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Musiktheater
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Osterfestspiele 2013

Eine „Zauberflöte“ für Kinder

nach Wolfgang Amadeus Mozart und Emanuel Schikaneder
in einer musikalischen Fassung von Andreas N. Tarkmann

in deutscher Sprache

Dauer: 1 ½  Stunden – keine Pause

Uraufführung am 26 März 2013
(rezensierte Vorstellung: 30.03.2013)

 
 


Festspielhaus Baden-Baden
(Homepage)


Die Stimme ist bezaubernd schön...

Von Christoph Wurzel / Fotos: Markus Gernsbeck

Wo sonst allabendlich gesetzte Herrschaften umher schreiten und sich ein weiter Silbersee ausbreitet, herrscht an diesem Vormittag reges Gewusel und  Knirpse drängeln sich aufgeregt durch die Besucherpulks. Das Festspielhaus ist gut gefüllt und die Spannung hautnah zu spüren. Manche der kleinen Besucher sind fein herausgeputzt, Jungs mit Jackett und Fliege,  Mädchen in Lackschühchen mit schicker Schleife im Haar. Mindestens die Hälfte im Publikum sind Kinder. Manche Eltern haben die Kindersitze aus dem Auto mitgebracht, damit ihre Sprösslinge nicht im Festspielhaussessel versinken. Erwartungsvolle Nervosität herrscht im Saal, gespannt warten alle auf die Zauberflöte für Kinder, den Beitrag der Education-Programme der Berliner Philharmoniker und des Festspielhauses zu den Osterfestspielen.

Auch was vorne zu sehen ist, ist für diesen Ort  ungewöhnlich. Weder gibt es einen Vorhang noch einen Graben, schon gar kein Bühnenbild, sondern links elf Notenpulte mit Stühlen und dann ein riesiges Podium aus fünf Stufen. Gleich zu Beginn wird Moderator Malte Arkona unter dem Johlen der jungen Zuschauer dessen einzelne Elemente unter Show-Beleuchtung setzen: Fünf Levels sind zu erreichen, dann ist das Zauberflöten-Spiel gewonnen, verkündet er. Und um den Sieg werden die Hauptdarsteller nicht allein kämpfen, sondern das Publikum muss kräftig dabei helfen. Zu diesem Zweck hat jedes Kind auch ein Beutelchen mit den nötigen Utensilien bekommen: einen Gummiball, ein Glöckchen, eine Taschenlampe und ein Fähnchen. Damit ist klar, diese Zauberflöte ist ein Mitmachstück. Und eine solche Gelegenheit werden sich die Kinder nicht entgehen lassen. Aber es ist eben auch Mozarts Zauberflöte. Der Bub neben mir, den seine Oma offenbar gut vorbereitet hat, erkennt die Ouvertüre schon an den ersten Akkorden wieder. Takt für Takt in der Originalfassung spielen die elf Philharmoniker Mozarts Musik, gekürzt zwar, aber  immerhin etwa 18 Musiknummern werden es in den nächsten 90 Minuten sein. Das kleine Orchester entfaltet unter dem Dirigat von Michael Hasel dabei eine erstaunliche orchestrale Fülle.

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Johannes Kammler (Papageno)  und Constanze Kirsch (Pamina)

Dann werden die ersten Protagonisten vorgestellt: der blaublütige Prinz Tamino passend im Blaumann und Papageno, der Waldmensch, in Grün. Der stellt sich auch gleich mit der ersten Arie vor: als Vogelfänger, heißa hopsassa. Das macht Johannes Kammler ganz großartig zum Vergnügen des Publikums. Auch in den Dialogen wird übrigens Schikaneders originaler Text verwendet, mit lockeren Sprüchen des Moderators angereichert und aus dem jungen Publikum mitunter kommentiert. Nachdem die Königin der Nacht mit staunenswert geläufiger Gurgel und strahlenden Spitzentönen (Amelia Scicolone) das Verschwinden ihrer Tochter beklagt hat, ist die erste Aufgabe klar: Pamina muss gefunden werden. Da muss auch das Publikum helfen. Aber kein Bild von Pamina hat Tamino bekommen, sondern eine Demo-CD mit ihrer Melodie „Bei Männern, welche Liebe fühlen...“. (Die Bildnisarie wird später, von Timo Schnabel noch etwas verhalten gesungen, nachgereicht.) Zur Verwirrung Aller tauchen aber an allen Ecken des Saales „Paminen“ in Ganzkörper-Pink auf, die erst richtig identifiziert werden müssen. Nach mehreren Anläufen wird die wahre Pamina im Publikum entdeckt, einfach, weil sie am besten singt. Das schöne Duett erklingt nun in voller Länge und wir lernen Constanze Kirsch als wunderbar talentierte Sopranistin kennen. Damit wäre der erste Level geschafft.

Die nächsten Etappe besteht darin, Paminas Bewacher Monostatos (mit enormer Spielfreude als putziger Drache: Markus Elsäßer) zu vertreiben. Mit Hilfe kräftigen Glöckchen-Geklingels im Publikum ist auch dies bald gemacht. „Null Punkte für Monostatos“, stellt Schiedsrichter Malte klar fest und der zweite Level ist erreicht. Nun muss Tamino in Sarastros Reich Eingang finden und dazu die wilden Tieren bändigen. Zu diesem Zwecke müssen die Orchestermitglieder sich kurzfristig in Bären, Bienen und Hühner verwandeln und ob ihres bezaubernden Spiels (vor allem natürlich der Flöte) besiegen sie sich selbst. Der dritte Level ist erlangt und die Bahn frei in Sarastros Palast. Der hat nun einen gewaltigen Auftritt: als Herrscher trägt er Hermelin und als Erleuchteter einen Kronleuchter auf dem Kopf. Entsprechend milde singt er auch von der allgemeinen Versöhnung der Menschheit (sonor: Magnus Piontek).

Bild zum Vergrößern

Timo Schnabel (Tamino) mit dem vor Vergnügen gackernden Orchester (mit Weste: Dirigent Michael Hasel)

Die nächste Herausforderung ist nun zu meistern: Schweigen – besonders schwer für Papageno, der sich so sehnlich ein Weibchen wünscht. Dies gelingt nicht auf Anhieb, sondern erst später auch wieder mit Hilfe des Publikums, das nach Geschlechtern getrennt („Pa-pa-pa“) und dann vereint endlich eine Papagena herbeiruft. Vorher hatte es noch mucksmäuschenstill mit Papagenos eigenen verzweifelten Appellen („eins, zwei, drei...“) mitgefiebert. Da es aber hier keine drei Wunderknaben gibt, musste es dann natürlich selbst zur Tat schreiten. Die Hauptsache ist schließlich die Feuer- und Wasserprobe. Pamina und Tamino durchmessen dabei den ganzen Saal und aus der Flöte (als Ofenrohr) kommt dabei starker Qualm, während zwei Riesenhaie über dem Publikum durch die Luft schweben. Die lassen sich zwar nicht so einfach wieder fangen, aber trotzdem sind wir wieder eine Treppe weiter: vierter Level. Nun ist nur noch ein Problem zu lösen: Die rachsüchtige Königin ist mit Monostatos zurückgekommen. Im gerafften Finale wird kurzer Prozess gemacht. Alle Taschenlampen raus! „Die Strahlen der Sonne besiegen die Nacht“ und das Siegertreppchen kann erklommen werden. Riesenapplaus für alle Beteiligten. Und wen man auch fragte, was am besten gefallen habe - die Antwort war immer „alles“.

FAZIT

Ein tolles Konzept, witzige Regieeinfälle, erfrischend engagierte Mitwirkende und Mozarts Musik: die beste Mixtur für ein rundes Vergnügen. (Und zwar nicht nur für Kinder.)

Zur Rezension der Zauberflöte für "Erwachsene"




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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Michael Hasel

Konzeption
Bettina Geyer
Julia Rommel

Regie
Bettina Geyer

Bühnenbild und Kostüme

Julia Rommel

Moderator
Malte Arkona

 

Mitglieder der
Berliner Philharmoniker




Solisten

Tamino
Timo Schnabel

Pamina / Papagena
Constanze Kirsch

Sarastro
Magnus Piontek

Königin der Nacht
Amelia Scicolone

Papageno
Johannes Kammler

Monostatos

Marcus Elsäßer




Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Festspielhaus Baden-Baden
(Homepage)









Da capo al Fine

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