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Veranstaltungen & Kritiken Musikfestspiele |
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Klangvokal Musikfestival Dortmund 30.05.2013 - 30.06.2013
Amore e morte dell'amore
in italienischer Sprache Aufführungsdauer: ca. 1 h 55' (eine Pause) Aufführung in der St. Bonifatiuskirche in Dortmund am 2. Juni 2013 |
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Tour durch die Schule der Liebenden Von Thomas Molke / Fotos: © Bülent Kirschbaum Im Rahmen des diesjährigen Klangvokal Musikfestivals gibt es einen vierteiligen Zyklus unter dem Titel "Von Monteverdi bis Bach", der an vier aufeinander folgenden Sonntagen an unterschiedlichen Orten Perlen der Barockmusik präsentiert. Den Anfang machen die beiden Barockspezialistinnen Roberta Invernizzi und Sonia Prina in der St. Bonifatiuskirche mit einem Programm, das einen Bogen von der ersten Liebe bis zum Liebesleid in Madrigalen und Duetten spannt, die von Claudio Monteverdi bis zu Georg Friedrich Händel reichen. Gemeinsam mit Marco Testori am Cello, Margret Köll an der Tripelharfe und Luca Pianca zelebrieren die beiden Sängerinnen Kostproben des italienischen Barock, die die "höheren Söhne", die im 17. und 18. Jahrhundert aus Nord- und Mitteleuropa auf Bildungsreise nach Italien geschickt wurden, in ihrem Gepäck mit nach Hause brachten. Sonia Prina (links) und Roberta Invernizzi (rechts) Den Anfang machen dabei zwei Madrigale aus Monteverdis 7. Madrigalbuch, das 1619 in Venedig unter dem Titel Concerto erschien und Monteverdis ehemaliger Dienstherrin, der Herzogin von Mantua, gewidmet ist. Während "Vorrei baciarti, o Filli" eine Art Anfängerkurs in Liebesfragen bietet, wenn sich zwei Hirten die Frage stellen, ob sie die angebetete Phyllis - in bukolischen Dichtungen ein beliebter Name für eine Nymphe - lieber auf den Mund oder auf die Augen küssen wollen und sich letztlich für ersteren entscheiden, ist in "Ohimè dov'è il mio ben" die Liebe schon wieder vorbei, und alles, was bleibt, ist Todessehnsucht. Invernizzi und Prina präsentieren diese beiden Madrigale mit herrlich aufeinander abgestimmten Stimmfarben in einer wunderbar innigen Diktion, wobei der Hall in der Kirche zumindest bei den schnellen Koloraturläufen ein bisschen gewöhnungsbedürftig ist. Bei "Mentre Vaga Angioletta" aus dem 8. Madrigalbuch, das mit dem Titel Madrigale von Liebe und Krieg überschrieben ist, machen sich die Interpretinnen diesen Hall zunutze. Wenn Invernizzi mit leuchtendem Sopran den Anfang aus dem Off singt, klingt das in der Kirche nahezu sphärisch, als ob wirklich ein Engel mit verführerischem Gesang locken würde, wie es der Text des Madrigals besagt. Prina stimmt mit einem samtenen tiefen Alt in den Gesang ein und lässt dieses Stück in der Darbietung zu einem Höhepunkt des Abends werden. Hervorragend nuanciert drücken die beiden Sängerinnen den Wechsel von geschwätziger Harmonie ("garrula armonia") zur einsamen Ruhe und leisen Seufzern ("riposi", "placidi respiri" ) aus. Einen eindrücklichen Beleg für Liebeskummer liefert das Duett "Poss'io morir se non t'adoro" von Antonio Lotti aus den zwölf Kammerduetten op. 1, das Lotti zu einer Zeit komponierte, als das Madrigal nur noch intellektuellen Liebhabern vorbehalten war. Vom Liebeskummer geht es dann in Eifersucht und gekränkten Stolz in dem fulminanten Duett "Son io, barbara donna" von Francesco Durante über, der dem norditalienischen Weltschmerz Lottis neapolitanisches Temperament entgegensetzt. Auch hierbei drücken Invernizzi mit ihrem beweglichen Sopran und Prina mit ihrem vollen Alt die in der Musik anklingenden Emotionen überzeugend aus. Schlussapplaus (von links: Margret Köll, Sonia Prina, Luca Pianca, Roberta Invernizzi und Marco Testori) Mit zwei Duetten von Händel beschließen Invernizzi und Prina die beiden Teile des Abends. Vor der Pause präsentieren sie in dem zweiteiligen "Sono liete, fortunate" die absolute Zuversicht, dass nichts ihrer Liebe etwas anhaben könne, während im dreiteiligen "Tanti strali" wie im ersten Madrigal Monteverdis ein Wechsel von glühender Leidenschaft zu sich verzehrendem Liebeskummer erfolgt. Ergänzt werden die Vokalstücke durch ein Solo von Luca Pianca an der Laute zur Musik von Giuseppe Antonio Doni, einer Sonate G-Dur für Violoncello und Basso continuo von Domenico Gabrielli, die von Marco Testori am Cello bewegend interpretiert wird, und einem Präludium, einer Fuge und einem Allegro für Laute solo Es-Dur von Johann Sebastian Bach, bei der Margret Köll an der Tripelharfe Luca Pianca an der Laute begleitet. Als Zugabe liefern die beiden Sopranistinnen den vielleicht am Abend sehnsüchtig erwarteten Exkurs in die Oper und präsentieren, beinahe schon obligatorisch in diesem Zusammenhang, das berühmte Duett zwischen Nerone und Poppea "Pur ti miro" aus Monteverdis L'Incoronazione di Poppea. FAZIT Musikalisch ein überzeugender Abend mit großartigen Interpretinnen, wobei dem Programm im Ablauf allerdings ein bisschen der innere Zusammenhang fehlt und der im Titel angekündigte "Tod der Liebe" etwas zu kurz kommt. Weitere Rezensionen zum Klangvokal Festival Dortmund 2013.
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AusführendeRoberta Invernizzi, Sopran Sonia Prina, Alt Marco Testori, Cello Margret Köll, Tripelharfe Luca Pianca, Laute und musikalische Leitung
Werke
Anonymous
Claudio Monteverdi
"Ohimè dov'è il mio ben, dov'è il mio core" SV140
Giuseppe Antonio Doni
Claudio Monteverdi
Domenico Gabrielli
Georg Friedrich Händel
Antonio Lotti
Francesco Durante
Johann Sebastian Bach
Georg Friedrich Händel
Weitere |
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