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Händel-Festspiele 2012 in Halle (Saale)

31.05.2012 - 10.06.2012

La Resurrezione

Oratorium in zwei Teilen (HWV 47)
Libretto von Carlo Sigismondo Capece
Szenische Aufführung
Musik von Georg Friedrich Händel

in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2 h 20' (eine Pause)

Premiere im Radialsystem V Berlin am 25. Mai 2012
(rezensierte Aufführung im Goethe-Theater Bad Lauchstädt am 2. Juni 2012)

 

 

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Auferstehung mit Videoprojektionen

Von Thomas Molke / Fotos von Ida Zenna (© Händel-Festspiele Halle)

Während man bei den diesjährigen Händel-Festspielen Händels Oper Poro, Re dell' Indie nur konzertant erleben kann, wird sein Oratorium La Resurrezione im kleinen Goethe-Theater Bad Lauchstädt szenisch geboten, was auf den ersten Blick verwundern mag. Allerdings entstand Händels zweites Oratorium zum Osterfest 1708 als Auftragswerk des römischen Marchese Francesco Ruspoli zu einer Zeit, als es in Italien ein päpstliches Opernverbot gab und zahlreiche Oratorien durch einen opernhaften Charakter die Sehnsucht nach Theateraufführungen bei den Zuschauern zu befriedigen versuchten. Dies lässt sich auch für Händels Werk über die Auferstehung bescheinigen, das auf zwei unterschiedlichen Ebenen die Zeit von der zweiten Nacht nach der Kreuzigung und dem Morgen der Auferstehung beschreibt: die Überirdische, die durch einen Engel (Angelo) repräsentiert wird, der dem Teufel (Lucifero) klar macht, dass mit Jesus Tod die Macht Gottes nicht enden wird, und die Menschliche, die die Ereignisse aus der Sicht der beiden Frauen Maria Magdalena (Santa Maria Maddalena) und Maria Cleofe beschreibt, die das Grab am Ostermorgen leer vorfinden.

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Jasmin Hörner als Angelo

Kobie van Rensburg verzichtet auf der kleinen Bühne des Goethe-Theaters auf ein aufwändiges Bühnenbild und arbeitet größtenteils nur mit Videoprojektionen, die er bereits in Händels erstem Oratorium Il Trionfo del Tempo e del Disinganno am Landestheater Niederbayern in der Spielzeit 2009 / 2010 erfolgreich umgesetzt hat. Auch in dieser Produktion gelingen ihm grandiose Bilder. Zu nennen sind hier beispielsweise der erste Auftritt des Angelo, der mit leuchtenden Schwingen in einer regelrechten Lichtfontäne erstrahlt, und Maddalenas erste Szene, in der sie vor einer Wand steht, auf die ihr Bett projiziert wird, sie sich langsam zudeckt und eine Vision von Jesus auf die andere Seite des Bettes projiziert wird. Auch das aus dem hinteren Bühnenelement herausgeschnittene Kreuz, welches nach der Auferstehung vom Bühnenboden emporgehoben wird und den gekreuzigten Jesus abbildet, wirkt beeindruckend. Manche Spielereien sind aber auch zu viel und bisweilen nicht ganz nachvollziehbar. So hätte man auf das Einfliegen der Buchstaben bei den Übertiteln durchaus verzichten können. Auch der Sinn der ständig durchlaufenden Zahlencodes in der Hölle des Lucifero erschließt sich nicht direkt. Soll das die Hölle unserer von Zahlen und Geld bestimmten modernen Welt sein?

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Lucifero (Falko Hönisch) ruft die Mächte der Hölle zu Hilfe.

Lucifero lässt van Rensburg zunächst als Frau in einem Kostüm auftreten, vielleicht als Anspielung darauf, dass der Sündenfall mit Eva und dem Apfel begonnen hat. Später sind auch Adam und Eva bei den Wesen, die durch Jesus Auferstehung von ihrem Leiden aus der Hölle befreit werden. So wie es die Frau ist, die für die Verbannung aus dem Paradies verantwortlich ist, sind es aber auch die Frauen, die als erste von der Auferstehung erfahren und somit als Boten für die Nachricht fungieren, dass mit Jesus Sieg über den Tod die Sünden der Menschheit überwunden werden können. Van Rensburg unterstreicht die Bedeutung der Frauen in diesem Oratorium, indem er bei der Ouvertüre bei einer Projektion des letzten Abendmahls die Jünger nach und nach durch Frauen ersetzt, bevor die einzelnen Figuren aus dem Bild verschwinden. Auch am Ende nehmen die Solisten und die beteiligten Schauspieler die Pose des letzten Abendmahls an einem als Tisch fungierenden Bühnenelement wieder ein. Großartig ist auch das Bild, in dem Lucifero als Besiegter in dem herausgeschnittenen Kreuz des hinteren Bühnenelementes steht.

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Von links: Santa Maria Maddalena (Susanne Ellen Kirchesch), Angelo (Jasmin Hörner), Lucifero (Falko Hönisch), San Giovanni (James Elliott) und Santa Maria Cleofe (Silvia Beltrami)

Musikalisch bewegt sich die Produktion auf hohem Niveau. Susanne Ellen Kirchesch gibt die Maria Maddalena mit warmem Sopran und stellt die Leiden der jungen Frau glaubhaft dar. Eindringlich gestaltet sie die Arie "Ho un non so che nel cor" im ersten Akt, in der sie ihre Zweifel darüber ausdrückt, dass Jesus auferstehen wird. Wesentlich mehr Optimismus verbreitet sie im zweiten Teil mit ihrer Arie "Del ciglio dolente", in der sie erkennt, dass Jesus Prophezeiung wahr werden. Die Koloraturen gestaltet sie dabei sehr weich. Silvia Beltrami setzt als Maria Cleofe einen dunkel-timbrierten Mezzo dagegen, der sich in den zahlreichen Bögen ebenfalls sehr beweglich zeigt. Zu nennen sind ihr Klagelied "Piangete, si, piangete", in dem sie ihrer tiefen Trauer freien Lauf lässt, und ihre Gleichnisarie im ersten Akt "Naufragando va per l'onde", in der sie sich mit einem Steuermann vergleicht, der dem wütenden Toben trotzt und am Ende das rettende Ufer erreichen wird. Auch an dieser Stelle findet van Rensburg mit weißen Projektionen auf einen schwarzen Hintergrund einen Weg, dieses Gleichnis mit einem Bild vom schäumenden Meer zu untermalen. James Elliott stattet San Giovanni mit einem weichen Tenor aus, der nur in den Koloraturen noch ein wenig beweglicher werden könnte.

Jasmin Hörner glänzt als Angelo mit einem glockenklaren Sopran und präsentiert sich in den Koloraturen regelrecht engelsgleich. Großartig gelingen ihre Auftrittsarie "Diserratevi, o porte d'Averno", in der sie die Pforten der Hölle öffnet, um den Heiland die Sünder befreien zu lassen, und ihre Auseinandersetzungen mit Lucifero, bei denen dieser stets den Kürzeren zieht. Mit großem Bariton und diabolischem Spiel trumpft Falko Hönisch als Lucifero auf. Ein Höhepunkt ist seine Arie "O voi, dell' Erebo" im ersten Akt, in dem er alle Höllengeister zusammenruft, um sich gegen die Allmacht des Himmels zu stemmen. Auch szenisch wird er von van Rensburg geschickt eingesetzt, um die Handlungen der Menschen unbemerkt zu manipulieren. Die Lautten Compagney Berlin wird unter der Leitung von Wolfgang Katschner ihrem Ruf als renommiertem Barockorchester voll gerecht und rundet den Nachmittag gelungen ab. So gibt es am Ende begeisterten und lang anhaltenden Applaus für alle Beteiligten.

FAZIT

Kobie van Rensburg hat für Händels geistliches Oratorium eine stimmige Umsetzung gefunden, die deutlich macht, dass eine szenische Darstellung glaubhaft mit dem Werk in Einklang zu bringen ist. Diese Produktion wird nach den Händel-Festspielen auch noch vom 14. - 16. November 2012 im Theater Winterthur zu erleben sein.

Weitere Rezensionen zu den Händel-Festspielen 2012 in Halle

 

Produktionsteam

Musikalische Leitung
Wolfgang Katschner

Regie, Bühne & Video
Kobie van Rensburg

Kostüme
Marion Schultheiss

Licht
Peter Younes



Lautten Compagney Berlin

 

Solisten

Angelo
Jasmin Hörner

Santa Maria Maddalena
Susanne Ellen Kirchesch

Santa Maria Cleofe
Silvia Beltrami

San Giovanni
James Elliott

Lucifero
Falko Hönisch

Es wirken mit:
Charlotte Albrecht
Rosa Jansen
Paulina Tovo
Christian Ludwig
Ludwig Obst
Albert Garcia Saurí

 

Weitere
Informationen

erhalten Sie unter
Händel-Festspiele in Halle
(Homepage)



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