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Festkonzert zur Komplettierung von Rossinis TellVon Thomas Molke
Den Anfang macht die Sinfonia A Rossini, die der Rossini-Verehrer und direkte Amtsnachfolger am Teatro San Carlo in Neapel, Saverio Mercadante, 1864 anlässlich der feierlichen Enthüllung einer Statue des Pesaresen in dessen Heimatstadt komponierte. In Form einer Opernsinfonie mit einer kurzen langsamen Einleitung, der ein schnelles Sonatenallegro folgt, atmet sie den Geist der von Rossini geprägten Opera buffa, verwendet aber auch ein Motiv, das im Guillaume Tell anklingt. José Miguel Pérez-Sierra führt das Orchester Virtuosi Brunensis mit feinem Gespür durch die variationsreichen Bögen des heute immer noch zu Unrecht vernachlässigten Komponisten, dem eigentlich ein gleichwertiger Platz neben Donizetti, Rossini, Bellini und Verdi gebühren würde. Die ursprünglich geplante Fantasie Omaggio all'immortale Rossini, die Mercadante vier Jahre später zu einem Trauergottesdienst für den am 13. November 1868 verstorbenen Rossini in der Kirche des Konservatoriums San Pietro a Majella beisteuerte, musste aus organisatorischen Gründen leider aus dem Programm gestrichen werden. Der Mittelteil des Konzertes widmet sich den Passagen, die keinen Platz in der szenischen Umsetzung des Tell gefunden haben. Dazu gehört ein Pas de deux, der ursprünglich im Divertissement des dritten Aktes vorgesehen war, bei der Uraufführung aber an die Stelle eines Pas de six in den ersten Akt verlegt wurde, wo eigentlich die drei Hochzeitspaare den Hochzeitstanz eröffnen sollte. Da dieses Stück dort absolut deplatziert wirkte, wurde es nach der Uraufführung komplett gestrichen. Die zweite Version mit einer längeren Einleitung in Form eines Andante maestoso gelangte nie zur Aufführung. Auch von dem Pas de trois mit dem Chœur tyrolien, der im Divertissement des dritten Aktes vor dem Pas de deux steht, gibt es zwei Varianten. Im Konzert ist die etwas längere Variante mit nur zwei Chorinterventionen zu erleben. In dieser Passage begeistert der Camerata Bach Chor unter der Leitung von Ania Michalak mit zartem a cappella Gesang, bevor er dann in den orchestrierten Passagen die ganze Wucht der Bergwelt auf die Zuhörer niederprasseln lässt. Kurz nach der Premiere des Tell kürzte Rossini das Werk auf eine dreiaktige Fassung, die sich bis 1856 im Repertoire hielt. Dieser Fassung fiel der komplette vierte Akt mit Ausnahme der Arie des Arnold zum Opfer, der Mathildes Arie im dritten Akt ersetzte. Anstelle der ursprünglichen Schlussapotheose, mit der die Schweizer ihre Befreiung und den Tod des Tyrannen bejubeln, wird in dieser Fassung das berühmte Allegro aus der Ouvertüre wieder aufgenommen und zu einem Chor erweitert, was dem leichten Unterhaltungstrieb des Publikums vielleicht entgegenkam. Theoretisch hätte man hier jetzt den kompletten veränderten dritten Akt präsentieren können, was aber die Kürze der Zeit und die Verfügbarkeit der Sänger nicht zugelassen hätte, da ja im Prinzip drei Stunden nach dem Konzert schon die nächste szenische Präsentation der vieraktigen Version folgte. So gab es nur das Finale des dritten Aktes mit teilweise anderer Besetzung als in der szenischen Aufführung, um die Sänger für die Folgevorstellung zu schonen. Antonino Fogliani führt das Orchester Virtuosi Brunensis leichtfüßig durch die Tell-Passagen und erntet vom Publikum großen Beifall. Den Abschluss des Konzertes bildet die Hymne à Napoléon III et son vaillant peuple, die Rossini ein Jahr vor seinem Tod anlässlich der Pariser Weltausstellung 1867 komponierte und die als Beweis dafür angesehen werden kann, dass Rossini auch nach langer Kompositionspause immer noch souverän mit Orchester- und Chormassen umzugehen verstand. Der Camerata Bach Chor lässt mit den Solisten Marco Filippo Romano Als Grand-Prêtre und den beiden Tenören Giulio Pelligra und Artavazd Sargsyan und dem Orchester Virtuosi Brunensis unter der Leitung von Federico Longo die Trinkhalle regelrecht beben und legt Zeugnis davon ab, wie viel musikalische Energie auch noch in dem alten Rossini steckte. So gibt es am Ende großen und verdienten Applaus für alle Beteiligten dieses Festkonzertes.
FAZIT Dieses Festkonzert bietet eine hervorragende Ergänzung zum szenischen Tell, und auch wenn man am gleichen Tag auch noch die um 15.00 Uhr beginnende und um 22.15 Uhr endende Tell-Aufführung besuchte, stellte sich eigentlich zu keiner Zeit ein Moment der Erschöpfung ein, der diesen musikalischen Marathon in Frage gestellt hätte..
Weitere Rezensionen zu Rossini in
Wildbad 2013 Saverio Mercadante: A Rossini - Sinfonia a grand' orchestra (1864) (Musikalische Leitung: José Miguel Pérez-Sierra) Gioachino Rossini: Pas de deux aus Guillaume Tell: Andante (Einleitung), Andante maestoso (alternative Einleitung), Allegretto (Musikalische Leitung: Antonino Fogliani) Gioachino Rossini: Pas de trois et Chœur tyrolien aus Guillaume Tell: Ursprüngliche Fassung (Nr. 15a) (Musikalische Leitung: Antonino Fogliani)
Gioachino Rossini: Neues Finale zum dritten Akt von Guillaume Tell (Paris
1831) (Musikalische Leitung: Antonino Fogliani)
Gioachino Rossini: Hymne à Napoléon III et son vaillant peuple (1867)
(Musikalische Leitung: Federico Longo)
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AusführendeVirtuosi BrunensisCamerata Bach Chor Dirigenten und Sänger des XXV. Festivals
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