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Musikfestspiele
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Salzburger Pfingstfestspiele
17.05.2013 - 20.05.2013

Isacco figura del Redentore

Oratorium für fünf Solisten, Chor und Orchester
Libretto von Pietro Metastasio
Musik von Niccolò Jommelli

in italienischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 2 h 35' (eine Pause)

Aufführung im Großen Saal der Stiftung Mozarteum am 19. Mai 2013

 

 

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Isaak als Vorbild des Erlösers

Von Thomas Molke / Fotos © Salzburger Festspiele

Von den fünf Oratorien, die Niccolò Jommelli neben zahlreichen Opern und geistlichen Kantaten in Italien und am württembergischen Hof in Stuttgart bis 1774 komponiert hat, dürfte sein erstes Oratorium Isacco figura del Redentore wohl das erfolgreichste gewesen sein, was zahlreiche Partiturabschriften und gedruckte Libretti aus diversen Städten belegen. Für die konzertante Aufführung im Rahmen der Pfingstfestspiele in Salzburg, wo sich im Archiv der Benediktinerabtei Kremsmünster ebenfalls ein Libretto befindet, das auf eine Aufführung im Jahre 1753 anlässlich der Weihefeierlichkeiten von Sigismund Christoph Graf von Schrattenbach hinweist, hat man aber nicht die Uraufführungsversion von 1742 aus Venedig ausgewählt, auf der wohl auch die damalige Salzburger Aufführung basieren dürfte, sondern eine zweite Version, die erstmals am 19. März 1760 in der Arciconfraternita di San Girolamo della Carità in Rom aufgeführt wurde und durch einen transparenten Concertato-Stil, melodische Finesse und klare, wirkungsvolle Modulationen zu einem so großen Erfolg wurde, das sich das Werk bis 1789 weiter im Repertoire von San Girolamo halten konnte, obwohl es dort noch zahlreiche weitere Vertonungen des gleichen Stoffes gab.

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Roberte Invernizzi als Sara und Javier Camarena als Abramo (hinten rechts: Carlo Lepore als Gamari, ferner im Hintergrund: I Barocchisti und Teile des Coro della Radiotelevisione Svizzera)

Das Libretto stammt von Pietro Metastasio, dem wohl bedeutendsten Dichter von Opern- und Oratorienlibretti im 18. Jahrhundert, und behandelt eine der berühmtesten Geschichten des Alten Testaments, die im 22. Kapitel des Buches Genesis erzählt wird. Nachdem Gott Abraham (Abramo) und seiner Frau Sara noch im hohen Alter den Sohn Isaak (Isacco) geschenkt hat, unterzieht er den Vater einer harten Glaubensprobe, indem er von ihm verlangt, seinen eigenen Sohn als Brandopfer zu bringen. Als Abraham schweren Herzens seinen Sohn auf die Holzscheite legt und das Messer zieht, um ihn zu töten, gebietet ein Engel vom Himmel Einhalt und erneuert die göttliche Segensverheißung für Abraham und seine Nachkommenschaft. Anders als in der alttestamentarischen Erzählung stellt Metastasio bereits eine Verbindung zu dem späteren Opfertod Jesu Christi her, was zum einen bereits im Titel figura del Redentore (= Vorbild des Erlösers) deutlich wird, zum anderen aber auch in Abrahams Vision zum Ausdruck kommt, in der dieser einen zu Unrecht geopferten Sohn mit einer Dornenkrone sieht, der den Menschen durch seinen Tod die Erlösung bringen werde. Des Weiteren wird Sara zu einer Parallelfigur Marias stilisiert.

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Begeisterter Schlussapplaus (Solisten von links: Javier Camarena, Roberta Invernizzi, Nuria Rial, Diego Fasolis, Franco Fagioli und Carlo Lepore, dahinter: I Barocchisti und der Coro della Radiotelevisione Svizzera)

Im Gegensatz zu deutschen und englischen Oratorien jener Zeit spielt der Chor gegenüber dem solistischen Gesang eine weit untergeordnete Rollen und kommt hier nur am Ende der beiden Oratorienteile als Gesang der Hirten zum Einsatz. Bei dem fulminanten Klang, den der Coro della Radiotelevisione Svizzera aus Lugano unter der Leitung von Gianluca Capuano dabei verströmen lässt, mag man bedauern, dass diesem hervorragenden Klangkörper kein größerer Part zugedacht ist. Dafür entschädigen allerdings die großartigen Arien, die von den fünf Solisten bravourös umgesetzt werden. Countertenor Franco Fagioli gestaltet den zum Opfer bereiten Isacco mit einer kräftigen Mittellage und schwingt sich mit atemberaubenden Koloraturen in schwindelerregende Höhen, was ihm nicht nur den frenetischen Applaus des Publikums sondern auch Beifall von Seiten des musikalischen Leiters Diego Fasolis einbringt. Einen Höhepunkt im ersten Teil stellt gewiss seine Arie "Madre! amico! ah non piangete" dar, in der Isacco von seiner Mutter Abschied nimmt, ohne zu ahnen, dass er selbst das Opfer sein soll, das seine Mutter beweint. Mit inniger Wärme bringt Fagioli dabei die Verzweiflung über die große Trauer seiner geliebten Mutter zum Ausdruck. Ebenso seine große Arie im zweiten Akt "A me le sue ritorte", in der Isacco nach seiner Rettung seine Bereitschaft bekundet, wenn schon nicht seinen Tod, so doch zumindest sein Leben Gott zu weihen, reißt das Publikum vor Begeisterung regelrecht von den Sitzen.

Roberta Invernizzi begeistert in der für einen Sopran recht tief angelegten Partie der Sara mit großem Volumen in den tiefen Passagen und wechselt beim Ausdruck des unermesslichen Leides der um ihren Sohn fürchtenden Mutter bruchlos in strahlende Höhen. Einen Höhepunkt ihrer Darbietung stellt ihre große Arie im zweiten Teil "Deh parlate, che forse tacendo" dar, in der sie innerlich zerrissen wird zwischen der Hoffnung, dass ihr Sohn noch leben könnte, und der Furcht, dass ihr die Hirten vom Tod des geliebten Sohnes berichten werden. Als Abramo steht ihr Javier Camarena mit einem durchschlagenden Tenor zur Seite, der die zahlreichen Höhen ohne jegliches Forcieren klangschön auszusingen vermag. Carlo Lepore begeistert als Isaccos Freund Gamari mit fulminantem Bass und singt in seinen beiden Arien die zahlreichen Koloraturen in den Tiefen äußerst differenziert aus. Nuria Rial rundet das Bild als Angelo mit einem leuchtenden Sopran hervorragend ab. Musikalisch beeindruckend gelingen die Rezitative, die beim Auftritt des Engels mit der Kirchenorgel einen regelrecht sphärischen sakralen Klang erzeugen.

Neben den hervorragenden Solisten gebührt auch großes Lob dem auf internationale Ebene für die Aufführung alter Musik hochgeschätzten Orchester I Barocchisti, das unter der Leitung von Diego Fasolis die Klangvielfalt Jommellis in allen Schattierungen differenziert herausarbeitet und manifestiert, dass Jommelli zumindest musikalisch ein zu Unrecht vernachlässigter Komponist ist. So gibt es am Ende frenetischen Applaus und stehende Ovationen für alle Beteiligten.

FAZIT

Von diesem Komponisten möchte man gerne mehr hören. Es bleibt zu hoffen, dass Jommellis Musik auf den Bühnen im Rahmen der Renaissance vergessener Werke wieder mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird.

Weitere Rezensionen zu den Salzburger Pfingstfestspielen 2013

Produktionsteam

Musikalische Leitung
Diego Fasolis

Choreinstudierung
Gianluca Capuano


 

Coro della Radiotelevisione Svizzera

I Barocchisti

 

Solisten

Isacco
Franco Fagioli

Abramo
Javier Camarena

Sara
Roberta Invernizzi

Angelo
Nuria Rial

Gamari
Carlo Lepore

 

Weitere
Informationen

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Salzburger Pfingstfestspiele
(Homepage)



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