Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Musikfestspiele
Zur OMM-Homepage Zur Festspiel-Startseite E-Mail Impressum



Wexford Festival Opera

23.10.2013 - 03.11.2013


Von Thomas Molke

Blick auf Wexford am Abend

Während andernorts die großen und kleinen Opernbühnen sich mitten im normalen Spielbetrieb befinden, lockt das Wexford Festival Opera zum mittlerweile 62. Mal Operninteressierte aus aller Welt in das beschauliche Küstenstädtchen an der Südostküste Irlands, um Opernraritäten jenseits des gängigen Repertoires kennen zu lernen. Und auch in diesem Jahr hat der künstlerische Leiter David Agler wieder musikalische Schätze ausgegraben, deren Uraufführungen nicht nur einen Bogen von 1849 bis 1955 spannen und  in unterschiedlichen Ländern stattfanden, sondern die auch thematisch die europäische Geschichte von Schwedens Königin Christina über die französische Revolution bis zum dritten Carlistenkrieg in Spanien durchleuchten. Erweitert wird das Programm in diesem Jahr um vier so genannte "Short Works", die im Vormittags- oder Nachmittagsbereich neben weiteren Konzerten und Lunchtime Recitals den Zuschauern die Möglichkeit geben, sich von morgens bis abends mit nur kurzen Unterbrechungen musikalischen Genüssen hinzugeben.

Das O'Reilly Theatre, Blick aus dem Zuschauerraum

Den Anfang macht am 23. Oktober 2013 im O'Reilly Theatre im Wexford Opera House die eher unpolitische Farsa musicale Il Cappello di paglia di Firenze von Nino Rota, der den meisten eher als Komponist von Filmmusiken ein Begriff sein dürfte. Zu nennen ist hier die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Musik zu Der Pate. Auch Federico Fellini verwendete bis zu Rotas Tod 1979 ausschließlich dessen Musik für seine Filme. Rotas Oper um einen Strohhut, den der Esel des jungen Fadinard gefressen hat und dessen Verschwinden nun das Verhältnis zwischen der verheirateten Anaide und ihrem Geliebten Emilio offenkundig machen könnte, wenn Fadinard nicht rechtzeitig für Ersatz des Hutes sorgt, basiert auf der französischen Farce Un chapeau de paille d'Italie von Eugène Labiche, die auch René Clair 1928 zu dem gleichnamigen Stummfilm inspirierte.  Rota komponierte dieses Werk in der musikalischen Tradition von Rossini, Verdi und Puccini am Ende des Zweiten Weltkriegs. Die Uraufführung fand allerdings erst am 21. April 1955 in Palermo statt. In Wexford sind in der Inszenierung von Andrea Cigni Davide Giusti als Fadinard und Claudia Boyle als seine Braut Elena zu erleben. Filippo Fontana gibt den gehörnten Ehemann Beaupertuis und Eleanor Lyons die untreue Anaide. Die musikalische Leitung übernimmt Sergio Alapont (Weitere Termine: 26. und 29. Oktober 2013 und 1. November 2013 jeweils um 20.00 Uhr).

Bild zum Vergrößern

Das O'Reilly Theatre, Blick in den Zuschauerraum

Als zweite Produktion stehen zwei Werke von Jules Massenet auf dem Programm, der nach Gaetano Donizetti mittlerweile der am zweithäufigsten gespielte Komponist in Wexford ist.  Die beiden Kurzopern Thérèse und La Navarraise stellen jeweils ein Frauenschicksal in kriegerischen Auseinandersetzungen in den Mittelpunkt. Thérèse, die Ehefrau des Girondisten André Thorel,  liebt den jungen Adeligen Armand de Clerval und will mit ihrem Geliebten in den Wirren der Französischen Revolution ins Exil fliehen. Als ihr Mann jedoch hingerichtet wird, beschließt sie, gemeinsam mit ihm in den Tod zu gehen. La Navarraise ist Anita, ein armes Mädchen aus Navarra, die den jungen Soldaten Araquil liebt. Da sein Vater Remigio allerdings keine mittellose Frau für seinen Sohn akzeptiert, beschließt sie, sich die Mitgift durch einen Auftragsmord zu verdienen. Doch Araquil verdächtigt sie der Prostitution und stirbt im Kampf, während Anita verrückt wird. Renaud Doucet setzt diese beiden Kurzopern in Szene. Die Liebespaare Thérèse / Armand und Anita / Araquil werden jeweils von Nora Sourouzian und Philippe Do interpretiert. Brian Mulligan übernimmt die Partie des Ehemanns André Thorel und des Lagerkommandanten Garrido. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von David Agler höchstpersönlich (Termine: 24. und 30. Oktober 2013 und 2. November 2013 jeweils um 20.00 Uhr und am 27. Oktober 2013 um 17.00 Uhr).

Die dritte Produktion, Cristina, regina di Svezia, stammt von dem größtenteils unbekannten italienischen Komponisten Jacopo Foroni, dessen Karriere durch seinen frühzeitigen Tod 1858 im Alter von nur 33 Jahren ein schnelles Ende nahm. Während der politischen Unruhen 1848 verließ er Italien und ging nach Stockholm, wo er musikalischer Leiter von Vincenzo Gallis italienischer Opern-Company im Mindre Theatre wurde. Als Einstand komponierte Foroni dort Cristina, seine insgesamt zweite Oper, die bei der Uraufführung am 19. Mai 1849 in Stockholm einen so großen Erfolg verbuchen konnte, dass Foroni zum musikalischen Leiter der Royal Swedish Opera ernannt wurde. Die Oper handelt von der unerfüllten Liebe der Königin Christina von Schweden (1626 - 1689) zu magnus Gabriel de la Gardie (Gabriele), der allerdings ihre Kusine Maria Euphrosina heiratet, was dazu führt, dass die Königin abdankt, nach Rom geht und zum katholischen Glauben konvertiert. Die Inszenierung übernimmt Stephen Medcalf, der im letzten Jahr für A Village Romeo and Juliet von Frederick Delius verantwortlich zeichnete (siehe auch unsere Rezension). In der Titelpartie ist Elizabeth Meister zu erleben. John Bellemer und Lucia Cirillo geben Gabriele und Maria Euphrosina. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Andrew Greenwood (Termine: 25., 28. und 31. Oktober 2013 jeweils um 20.00 Uhr und 3. November 2013 um 17.00 Uhr).

Die so genannten "Short Works" werden in diesem Jahr auf vier Produktionen ausgeweitet und sind in der Regel nachmittags um 15.30 Uhr oder morgens um 11.00 Uhr im Auditorium in der Presentation Secondary School in der School Street zu erleben. Eine Ausnahme macht Giuseppe Verdis La Traviata, die in einer Inszenierung von Stefania Panighini im Jerome Hynes Theatre im Wexford Opera House gespielt wird. Hat man bereits am Aalto Theater in Essen in der Spielzeit 2011/2012 erleben können, wie dieses Werk auf nur 105 Minuten gekürzt werden kann, bleibt abzuwarten, welche Striche in Wexford vorgenommen werden, um aus dieser abendfüllenden Oper ein "Short Work" zu machen (Termine: 24., 26., 28. Oktober 2013 und 1. November 2013 jeweils um 15.30 Uhr und 31. Oktober 2013 und 3. November 2013 jeweils um 11.00 Uhr).

Mit Michael William Balfes Oper The Rose of Castile hatte man vor 62 Jahren das erste Festival in Wexford eröffnet. Nun wird von dem berühmtesten irischen Opernkomponisten des 19. Jahrhunderts die einaktige Operette The Sleeping Queen präsentiert, die in gewisser Weise als Vorläufer von W. S. Gilbert betrachtet werden kann. Sophie Motley widmet sich der witzigen Geschichte um eine junge ledige Königin in Spanien, die erkennt, welche Macht sie gerade dadurch besitzt, dass sie nicht verheiratet ist (Termine: 25. und 31. Oktober 2013 um 15.30 Uhr und 28. Oktober 2013 um 11.00 Uhr). Gaetano Donizettis berühmte Oper L'Elisir d'amore war die erste Oper Donizettis, die beim Wexford Festival Opera 1962 zur Aufführung gelangte. Nun widmet sich Roberto Recchia, der in den vergangenen Jahren mit seiner Zauberflöte und Gianni Schicchi im Rahmen der "Short Works" begeisterte, diesem Opernklassiker in einer gekürzten Fassung (Termine: 26. Oktober 2013 und 1. November 2013 um 11.00 Uhr und 29. Oktober 2013 um 15.30 Uhr).

2010 wurde mit Winners die erste Oper von Richard Wargos Ballymore im Rahmen der "Short Works" präsentiert. In diesem Jahr gibt es nun den zweiten Teil, Losers. Beide Stücke basieren auf Brian Friels Einaktern Winner and Losers. Wargo selbst betrachtet diesen zweiten Teil als "Farce der Arbeiterklasse". Das Leben eines Pärchens ändert sich gewaltig, nachdem der Vatikan beschlossen hat, die heilige Philomena aus dem Kanon der Heiligen auszuschließen. Conor Hanratty zeichnet für die Inszenierung dieses vierten "Short Work" verantwortlich (Termine: 27. Oktober 2013 um 11.00 Uhr und 30. Oktober 2013 und 2. November 2013 um 15.30 Uhr).

Des Weiteren werden fast jeden Mittag um 13.05 Uhr die so genannten Lunchtime Recitals in der St. Iberius Church präsentiert, in denen die Solisten des Festivals ihr musikalisches Talent in anderen Bereichen ihres Repertoires präsentieren können. Ein Gala-Konzert im O'Reilly Theatre am 27. Oktober um 20.00 Uhr und diverse  weitere Konzerte im Jerome Hynes Theatre im Wexford Opera House runden das umfangreiche Programm des Festivals ab. Das komplette Programm finden Sie unter www.wexfordopera.com.

 

Homepage

 

 

unsere Rezensionen:

 

 

Il Cappello di paglia di Firenze

Thérèse / La Navarraise

Cristina, regina di Svezia

La Traviata

The Sleeping Queen

L'Elisir d'amore

Losers



Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Zur Festspiel-Startseite E-Mail Impressum

© 2013 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de

- Fine -