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CRACKz

Tanzperformance von Bruno Beltrão & Grupo de Rua

Aufführungsdauer: ca. 45' (keine Pause)

Uraufführung: Mai 2013
Aufführung im Tanzzentrum PACT Zollverein, Essen, am 24., 25. 31.8. und 1.9.2013
(rezensierte Aufführung: 31.8.2013)

Logo: Ruhrtriennale 2012

Tanztheater zähmt Streetdance, wenigstens beinahe

von Stefan Schmöe / Fotos von Ursula Kaufmann © Ruhrtriennale

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Mit dem 1979 geborenen brasilianischen Choreographen Bruno Beltrão und seiner Comgagnie Grupo de Rua („Gruppe der Straße“) zieht die Hip-Hop-Kultur bei der Ruhrtriennale ein - wenigstens ein ganz kleines bisschen. Ursprünglich 1996 als Ensemble für Streetdance-Wettbewerbe gegründet, eroberte die Truppe nach und nach die Theaterbühnen. Mit der jetzt im Tanzzentrum PACT in Essen gezeigten Choreographie CRACKz wird das Programm sehr schön deutlich: Figuren und Elemente des Hip-Hop werden eingebunden in eine Folge aus Soli, Duetten und Ensembles, eben das Grundprogramm des klassischen europäischen Tanzes. 2008 war bereits H3, mit dem rennomierten Bessie Preis ausgezeichnet, hier zu sehen - seitdem hat Beltrão (immerhin so viel ist dem minimalistischen Programmheft zu entnehmen) an dieser neuen Choreographie gearbeitet, die er als "Dança morta", also als "Totentanz" bezeichnet.

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CRACKz, mit gerade einmal 45 Minuten Spieldauer extrem kurz, besteht aus drei etwa gleich langen Abschnitten. Der erste ist eine Art Exposition des Breakdance-Materials, auf hell erleuchteter Bühne in lässiger Kleidung ganz hübsch in wechselnden Gruppen arrangiert. Akrobatische Elemente sind maßvoll, keineswegs effektheischerisch, in elegante Abläufe eingebaut. Das ist hübsch anzusehen, wobei zur ziemlich ruhigen Musik vom Band der Tanz domestiziert ist: Von Subkultur kaum noch eine Spur, obwohl doch gerade die Reibung der verschiedenen Tanzkulturen den Reiz ausmachen könnte. Es gibt dann eine Szene, in dem die Tänzer einen Schatten hinter sich her zu ziehen und auf der Bühne auszubreiten scheinen – der Übergang zum zweiten Teil, der bei kaum beleuchteter Bühne in viele Einzelmomente zerfällt – ein etwas harmloses Nachtstück. Da kommt auch der Gedanke auf, ob nicht selbst 45 Minuten zu lang für das Konzept sind.

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Zu einem eigenen, überzeugenden Stil findet die Choreographie erst im dritten Teil. Ein Leuchter mit stabförmigen Lampen am hinteren Bühnenrand sorgt für hartes und direktes, zunächst rötliches, später natriumgelbes Licht, vor dem die inzwischen schwarz gekleideten 12 Tänzer und eine Tänzerin wie Schatten erscheinen. Stärker als zuvor gewinnen pantomimische Gesten an Bedeutung: Ein Anpirschen wie an einen Feind etwa. Das Stück gewinnt ungemein an Spannung, weniger weil das gestische Repertoire an Kriminalfilme erinnert als vielmehr durch die zwingendere Anordnung Verbindung von Form und Figur. Es gibt ein packendes Duo der Tänzerin und eines Tänzers (die Spannung zwischen den Geschlechtern, die hier entsteht, ist ansonsten bedeutungslos). Vor allem aber werden die Bewegungen explosiver, verleihen dem Tanz ungleich mehr Dynamik, entwickeln die fesselnde Bestimmtheit, die bis dahin gefehlt hat. Da ist es dann plötzlich doch schade, das CRACKz so schnell vorbei ist.


FAZIT

Es dauert lange, bis die allzu kurze Choreographie richtig in Gang kommt: Erst die mitreißende letzte Viertelstunde lohnt den Besuch.




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Produktionsteam

Choreographie
Bruno Beltrão



Tänzer

Cleidson Almeida
Thiago Almeida
Joseph Antonio
Ronielson Araujo ›Kapu‹
Bruno Duarte
Raphael Duarte
Eduardo Hermanson ›Willow‹
Luiz Carlos Gadelha
Thiago Lacerda
Bárbara Lima
Samuel Lima
Alex Progenio
Sid Souza




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