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Rossini in Wildbad Belcanto Opera Festival 11.07.2013 - 21.07.2013
Was 1989 als kleines Festival auf Wunsch der Freunde des Kurtheaters, dem heutigen Förderverein Kurtheater e. V., im kleinen aber feinen Kurort Bad Wildbad entstand, feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Jubiläum und hat sich unter der Ägide des Intendanten Jochen Schönleber mittlerweile zu mehr als einem Geheimtipp entwickelt, der jedes Jahr Belcanto-Liebhaber aus aller Welt in das beschauliche Enzstädtchen lockt und ihnen Raritäten bietet, die weit über das hinaus gehen, was einen Monat später an der italienischen Adria beim Rossini-Festival in Pesaro zu erleben ist. Während man sich in Pesaro bei den Opernaufführungen nämlich nur auf den Sohn der Stadt konzentriert, kann man in Bad Wildbad auch Belcanto-Raritäten von Rossinis Zeitgenossen erleben, die aus unterschiedlichen Gründen dem Vergessen anheim gefallen sind und deren Wiederentdeckung nicht nur den Reiz des Festivals ausmachen, sondern auch regelmäßig mitgeschnitten und später im Radio übertragen oder als CD ediert werden.
Foyer der Trinkhalle Für die Jubiläums-Spielzeit muss es natürlich etwas ganz Besonderes geben, und dazu geht Intendant Jochen Schönleber in diesem Jahr an die Grenzen des Machbaren. In der Trinkhalle gibt es unter seiner Regie Rossinis letzte Oper Guillaume Tell und zwar so, wie sie noch nie zu erleben war, nämlich vollständig und ungekürzt. Schon bei der Uraufführung in Paris wurde dieses Werk erbarmungslos auf "Normalgröße" zusammengestrichen und war seitdem noch nirgends in der kompletten Version, wie Rossini sie vorgesehen hatte, zu erleben. Für die Rolle des Arnold konnte Michael Spyres verpflichtet werden, der seit seinem Otello-Debüt in Rossinis gleichnamiger Oper hier in Bad Wildbad vor fünf Jahren als ein sogenannter "Baritenor" die großen Bühnen der Welt erobert hat und zuletzt in Covent Garden als Giacomo in Rossinis La Donna del Lago neben Joyce DiDonato glänzte. Die weiteren Partien sind mit Andrew Foster Williams als Tell und Judith Howarth als Mathilde ebenfalls hochkarätig besetzt. Neben den beiden normalen Pausen wird es auch eine lange Pause mit Arrangements für ein Abendessen geben. Die Vorstellungen beginnen bereits um 15.00 Uhr, so dass sich von der reinen Länge in Bad Wildbad ein gewisses Bayreuth-Gefühl einstellen dürfte. (Termine: 13., 18. und 21. Juli 2013 und 18. Juli 2013 mit verkürzten Pausen um 16.40 Uhr)
Blick von der Bühne der Trinkhalle Als weitere szenische Opernproduktion wurde in diesem Jahr erstmals ein Stück eines französischen Komponisten ausgewählt: Adolphe Adams Le Chalet. Dieser komische Einakter bietet ein passendes Kontrastprogramm zum Mammut-Projekt des Tell. Zum einen spielt Adams Oper ebenfalls in einem Schweizer Kanton. Zum anderen geht die Vorlage auch auf einen großen deutschen Dichter zurück: Johann Wolfgang von Goethe hatte 1780 nach einem Besuch in der Schweiz den Text zu dem Singspiel Jery und Bäteli geschrieben, auf den dann Eugène Scribe ein Libretto verfasste, das der junge Rossini-Fan Adam vertonte. Für die Inszenierung zeichnet Nicola Berloffa verantwortlich, der bereits 2011 in Bad Wildbad im Königlichen Kurtheater bei Balduccis Il noce di Benevento (siehe auch unsere Rezension) Regie führte. Als Daniel ist der junge Tenor Artavazd Sargsyan zu hören. Die von Daniel angebetete Betly wird von der Sopranistin Diana Mian interpretiert. Als Betlys Bruder Max ist der Buffo-Bariton Marco Filippo Romano zu erleben, der bereits 2011 in der Titelpartie in Stefano Pavesis Ser Marcantonio begeisterte (siehe auch unsere Rezension). (Termine: 11. und 19. Juli 2013 jeweils um 19.40 Uhr in der Trinkhalle) Auch die dritte Opernproduktion findet in diesem Jahr in der Trinkhalle statt, da das Königliche Kurtheater aufgrund umfangreicher Baumaßnahmen noch geschlossen bleiben muss. In konzertanter Form wird ebenfalls eine absolute Rarität geboten: Rossinis Ricciardo e Zoraide. Die Uraufführung dieser Oper in Neapel war so erfolgreich, dass am Tag nach der Uraufführung ein kurioser Brief in der Tageszeitung erschien, in dem jemand unter dem Pseudonym des bereits verstorbenen Domenico Cimarosa Rossini öffentlich als dessen würdigen Nachfolger pries. Bei dieser konzertanten Aufführung handelt es sich um eine deutsche Erstaufführung der kritischen Ausgabe. Die Produktion ist mit jungen Spitzentalenten besetzt. Die musikalische Leitung übernimmt José Miguel Pérez-Sierra, der als jüngster Dirigent beim Rossini Festival in Pesaro auftrat. Auch die Sängerin der Zoraide, Alessandra Marianelli, debütierte in Pesaro als eine der jüngsten Sängerinnen in einer Hauptrolle (Fiorilla). Maxim Mironov, der den Ricciardo singen wird, feierte in Bad Wildbad bereits im letzten Jahr als Ermanno in Mercadantes I briganti einen Sensationserfolg (siehe auch unsere Rezension). (Termine: 17. Juli 2013 um 19.40 Uhr und 20. Juli 2013 um 19.00 Uhr) Zu allen drei Opernproduktionen gibt es jeweils eine Stunde vor Vorstellungsbeginn einen Einführungsvortrag. Neben einem Jubiläums-Festkonzert in der Trinkhalle am 21. Juli 2013 um 11.15 Uhr, in dem unter dem Titel Der andere Tell das alternative Finale von Rossinis großer Oper nebst weiteren Ballettmusiken präsentiert wird, die im Laufe der Zeit in Rossinis Oper verändert bzw. gestrichen wurden, und einem Jubiläumskonzert unter dem Titel Regazzo & Friends, in dem Lorenzo Regazzo, ein langjähriger Gast in Bad Wildbad, mit Celso Albelo und Alessandra Marianelli Arien und Duette von Rossini, Mozart, Bellini und Donizetti zum Besten gibt, bieten die diesjährigen Festspiele als weiteres Rahmenprogramm:
- bereits am 15. Juni 2013 im Forum König-Karls-Bad unter dem Titel
Fontana di Musica - "Sogno d'oro" ein besonderes Konzert aus der
Bundesauswahl junger Künstler des Deutschen Musikrats mit Musik von Vivaldi
bis Jacob van Eyck, Karten und weitere Informationen gibt es unter www.rossini-in-wildbad.de.
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Rezensionen:
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