieten, ist eine
ausgezeichnete Idee der Stadt Herne, die man in Zukunft weiterverfolgen
sollte. Die Verantwortlichen sollten sich auch nicht davon entmutigen
lassen, dass dieses erste Familienkonzert durchaus mehr
Publikumsresonanz verdient hätte. Immerhin waren doch zahlreiche
Kinder mit ihren Eltern am frühen Samstagnachmittag in das
Kulturzentrum gekommen. Und dass ihnen das sehr unterhaltsam von Prof.
Gwilt moderierte Konzert gefallen hat, zeigte der lang anhaltende
Schlussapplaus. Und vielleicht findet dieser Programmpunkt der Tage
Alter Musik ja auch noch die Unterstützung des WDR...
Studierenden
des Studienbereichs
Alte Musik der Hochschule für Musik
und Tanz Köln mit Prof. Richard Gwilt
"Musique des Dames"
-
Musik für Damen - nannte die Hamburger Ratsmusik ihre
Matinée am Sonntag. Violine zu spielen, oder gar die
große, zwischen den Beinen gehaltene Viola da Gamba, galt im
Barock als nicht schicklich für Frauen. Also verlegte frau
sich auf die Diskantgambe oder auf ihren kleineren, zarten Bruder, den
Pardessus de Viole. Beide Instrumente konnten mit weniger Aufsehen
erregenden Gesten auf dem Schoß gehalten und gespielt werden.
Insbesondere
französische Komponisten, deren Namen heute nur noch Fachleuten
geläufig sein dürften, haben für diese kleinen Gamben
eine im besten Sinne "feine" Solomusik geschrieben. Simone Eckert, auf
der Diskantgambe und dem Pardessus ebenso virtuos und technisch
perfekt, wie auf der Viola da Gamba, stellte eine erlesene Auswahl
dieser Raritäten vor. Ulrich Wedemeier (Theorbe, Barockgitarre)
und Michael Fuerst (Cembalo) komplettierten die intime Besetzung der Hamburger
Ratsmusik.
Zum
Auftakt erklang Thomas Marcs Sonate d-Moll für Diskantgambe und
Basso continuo, anschließend Jean Barrières Sonate e-Moll
aus den "Sonates pour le Pardessus de Viole" (Paris um 1748). Der Ton
des Pardessus erinnert in der Tat an den der Violine, ist aber sehr
viel weicher und introvertierter. Ulrich Wedemeier gab mit zwei
Kompositionen von Robert de Visée ein kleines Intermezzo auf der
Theorbe, ehe der Pardessus de Viole mit reizvollen
Charakterstücken von Pierre Hugard de Saint-Guy wieder zu
Wort kam (Suite D-Dur aus der Sammlung "La Toilette", Paris um 1760).
Den
Schlusspunkt setzte die "große" Viola da Gamba, begleitet von
Cembalo und Barockgitarre: Antoine Forquerays Sonate G-Dur ist ein hoch
virtuoses Werk aus der Spätzeit der Gambenliteratur. Hier darf
sich dieses bald danach in einen Dornröschenschlaf
versinkende Instrument noch einmal von seiner besten Seite zeigen!
Forqueray hat die Sammlug der "Pièces de Viole" (Paris 1745)
übrigens der Prinzessin Henriette Anne de France gewidmet, die
selbst die Viola da Gamba spielte und sich mit "ihrem" Instrument
ebenso selbstbewusst wie provokant malen ließ (Jean-Marc Nattier,
Madame Henriette mit Gambe. Musée de Versailles).