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Veranstaltungen & Kritiken Musikfestspiele |
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Klangvokal Musikfestival Dortmund 30.05.2013 - 30.06.2013
Wolfgang Amadeus Mozart: Requiem KV 626
John Tavener: As one who has slept in lateinischer und englischer Sprache Aufführungsdauer: ca. 1 h 20' (keine Pause) Aufführung in der St. Reinoldikirche in Dortmund am 30. Juni 2013 |
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Lebensbejahende Trauermusik Von Thomas Molke / Fotos: © Bülent Kirschbaum Nach dem groß angelegten Fest der Chöre am Samstag, bei dem rund 4000 Beteiligte in über 120 Chören an 25 verschiedenen Schauplätzen die Dortmunder Innenstadt zum Singen und Klingen gebracht haben, mutet das Abschlusskonzert des diesjährigen Klangvokal Musikfestivals mit Wolfgang Amadeus Mozarts Requiem in der St. Reinoldikirche auf den ersten Blick etwas deprimierend an, zumal es auch noch mit zwei kurzen Trauermusiken von Arvo Pärt und John Tavener kombiniert wird. Aber der Dirigent Werner Ehrhardt weist zu Beginn des Konzertes darauf hin, dass auch eine Totenmesse etwas Lebensbejahendes in sich tragen könne, wenn das Bewusstsein des Todes einem Menschen helfe, das Leben in seiner ganzen Schönheit besser zu schätzen und damit auch intensiver zu führen. Und so verlässt man nach diesem Konzert die St. Reinoldikirche vielleicht nicht gerade beschwingt, aber dennoch mit dem wohligen Gefühl, einen großartigen musikalischen Abend erlebt zu haben. Den Auftakt macht ein sechsminütiges Werk, das Arvo Pärt zwei Tage nach dem Bombenanschlag von Madrid am 11. März 2004 im Auftrag von Jordi Savall komponierte und das seitdem in Spanien jedes Jahr zum Gedenken an die Opfer des Anschlags aufgeführt wird. Pärt vertonte dabei das Friedensgebet Da pacem Domine ("Gib uns Frieden, Herr"), das seit dem 9. Jahrhundert zu den bekanntesten gregorianischen Melodien im Wechselgesang, einer sogenannten Antiphon, zählt. A cappella trägt der Sinfonische Chor der Chorakademie Dortmund mit gleichmäßig verschobenen Einsätzen der Stimmen dieses durch meditative Klänge bewegende Gebet vor und bekennt mit langsam anschwellender Lautstärke, dass Gott allein für den Menschen kämpfe. Der hallende Klang in der St. Reinoldikirche erzielt neben der punktgenauen Präsentation des Chor ebenfalls eine faszinierende Wirkung. Werner Ehrhardt mit L'arte del mondo und dem Sinfonischen Chor der Chorakademie Dortmund Im Anschluss daran folgt Mozarts Requiem, das wohl zu den bedeutendsten Vertonungen dieser Gattung zählt und um dessen Entstehung sich bis heute zahlreiche Legenden ranken. Fakt ist, das Mozart selbst dieses Auftragswerk des österreichischen Grafen von Walsegg-Stuppach, das dieser nach dem Tod seiner Ehefrau für die standesgemäße Totenmesse in Auftrag gegeben hatte, nicht vollendet hat. Mozart starb am 5. Dezember 1791 und hinterließ neben dem Introitus "Requiem aeternam" mit dem unmittelbar anschließenden "Kyrie", Abschnitten aus dem "Dies irae" und dem Offertorium "Domine Jesu" mit dem Vers "Hostias et preces" nur noch acht Takte des berühmten "Lacrimosa". Die restlichen Teile wurden von Franz Xaver Süßmayr vervollständigt, der schon zu Mozarts Lebzeiten mit diesem die bereits vertonten Stücke häufiger durchgespielt hatte und in den geplanten Fortgang der Instrumentierung eingeweiht worden war. Erst 1983 legte Richard Maunder eine radikale Neufassung vor, in der er Süßmayrs Ergänzungen und Instrumentierungen weitestgehend tilgte und für seine eigenen Änderungen Skizzenblätter Mozarts als Ausgangspunkt nutzte. Anlässlich Mozarts 200. Todestag entstanden dann 1991 drei weitere Vervollständigungsversuche, von denen an diesem Abend die Fassung von Robert D. Levins zu hören ist, die stärker als die anderen Fassungen auf Süßmayrs Ergänzungen zurückgeht. von links: Werner Ehrhardt, Thomas Laske, Krystian Adam, Evelyn Krahe und Maria Grazia Schiavo, im Hintergrund: L'arte del mondo Wie schon bei dem ersten Stück des Abends begeistert der von Joachim Gerbens einstudierte Sinfonische Chor der Chorakademie Dortmund auch in Mozarts Requiem durch eine klare und textverständliche Stimmführung, die die unterschiedlichen Schattierungen der Partitur sorgfältig herausarbeitet. Flankiert wird der Chor von einer überzeugenden Solisten-Riege. Maria Grazia Schiavo begeistert mit leuchtendem Sopran. Evelyn Krahe setzt dem einen warm-timbrierten kräftigen Alt entgegen. Krystian Adam stattet die Tenor-Partie mit einem lyrischen Tenor aus, der ihn in seiner hellen Klangfärbung für einen Tamino und Belmonte prädestiniert. Thomas Laske überzeugt vor allem bei "Tuba mirum spargens" mit fulminanter Tiefe. Das Orchester l'arte del mondo setzt unter der Leitung von Werner Ehrhardt die wunderbare Musik mit präzisem Spiel um und lässt die musikalischen Höhepunkte wie das "Lacrimosa" und das "Dies irae" in neuem Glanz erscheinen, ohne dabei zu plakativ zu wirken. Mit John Taveners Opus As one who has slept gelingt dem Orchester und dem Chor dann ein fulminanter Abschluss des Abends. Zu ruhigen, nahezu meditativen Klängen des Orchesters verlässt der Chor langsam die Bühne und das Licht in der Kirche verlischt. Dann ertönt der Chor plötzlich aus der Apsis hinter der Bühne und singt a cappella im Wechselgesang von der Auferstehung des Herrn. Wenn dann auch noch die Kuppel der Kirche in leicht bläulichem Licht erstrahlt und man nur die Stimmen aus dem Off hört, erhält dieses Abschlusskonzert nahezu szenischen Charakter. So gibt es am Ende neben dem großen Applaus für alle Beteiligten für den Chor regelrecht frenetischen Beifall, da er der eigentliche Star dieses Abschlusskonzertes ist. FAZIT Das Abschlusskonzert des diesjährigen Klangvokal Musikfestivals beweist, dass Mozarts Requiem auch mit zeitgenössischer Musik durchaus kompatibel ist. Weitere Rezensionen zum Klangvokal Festival Dortmund 2013.
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ProduktionsteamMusikalische Leitung Chorleitung
Sinfonischer Chor der Chorakademie Dortmund L'arte del mondo
Solisten
Sopran
Alt
Tenor
Bass
Weitere |
- Fine -