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Rossini Opera Festival

Pesaro
10.08.2013 - 23. 08.2013


Concerto di Belcanto

Michael Spyres und Gianni Fabbrini, pianoforte
Belcanto-Konzert mit Musik von Alessandro Stradella, Alessandro Scarlatti, Antonio Maria Mazzoni,
Wolfgang Amadeus Mozart, Gioachino Rossini, François-Adrien Boïeldieu und Giuseppe Verdi

In italienischer und französischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 1 h 10' (keine Pause)

Aufführung im Auditorium Pedrotti in Pesaro am 15. August 2013


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Rossini Opera Festival

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Parforceritt durch knapp 200 Jahre Operngeschichte

Von Thomas Molke / Fotos vom Rossini Opera Festival (studio amati bacciardi)

Neben den drei großen Opernproduktionen gibt es beim Rossini Opera Festival in Pesaro unter anderem im Begleitprogramm auch eine Reihe unter dem Titel Concerti di Belcanto, in der einzelne Solisten Werke präsentieren, die, anders als bei den Opern, nicht ausschließlich aus der Feder des Schwans von Pesaro stammen. Die Interpreten, in diesem Jahr drei Tenöre,  sind dabei in der Regel auch noch für mindestens eine andere Produktion im Rahmen der Festspiele beschäftigt. So sind beispielsweise Celso Albelo als Ruodi in Guillaume Tell und Yijie Shi als Lindoro in L'Italiana in Algeri zu erleben. Für Michael Spyres gilt dies zwar auch - er übernimmt den Rodrigo in der konzertanten Aufführung von La donna del lago am 23. August 2013. Dennoch mag die Tatsache, dass er für Rossini in Wildbad vor kurzem den Arnold in Guillaume Tell einstudiert hat, nicht ganz unbedeutend für seine Einladung nach Pesaro gewesen sein, hätte man doch somit im Notfall direkt einen Ersatz für Juan Diego Flórez vor Ort.

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Michael Spyres

Für das erste Konzert im Rahmen der Reihe war eigentlich die Pianistin Sabrina Avantario als Begleitung für Michael Spyres angekündigt worden, die allerdings kurzfristig krankheitsbedingt absagen musste. Zum Glück erklärte sich Gianni Fabbrini, der auch die Rezitative in L'Occasione fa il ladro begleitet, bereit, einzuspringen um das Konzert so zu retten. Dabei hatte er eine nicht gerade leichte Aufgabe zu bewältigen. Spyres hatte nämlich ein umfangreiches Programm aus fast 200 Jahren Operngeschichte zusammengestellt. Fabbrini ließ sich aber nicht anmerken, dass für die Einstudierung nur wenig Zeit zur Verfügung stand, und begleitete souverän das abwechslungsreiche Programm. Dass von vornherein kein Solostück für Piano im Programm eingeplant war, mag dabei hilfreich gewesen sein. Wie Spyres es allerdings schafft, ein einstündiges Programm ohne große Pausen mit einer solch anspruchsvollen Auswahl zu bewältigen, verdient größten Respekt. Immerhin verließ er insgesamt nur zweimal kurz und einmal für etwa fünf Minuten die Bühne, um sich zu erholen. Auch hatte er die Werke alle auswendig einstudiert und benötigte das Papier auf dem Notenständer nur als eine Art Spickzettel für die Reihenfolge und, um hinterher Fabbrini auf Italienisch seinen Dank auszusprechen und die Zugabe anzukündigen.

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Michael Spyres mit Gianni Fabbrini am Flügel

Bei der Auswahl der Stücke beginnt Spyres im 17. Jahrhundert mit einem Lied von Alessandro Stradella und arbeitet sich chronologisch bis zu Verdis Duca aus Rigoletto durch. Die erste Arie Se i miei sospiri ist eigentlich unter dem Titel Pietà, Signore bekannt, wobei angezweifelt wird, dass sie wirklich von Stradella komponiert worden sei, sondern eher François-Joseph Fétis, Louis Niedermeyer oder sogar Gioachino Rossini zuzuschreiben sei. Spyres präsentiert das Stück mit einer geschmeidigen Mittellage, wobei er in den Höhen ein wenig quetschen muss. Die extremen Höhen bleiben auch im weiteren Verlauf des Konzertes ein kleines Problem. So recht gelingt es Spyres auch in den folgenden Stücken nicht, sich in den Spitzentönen freizusingen. Dafür meistert er grandiose Abstiege in baritonale Tiefen, die man so bei einem Tenor gar nicht vermutet. Dies wird zum ersten Mal bei der Arie des Antigono aus Mazzonis Antigono deutlich, die Spyres bereits bei der Wiederentdeckung der Oper 2011 in Lissabon interpretierte. Auch die Kavatine des Otello aus Rossinis gleichnamiger Oper dürfte für Spyres eine besondere Bedeutung haben, da ihm mit dieser Partie bei Rossini in Wildbad 2008 der Durchbruch für seine internationale Karriere gelang.

Während ihm bei der Arie des Dorvil "Vedrò qual sommo incanto" aus La scala di seta ein wenig die Beweglichkeit in den Koloraturen fehlt, präsentiert er sich in der romantischen Arie des Georges "Viens, gentille dame" aus Boïeldieus selten gespielter Oper La dame blanche umso sicherer und beweist seine Qualitäten im lyrischen Fach. Gleiches gilt auch für die Arie "Parmi veder le lagrime" aus Verdis Rigoletto, wenn der Duca sich im zweiten Akt um die entführte Gilda sorgt und noch nicht ahnt, dass sie ihm von den Edelmännern zugeführt werden soll. Als Zugabe präsentiert Spyres ein neapolitanisches Lied, bei dem ihm ebenfalls wunderschöne lyrische Bögen gelingen. Weitere Zugaben gibt es allerdings nicht, was gut nachvollziehbar ist. Schließlich dürfte dieser einstündige Parforceritt durch die allesamt gewaltig fordernden Tenorarien anstrengender sein als manche mehrstündige Oper, bei der dem Tenor doch dann und wann immer eine Pause zum Verschnaufen vergönnt ist.

FAZIT

Michael Spyres macht in diesem Konzert trotz kleiner Abstriche deutlich, wieso er derzeit zur Top-Riege der Spitzentenöre zählt. Von ihm wird man in den folgenden Jahren noch einiges erwarten dürfen.

Weitere Rezensionen zu dem Rossini Opera Festival 2013



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Ausführende

Michael Spyres, Tenor

Gianni Fabbrini, pianoforte

 

Werke

Alessandro Stradella
Se i miei sospiri

Alessandro Scarlatti
Già il sole dal Gange

Antonio Maria Mazzoni
Antigono
Arie des Antigono
"Tu m'involasti un regno"

Wolfgang Amadeus Mozart
Così fan tutte
Arie des Ferrando
"Un'aura amorosa"

Gioachino Rossini
La scala di seta
Arie des Dorvil
"Vedrò qual sommo incanto"

Otello
Kavatine des Otello
"Ah! sì per voi già sento"

François-Adrien Boïeldieu
La dame blanche
Arie des Georges
"Viens, gentille dame"

Giuseppe Verdi
Rigoletto
Szene und Arie des Duca
"Ella mi fu rapita!...
Parmi veder le lagrime"


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