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Veranstaltungen & Kritiken Musikfestspiele |
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Viele Wege, die in die Moderne führen
Von Christoph Wurzel In Berlin geben sich alljährlich im September die großen Orchester der Stadt ein Stelldichein: Mit dem Musikfest wird in die neue Konzertsaison gestartet. Namhafte Gastorchester ergänzen traditionell den großen Konzertreigen. In nüchternen Zahlen waren es in diesem Jahr in 24 Konzerten 20 Orchester, Chöre und Instrumentalensembles und 25 international renommierte Solisten - ein Fest der großen Namen des Musikbetriebs. Dies ist aber nur eines der Gesichter dieses Festivals. Es ist vor allem ein Fest für große Musik großer Komponisten. Schaut man die Liste der Konzerte durch, fallen vor allem zwei Jubilare auf, deren Namen hinter den in diesem Jahr allgegenwärtigen von Verdi und Wagner bislang nahezu verschwunden sind: Benjamin Britten und Witold Lutosławski. Beide sind vor hundert Jahren geboren worden; beide sind bedeutende Vertreter ihrer nationalen Musikkultur und beide sind im deutschen Musikleben unterrepräsentiert (Britten zumindest, was seine Konzertmusik betrifft). Und beide beschreiten in ihren Werken ganz unterschiedliche „Wege in die Moderne“, dem Leitmotiv, das sich durch die Programme des gesamten Festivals zieht. Und dass viele Wege in die Moderne führen, macht die Programmdramaturgie des Musikfestes deutlich, Wege die sich kreuzen oder weitergeführt werden. Britten und Schostakowitsch waren befreundet, Bartók war erklärtermaßen Vorbild für Lutosławski, Debussy zählte der Pole zu seinen musikalischen Vorfahren. Die unterschiedlichen Schaffensperioden der Meister lassen sich in der Reihung repräsentativer Werke erkennen, die Verwurzelung ihrer Musik im Volkstümlichen der Einen (Janáček, Bartók) steht im Kontrast zur Abstraktion Anderer (Ligeti, Strawinsky), Ironie und Tragik stoßen sich hart. Wenige Namen weisen über das abgesteckte Terrain hinaus, in die Klassik, Romantik, sogar, wenn auch nur marginal, zum anderen Jubilar Verdi. Auch fehlt nicht der geweitete Blick in die jüngere Moderne (Zimmermann, Kagel). Den meisten ist gemeinsam ein Widerstandsgeist gegen Unterdrückung (Schostakowitsch, Martinů, Hartmann) und Krieg (Bartók, Britten). Traditionell ist das Abschlusskonzert ein Benefizkonzert für die IPPNW, die ärztliche Friedensorganisation. In diesem Jahr war es ein Konzert zugunsten von Human Rights Watch im rechtsdriftenden Ungarn. Da will nur der Name Richard Strauss nicht so recht passen, der sich bekanntlich beflissen den Nazis andiente. Nicht nur am Rande gehört auch Kammermusik zum Festival. Von Bartók und Janáček erklang das gesamte Streichquartett-Schaffen, kontrastiert mit Werken von Beethoven und Mendelssohn.
So ist das Musikfest Berlin ein ambitioniertes Programmfestival, bei
dem auf höchstem Niveau musiziert wird. Auch in diesem Jahr hat es
diesen Anspruch erfüllt. |
Unsere
Berichte 30. August Emerson String Quartet Bartók – Mendelssohn-Bartholdy 31. August Pittsburgh Symphony Orchestra Janáček - Lutosławski – Strauss 1. September Chamber Orchestra of Europe Bartók – Janáček - Ligeti – Mozart 2. September Mahler Chamber Orchestra Schostakowitsch – Britten 3. September Orchester der Deutschen Oper Berlin Britten – Schostakowitsch 4. September Royal Concertgebouw Orchestra Amsterdam Lutosławski – Bartók - Prokofjew 5. September Rundfunk – Sinfonieorchester Berlin Bartók – Hartmann – Schostakowitsch 6. September Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks Lutosławski – Bartók 7. September Berliner Philharmoniker Lutosławski – Mahler – Janáček 8. September Konzerthausorchester Berlin Lutosławski – Britten - Janáček 9. September Philharmonia Orchestra London Debussy – Lutosławski – Ravel 10. September Quatuor Diotima Bartók – Janáček sowie bis zum 18. September
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