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Salzburger Pfingstfestspiele 2013

17.05.2013 - 20.05.2013


Von Thomas Molke

Nachdem Cecilia Bartoli als künstlerische Leiterin ihre ersten Pfingstfestspiele der ägyptischen Königin Cleopatra, einer der berühmtesten Frauen der Antike, gewidmet hatte, hat sie für 2013 ein Programm zusammengestellt, das weniger eine Person als vielmehr einen Begriff in den Mittelpunkt der Veranstaltungen stellt: das "Opfer". Dabei versucht sie, die ganze Bandbreite, die in diesem Wort steckt, mit den unterschiedlichen Veranstaltungen in diesem Jahr zu durchleuchten. Ob man bei diesen Opfern im Englischen dann eher von "sacrifice" oder "victim" sprechen würde, liegt wahrscheinlich in der Perspektive des Betrachters.

Wie im vergangenen Jahr gibt es zu jeder Veranstaltung einen Oberbegriff. Den Anfang macht in diesem Jahr als Liebesopfer  Vincenzo Bellinis wohl berühmteste Oper Norma, in der sich die Titelheldin dem tragischen Konflikt zwischen Liebe und Pflichtgefühl zu entziehen versucht, indem sie aus Liebe das opfert, was ihr am teuersten ist: zuerst ihre Kinder, dann ihre Liebe und schließlich ihr Leben. Wie im letzten Jahr Giulio Cesare in Egitto liegt die Inszenierung in den Händen von Moshe Leiser und Patrice Caurier. Giovanni Antonini hat die musikalische Leitung des Orchestra La Scintilla übernommen und stellt mit einer rekonstruierten Orchesterpartitur die originale Form des Werkes wieder her. So lässt sich auch erklären, wieso Cecilia Bartoli höchstpersönlich die Titelpartie übernimmt, die heutzutage doch eher dem Repertoire einer Sopranistin zugeschrieben wird. Ihr zur Seite stehen Rebeca Olvera als Adalgisa, John Osborn als Pollione und Michele Pertusi als Oroveso. (Termine: 17. und 19. Mai 2013 jeweils um 19.00 Uhr im Haus für Mozart) Diese Produktion wird auch für die Festspiele im Sommer übernommen.

Ein Musikalisches Opfer präsentiert der Pianist András Schiff am 18. Mai 2013 um 11.00 Uhr im Großen Saal der Stiftung Mozarteum in einem Klavierkonzert mit Werken von Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven, die alle um das Thema "Opfer" kreisen.

Ein heidnisches Frühlingsopfer gibt es im Großen Festspielhaus am 18. Mai 2013 um 19.00 Uhr und am 19. Mai um 15.00 Uhr zu erleben. Das Ballett des Mariinski-Theaters, St. Petersburg, erweckt mit dem Chor und Orchester des Mariinski-Theaters unter der musikalischen Leitung von Valery Gergiev drei Meilensteine des klassischen Tanzes zu neuem Leben: Strawinskys Ballette Les Noces, Le Sacre du printemps und L'Oiseau de feu in einer Rekonstruktion der originalen Choreographien von Bronislava Nijinska, Vaslav Nijinsky und M. Fokin. Auch wenn es museal anmuten mag, dürfte es der Traum zahlreicher Ballettfreunde sein, diese Werke in der ursprünglichen Form und nicht in der modernen Sicht eines heutigen Choreographen präsentiert zu bekommen.

Natürlich darf bei diesem Oberbegriff auch ein Biblisches Opfer nicht fehlen. Hierfür wurde mit Niccolò Jommellis Oratorium Isacco figura del Redentore auf ein Libretto von Pietro Metastasio ein alttestamentarischer Stoff ausgewählt. I Barocchisti präsentiert dieses Werk unter der Leitung von Diego Fasolis am 19. Mai 2013 um 11.00 Uhr im Großen Saal der Stiftung Mozarteum. Als Isacco ist der berühmte Countertenor Franco Fagioli zu erleben. Isaccos Eltern werden von Javier Camarena und Roberta Invernizzi interpretiert.

Als Politisches Opfer leitet Valery Gergiev am 20. Mai 2013 um 11.00 Uhr in der Felsenreitschule mit dem Chor und Orchester des Mariinski-Theaters, St. Petersburg, ein Konzert mit der berühmten Symphonie Nr. 13b-Moll op. 113 - Bagij Jar, die mit dem titelgebenden Satz, der an die 1941 bei Kiew ermordeten 34.000 Juden erinnerte, einen Konflikt zwischen dem Komponisten und dem sowjetischen Regime auslöste. Kombiniert wird dieses Werk mit einem Offertium für Violine und Orchester von Sofia Gubaidulina, die in Zeiten der Sowjetunion den sozialistischen Instanzen mit ihrer häufigen Verwendung religiöser Themen ein Dorn im Auge war und somit selbst zahlreiche Opfer bringen musste.

Als Religiöses Opfer präsentiert das Hagen Quartett am 20. Mai 2013 um 15.00 Uhr in der Stiftskirche St. Peter Joseph Haydns Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze Hob. XX/1:B. Der Text wird dabei von Alfred Brendel gelesen.

Als Filmisches Opfer gibt es in Zusammenarbeit mit dem Salzburger Filmkulturzentrum DAS KINO sowie dem Svenska Filminstitut Andrei Tarkowskis preisgekrönten Film Opfer aus dem Jahr 1986. (Termine: 17. Mai 2013 um 20.30 Uhr, 18. Mai 2013 um 15.00 Uhr und 19. Mai 2013 um 11.00 Uhr). Eine multimediale Ausstellung des Philharmonia Orchestra und Esa-Pekka Salonen unter dem Titel re-rite - Be the Orchestra wird als Visuelles Opfer vom 5. bis zum 20. Mai in der Rauchmühle präsentiert, wobei das Wort rite ein Wortspiel aus dem englischen Wort "rite" für "Opfer" und "write" für "schreiben" ist und für mehrere Beispiele steht, in denen Strawinskys Le Sacre du printemps um- bzw. neugeschrieben wurde.

Den Abschluss bildet ein Konzert unter der Leitung von Daniel Barenboim am 20. Mai 2013 um 18.00 Uhr im Großen Festspielhaus. Als Versöhnungsopfer präsentieren das West-Eastern Divan Orchestra und der Wiener Singverein mit Cecilia Bartoli und René Pape als Solisten Brahms' Ein deutsches Requiem op. 45.

Das komplette Programm ist unter Salzburger Pfingstfestspiele abrufbar.

 

 

 

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Rezensionen:

 

 

Norma

Les Noces
Le Sacre du printemps
L'Oiseau de feu

Isacco figura del Redentore



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