![]() ![]() |
Veranstaltungen & Kritiken Musiktheater |
![]() ![]() ![]() ![]() |
|
Außergewöhnlicher Liederabend mit Harfe
Von Thomas Molke / Fotos von Wilfried Hösl Die Sopranistin Diana Damrau zählt zu den größten Stars der weltweiten Opernszene, was ihre zahlreichen Engagements an der Metropolitan Opera New York, bei den Salzburger Festspielen und an den anderen großen Opernhäusern belegen. In München wurde sie bereits 2007 zur Bayerischen Kammersängerin ernannt, und die Zeitschrift Opernwelt kürte sie ein Jahr später zur "Sängerin des Jahres". Neben den großen Opernpartien von Mozart über Rossini, Donizetti, Verdi bis hin zu Puccini und Richard Strauss zieht sie sich hin und wieder jedoch auch in die konzentrierte Atmosphäre eines Liederabends zurück. Ein Novum auf diesem Gebiet stellte 2009 die Zusammenarbeit mit dem Harfenisten Xavier de Maistre dar, mit dem sie im Festspielhaus Baden-Baden Lieder von Schumann, Fauré, Debussy und Strauss präsentierte und die Klavierbegleitung gegen eine Begleitung mit der Harfe austauschte. Nun hat sie mit de Maistre ein neues Programm erarbeitet, das sie im Rahmen eines Festspiel-Liederabends in München präsentiert. Und das Konzept erweist sich als überaus erfolgreich, schafft sie es doch, mit diesem Programm an einem Montagabend das riesige Nationaltheater bis nahezu auf den letzten Platz zu füllen. Diana Damrau und Xavier de Maistre Für das Programm hat Damrau Lieder von Richard Strauss, Joseph Canteloube und Antonín Dvo řák zusammengestellt, wobei der Teil vor der Pause Strauss gewidmet ist. Aus seinen insgesamt 220 komponierten Liedern hat sie 11 Stücke aus unterschiedlichen Lieder-Zyklen ausgewählt. Die unterschiedlichen Stimmungen der einzelnen Lieder fängt Damrau mit einer hervorragenden Interpretation wunderbar variabel ein. So vermag sie zu den nahezu ätherischen Klängen der Harfe ihren feinen Sopran in zartestem Piano zurückzunehmen und anschließend mit großartigen Tönen emotional auszubrechen. Auch die ihr eigene Komik lässt sie bei dem Lied Schlechtes Wetter durchblitzen, wenn sie sich über den Regen und den Sturm beschwert und anschließend dem Publikum entschuldigend mitteilt, dass dieses Programm vor zwei Wochen inhaltlich ja noch gestimmt habe. Mit wunderbaren Koloraturen zum Lied Kling!, in der sie ihre Seele zum Gesang auffordert, verabschiedet sie sich in die Pause.Diana Damrau und Xavier de Maistre beim Schlussapplaus Im zweiten Teil präsentiert sie drei Lieder des französischen Komponisten Joseph Canteloube, die dieser unter dem Titel Baïlèro zusammengefasst hat und zu denen ihn der Wechselgesang von zwei Schafhirten, die sich auf weit entfernten Bergwiesen zugesungen haben, inspirierte. Während der Text im Programmheft im altertümlichen Dialekt (langue d'Oc) abgedruckt ist, wählt Damrau für ihren Gesang die französische Variante. In amüsanter Art handeln die Lieder von einer Hirtin, die einem schönen Herrn, der sie zu umgarnen sucht, entflieht, oder einem jungen Mann, der aus der Entfernung um ein Mädchen wirbt und bei näherer Betrachtung feststellen muss, dass sich der Aufwand nicht lohnt. Damrau setzt den Humor dieser Stücke mit dem ihr eigenen Charme und variabler Stimmführung um. Zum Abschluss präsentiert sie sieben Lieder, die Dvořák unter dem Titel Zigeunermelodien auf Gedichte des tschechischen Dichters Adolf Heyduk zusammengefasst hat. Bei aller Faszination des Harfenklangs vermisst man allerdings hierbei doch an der einen oder anderen Stelle die stereotype Geige. Neben den diversen Liedern begeistert Xavier de Maistre allerdings auch in zwei Solo-Stücken. Dabei präsentiert er allerdings in beiden Fällen keine Werke, die ursprünglich für Harfe konzipiert waren. Bei Franz Liszts Le Rossignol handelt es sich um eine Klavierkomposition nach einer Melodie von Aleksandr Alyabyev, und Smetanas Die Moldau ist bekanntlich für ein ganzes Orchester gedacht. Dabei überrascht vor allem im zweiten Stück, wie de Maistre mit der Harfe den Klang des Flusses einzufangen versteht und ihn sich wirklich von einer zarten Quelle zu einer aufbrausenden Strömung entwickeln lässt, ohne dass man die anderen Instrumente dabei vermisst. Man spürt regelrecht bei einzelnen Tönen leichte Wassertropfen über das Ufer spritzen.
Wenn sich bei diesem Konzert überhaupt etwas kritisieren
lässt, ist es die Tatsache, dass zwischen den einzelnen Stücken keine Verbindung
hergestellt und auch kein großer Bogen im Ablauf des Programms erkennbar wird.
Dies gestaltet Damrau in den insgesamt fünf Zugaben, zu denen sie sich aufgrund
des frenetischen Beifalls hinreißen lässt, anders. Tagesaktuell nimmt sie Bezug
auf die Geburt des kleinen Windsor-Prinzen und widmet ihm zunächst Strauss'
Wiegenlied, bevor sie Delacroix' Schwalbe zitiert, die ihr
"gezwitschert" habe, dass es ein Junge sei, dessen Namen aber man wohl erst
Morgen erfahren würde, wobei sie wieder bei Strauss war. Mit dem berühmten
Ave Maria beschließt sie einen Abend, der beweist, dass auch die Harfe
als begleitendes Instrument einen adäquaten Ersatz für das Klavier bieten kann.
FAZIT Diana Damrau fasziniert mit ihrem natürlichen Charme das Festspielpublikum und belegt, dass für einen Liederabend auch eine Harfe als Begleitinstrument fungieren kann. Weitere Rezensionen zu den Münchner Opernfestspielen 2013
Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
AusführendeDiana Damrau, Sopran Xavier de Maistre, Harfe
WerkeRichard Strauss Franz Liszt Richard Strauss Joseph Canteloube Bedrich Smetana
Antonín Dvořák
|
© 2013 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de