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Bayreuther Festspiele 2010

Tannhäuser

Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg
Richard Wagner für Kinder


Nach der Oper von Richard Wagner
in einer musikalischen Strichfassung von Alexander Busche
und der Textfassung von Reyna Bruns

Produktion im Rahmen der Bayreuther Festspiele
Premiere am 25. Juli 2010, Probebühne IV der Bayreuther Festspiele


Aufführungsdauer: ca. 70' (keine Pause)



Der coole Tanni

Von Joachim Lange


Bevor es mit der Auffahrt der Gäste und Hans Neuenfels‘ Lohengrin-Experiment auf dem Grünen Hügel so richtig losging, hatte der Tannhäuser für Kinder schon seine Feuertaufe bestanden. Bei der Eröffnungspressekonferenz antwortete Katharina Wagner prompt auf die Frage, wer denn in diesem Jahr der Stargast bei dieser Produktion der BF Medien GmbH seien (nachdem sich im letzten Jahr eine leibhaftige Ministerin zwischen die Kids verirrt hatte), die Stargäste seinen natürlich die Kinder. Und in der Tat: Die hauptsächlich von der neuen Co-Chefin Katharina Wagner initiierte Kinderoper ist die bislang sichtbarste und überzeugendste Neuerung auf dem Grünen Hügel. Trotz der jahrelangen Überbuchung kümmert sich die neue Festspielleitung nämlich bewusst und mit theaterpädagogischem Ehrgeiz um den Nachwuchs für Wagner und die Festspiele.

Dabei werden die Kinder selbst in die Vorbereitung einbezogen. Bei den Kostümen gab es wieder einen deutschlandweiten Kostümwettbewerb. Von den fünf Schulen aus Berlin, Forchheim, Köln, Langenzenn und Münster gewann die Nelson-Mandela-Schule in Berlin und lieferte die Entwürfe für diese Produktion. Auch wenn bei dem berühmten Zitat Richard Wagners dabei alle an etwas ganz anderes denken, sein so gern zitiertes „Kinder! Macht neues!“ wurde bislang wohl kaum so wortwörtlich genommen wie hier.

Begonnen hatte alles auf der Probenbühne hinter der Kantine im letzten Jahr mit einem fliegenden Holländer. In diesem Jahr nun folgte Tannhäuser. In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Musik "Hanns Eisler" Berlin hat ihn Jungregisseurin Reyna Bruns kindgerecht als Geschichte über Freundschaft in ein Internat verlegt. Mit einem pedantischem Leiter (Mario Klein) und Kissenschlachten vor der Nachtruhe. Mit einem eigensinnig vor sich hin komponierenden Tannhäuer (für den sich immerhin ein renommierter Wagnersänger wie Jeffry Dowd ins Zeug legt). Er ist der Außenseiter, der sich auch schon mal (mit Erfolg) selbst wegwünscht. Dabei fährt ihn die coole und ausgeflippte Venus (Alexandra Petersamer) auf ihrem Skateboard nicht nur fast über den Haufen, sondern beeindruckt ihn mit ihren knallbunten Klamotten und herbeigezauberten zuckerbunten Fangarmen ebenso wie sie ihn mit ihren Wozu-Fragen ziemlich ins Schwitzen bringt. Dann lieber doch zurück und zum Gesangswettbewerb in der Schule. Hier kriegt das verkannte Junggenie aber keinen Preis, sondern eine Besserungsreise nach Italien verordnet. Während dessen erklärt Wolfram endlich mal die Sache mit dem zweitbesten Freund der Klassenschönheit Elisabeth (Sonja Mühleck).

Nachdem Kumpel Tannhäuser dann von seinem Italientrip zurückkommt, verträgt er sich am Ende mit seinem Freund Wolfram und Freundin Elisabeth wieder, und alle ziehen gemeinsam durch das geöffnete Tor des Probebühne ins Freie, sprich ins Leben! Und das haben sie noch vor sich. So einfach kann Oper sein. Fürs Kompliziertere und Vielschichtige ist man ja eh im Großen Haus nebenan zuständig.

In den gerade mal 70 schnell vergehenden Minuten gibt’s vom klein besetzten Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt unter Hartmut Keil die musikalische Quintessenz der Vorlage, die Alexander Busche aus der Langfassung destilliert hat, und einen flott angepassten Text mit viel Interaktionseinlagen für die am Ende begeistert mitgehenden Kids. Kein Wunder, dass die zehn angesetzten Vorstellungen im Handumdrehen ausverkauft waren.

Irgendwann, mittendrin, brüllte einer beim Anblick von Elisabeth mitten rein, „Die Merkel kommt auch“ - Wie er da nur drauf kam?


FAZIT

Der zweite Jahrgang eines lobenswert in die Zukunft gerichteten Projektes, bei dem nicht nur die kleinen Zuschauer ihren Spaß haben.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Hartmut Keil

Inszenierung
Reyna Bruns

Bühnenbild
Lea Walloschke

Maskenbild
Sophie Rauchhardt

Licht
Ralf Arndt

Dramaturgie
Henry Arnold

Choreinstudierung
Christian Jeub

Coruso – Erster Deutscher
Freier Opernchor e.V.
Künstlerische Leitung: Gotthard Franke

Brandenburgisches Staatsorchester
Frankfurt


Solisten

Landgraf Hermann
Mario Klein

Tannhäuser
Jeffry Dowd

Wolfram von Eschenbach
Marek Reichert

Walther von der Vogelweide
Edward Randall

Biterolf
Martin Snell

Heinrich der Schreiber
Florian Hoffmann

Reinmar von Zweter
Daniel Effert

Elisabeth
Sonja Mühleck

Venus
Alexandra Petersamer

Ein junger Hirte
Christiane Kohl


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