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Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
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Laufsteg für vokale AkrobatenVon Christoph Wurzel / Fotos von Markus KaeslerPech hatte das Publikum der
diesjährigen Händelfestspiele in Karlsruhe am Tag der
Eröffnungspremiere. Die Aufführung des Oratoriums The Triumph of Time and Truth
konnte nicht szenisch, sondern nur konzertant stattfinden. Als Folge
eines ver.di - Warnstreiks standen am Premierentag alle Räder
der Theatermaschinerie still. Die Kostüme hatten die Solisten
allerdings angezogen, man musste sich aber mit einer Notkulisse
behelfen, so dass nicht eigentlich agiert werden konnte. In der an
Händels Oratorium anschließenden Oper von Gerald Barry wurde
wenigstens ein bisschen Handlung markiert, viel Sinn ließ sich
daraus allerdings nicht entnehmen.
Alessandro (Lawrence Zazzo) auf dem Feld der Liebe ( v.l.:mit Raffaella Milanesi und Yetzabel Arias Fernandez) Exzellente Solistinnen und
Solisten beherrschen die Szene. Alle Arien werden im da capo reich
verziert, so wird deren Länge zum reinen Genuss. Das Badische
Staatstheater hat ein fulminantes Sängerensemble zusammengestellt
aus großartigen Gästen und einigen hervorragenden
Hauskräften. Die beiden Frauenrollen sind mit der aus Cuba
stammenden jungen Sopranistin Yetzabel Arias Fernandez als empfindsame
Rossane und der italienischen Sopranistin Raffaella Milanesi als
temperamentvolle Lisaura grandios besetzt. Beide meistern ihre mit
technischen Raffinessen gespickten Arien brillant und spielen dazu
hingebungsvoll ihre typisierten Rollen. Zur Begleitung der Arien hat
sich die Regie szenische Zeichen ausgedacht, die Inhalt und
Aussage der Arientexte phantasievoll illustrieren. Dies wirkt vor
allem im zweiten Akt besonders eindrucksvoll, der hauptsächlich
die inneren Vorgänge der Protagonisten beleuchtet. Hier treten zu
den singenden Solisten tanzende schwarze Figuren hinzu und kommentieren
pantomimisch die Affekte. Wenn auch nicht alle Details restlos
überzeugen (so gleich zu Beginn des 1. Akts die Einblendung von
Tierungeheuern, die Alexander zu besiegen hat), so machen diese Bilder
als weitere Erzählebene die Szene doch lebendiger.
Alessandro (Lawrence Zazzo) auf dem Feld des Kriegs. (Hintergrund v.l.: Andrew Finden und Rebecca Raffell) Lawrence Zazzo ist ein vokal
phänomenaler Alessandro. Souverän meistert er die Partie mit
ihrer großen Spannweite. Vokal verkörpert er brillant das
Heldische, gestisch konterkariert er es auf ironische Weise. Auch die
kleineren Rollen sind bestens besetzt. Als Tassile bringt der Counter
Martin Oro fülliges Volumen mit und die drei Höflinge werden
von den Karlsruher Ensemblemitgliedern Rebecca Raffell, Andrew Finden
und Eleazar Rodriguez stimmlich und darstellerisch präsent
verkörpert. FAZIT Als eine wirklich festspielreife
Produktion, die szenisch in der Summe überzeugt und musikalisch
geradezu begeistert, sah es auch das Publikum, das das
Produktionsteam mit begeistertem Applaus bedachte.
Weitere Rezensionen zu den 36. Händel-Festspielen 2013 Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung Regie Bühne und Kostüme Licht Choreographie Leitung der Rezitative Video Dramaturgie
Solisten
Alessandro
Rossane
Lisaura
Tassile
Clito
Leonato
Cleone Tänzer
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http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de
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