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Harry Partch: Bitter Music

Lecture Performance mit David Moss

Maschinenhaus Zeche Carl, Essen
Dienstag, 3. September 2013

Logo: Ruhrtriennale 2012

Beans and Soul

von Ursula Decker-Bönniger

Was für ein Künstler, Mensch mag der amerikanische Komponist Harry Partch, dessen Werk Delusion of the Fury während der Ruhrtriennale 2013 die europäische Erstaufführung feierte, wohl gewesen sein? Das Bild, das David Moss, amerikanischer Schlagzeuger, Komponist, Stimm- und Performance-Künstler und Wahlberliner, in seiner wundervoll vorgetragenen Lecture-Performance Harry Partch: Bitter Music im Maschinenhaus der Zeche Carl zeichnete, war das eines „exzentrischen“ Außenseiters, der seine Umwelt kafkaesk erlebt und beschreibt.  Moss erzählt im Vorwort zur Veranstaltung, wie er als Jugendlicher von Partchs neuartigen Klangwelten verzaubert wurde, wie sein eigenes künstlerisches Schaffen neue Anregungen erfuhr. Und in der Tat schien sich im Laufe des Abends das Netz zwischen den beiden amerikanischen Künstlern immer dichter und persönlicher zu spannen. Es entstand eine Art musikalisch-künstlerisches Stillleben, eine Collage aus wundervoll vorgetragenen Textauszügen, Musikbeispielen, eigenen Kompositionen und Improvisationen.

Bitter Music war eine Lecture Performance in englischer Sprache, diesem breiten, die Sprachmelodie auskostenden amerikanischen Englisch. Moss’ Textauswahl und Darbietung folgten einer kreisenden, nicht chronologisch orientierten Dramaturgie. An Aufzeichnungen zum Kunstverständnis aus dem Jahr 1940 bspw. schlossen sich Szenen aus dem Jahre 1935 an, wo Partch seine Lebensbedingungen und Begegnungen als "Hobo" festhält;  sodann ein Dialog aus dem Jahre 1934, in dem ein wenig Kunst- und Musikverständnis zeigender Direktor sich anlässlich der Stipendienvergabe aufgefordert sieht, unpassende, väterliche Ratschläge zu erteilen. Anschließend folgten 1960 entstandene Anmerkungen zum Begriff „rein“ in der Musik, zur "Reife" und "Weisheit" östlicher Kulturen. Danach wieder ein Blick zurück in die entscheidenden Jahre 1934/35. Zeitsprünge wurden durch ein eingespieltes Partch-Jingle  kenntlich gemacht.

Vergrößerung in neuem Fenster Harry Partch (Foto © Sousa Archives and Center for American Music, University of Illinois at Urbana-Champaign)

Im Laufe des Abends entwickelte sich die „Lesung“ zu einer geheimnisvoll intimen, manchmal mit leichtem Augenzwinkern versehenen, entspannten, musikalischen Performance. Schritt für Schritt  führte uns Moss die ganze Farbigkeit der Stimmungen, Eindrücke, Lebens- und Kunstwelten Partchs vor Augen. Stand zu Beginn noch die kontrastreich zwischen warm, körperlich und ironisch, leicht pendelnde Vortragskunst im Vordergrund,  veranschaulichte er die im Tagebuch beschriebenen Szenen immer mehr z.B. durch Einbeziehen des eigenen Körpers, Geräuschkompositionen und eigene Improvisationen. Mal wurden knisterndes Feuer, lodernde Flammen und entrückte Gesänge dargeboten, um sogleich von der Brutalität der Wirklichkeit, z.B. der Armut und des Sinne schärfenden Hungers eingeholt zu werden; mal wurden Stift und Skizzenbuch gezückt und kleine, witzige Figuren bemüht, um die Ironie einer Dialogszene auf den Punkt zu bringen.


FAZIT

Der Abend mit David Moss war auch ein unvergessener Einblick in die Kunst der Lecture Performance, diesem ausgewogenen Gemisch aus unmittelbarem Erleben und Betrachtung, Belehrung und Unterhaltung, Ernst und Komik, Kunst und Musik, Distanz und Nähe.




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Harry Partch: bitter music

Lecture Performance von David Moss

3. September 2013
Maschinenhaus Zeche Carl, Essen





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