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Metropolis in neuem Klanggewandvon Stefan Schmöe / Foto © Arfi
Fritz Langs Metropilis (1927) gilt als einer der bedeutendsten Filme der deutschen Filmgeschichte; die aufwendige Rekonstruktion der Originalfassung nach einer in Buenos Aires entdeckten fast vollständigen Kopie des seinerzeit stark gekürzten Werks gab der Rezeption des Werks einen erneuten Schub. Eine Reihe von Aufführungen des Stummfilmklassikers mit der live vom Symphonieorchester gespielten Musik von Gottfried Huppertz (dazu unsere Rezensionen aus Wuppertal und Gelsenkirchen) unterstreichen die Popularität. Wenn die Ruhrtriennale jetzt Metropolis mit einer anderen Musik aufführt, dann ist das dennoch kein ganz neues Experiment vor allem die Maschinen-Szenen haben in den letzten Jahren Musiker dazu angeregt, eigene Musik dazu zu schaffen. Das französische Duo ACTUEL REMIX bezieht sich explizit auf den amerikanischen Techno-Musiker Jeff Mills, der 2000 eine eigene Filmmusik veröffentlichte.
Xavier Garcia und Guy Villerd haben Material des griechischen Komponisten Iannis Xenakis sowie des DJ und Techno-Produzenten Richie Hatwin zu einem Laptop-Remix verarbeitet. Harte synthetische Percussion-Klänge sind natürlich nicht falsch für die unterirdische Maschinenwelt der Zukunftsstadt Metropolis, und Garcia und Villerd treffen recht gut den Grat, mit der Musik das Geschehen zu illustrieren, ohne durch ein Mickey-Mousing die Bildeffekte zu doppeln. An einigen Stellen schimmern Xenakis' Vokalkompositionen durch, was von besonderem Reiz ist und einen Überraschungseffekt hat. Weitgehend aber ist die Musik elektronisch hart, wobei die Bässe naturgemäß körperlich erfahrbar sind auch das ist im Sinne eines Gesamtkunstwerks passend. Darüber hinaus gibt die Musik allerdings nicht allzu viele neue Impulse sondern bleibt Begleitmusik.
Ob dem Film das moderne Klanggewand bekommt, ist eine andere Frage. Die Wahrnehmung mag da subjektiv unterschiedlich sein, aber paradoxerweise hebt die Modernität der Musik das schwülstige Pathos der Filmhandlung eher noch hervor. Wo Gottfried Huppertz' spätromantisch geprägte, symphonisch opulente Originalmusik einen opernhaften Schleier über den Film legt, vor dem Langs expressionistische Bildsprache visionär modern erscheint, ist es hier eher umgekehrt: Wo akustisch die Modernität zum Normalzustand erklärt wird, fällt die triefende Sentimentalität, die klischeehafte Personenzeichnung und das gestisch aus heutiger Sicht maßlos überzogene Spiel umso stärker auf. (Was eine alles andere als neue Erkenntnis ist - Metropolis fiel bei der zeitgenössischen Kritik durch. Ich habe letztens den albernsten Film überhaupt gesehen. Ich glaube nicht, dass es möglich ist, einen noch alberneren zu machen [
] Er präsentiert eine turbulente Konzentration aus fast jeder denkbaren Blödsinnigkeit, Klischee, Plattitüde und Chaos über den mechanischen Fortschritt und den Fortschritt im Allgemeinen, serviert mit einer Sauce von Sentimentalität. urteilte H. G. Wells in der New York Times.)
Ob es an den endlosen Repetitionen der elektronischen Musik liegt, dass auch die Choreographie der Massenszenen bei Lang irgendwann berechenbar, ja: als Repetition eines wiederkehrenden Musters erscheint? Einen wirklichen Gefallen tut man Metropolis mit dieser Musik wohl nicht. Und es mag eine vordergründig nahe liegende (nicht gerade klischeefreie) Idee sein, diesen Film in der (überdachten, aber an der Vorderseite offenen) ehemaligen Gießhalle des Stahlwerks im Landschaftspark Duisburg-Nord zu spielen nicht nur der unangenehmen mitternächtlichen Kälte wegen gehört der Film dann doch eher in einen richtigen Kino-Saal. Metropolis ist eben doch kein Arbeiter-Film, sondern ein Kunstprodukt durch und durch.
Nicht uninteressant, aber ganz überzeugen kann diese Neuvertonung von Metropolis nicht.
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ProduktionsteamFilm Metropolis (1927):Schnitt und Regie: Fritz Lang Drehbuch: Thea von Harbou Produktion: Erich Pommer Rekonstruierte Fassung von 2010 Rechte: Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung
Live-Musik
Sound-Design
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