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Internationales Festival der Laute
Augsburg 9.5. - 11.5.2014


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Internationales Festival der Laute
(Flyer)
Vom Zauber der leisen Töne

Text und Fotos von Ingo Negwer

Zu ihrem diesjährigen "Internationalen Festival der Laute" lud die Deutsche Lautengesellschaft vom 9. bis 11. Mai in die alte Reichsstadt Augsburg ein. Musikwissenschaftliche und instrumentenkundliche Vorträge rund um die Laute und die ihr verwandten Instrumente boten insbesondere dem Fachpublikum aufschlussreiche neue Erkenntnisse. So erläuterte Anthony Bailes (Basel), wie der Augsburger Instrumentenbauer Johann Georg Edlinger 1692 eine Renaissancelaute des frühen 16. Jahrhunderts zu einer Barocklaute umbaute. Stephan Olbertz (Bochum) stellte seine kürzlich veröffentlichten Thesen zu Johann Sebastian Bachs Flöten-Sonaten Es-Dur und g-Moll (BWV 1031/1020) vor. Bei diesen Werken handelt es sich laut Olbertz um Bearbeitungen von Lauten-Trios, deren Komponist möglicherweise Karl Heinrich Graun ist. Beate Dittmann (Berlin) gab für Lautenisten und Gitarristen eine Einführung in die kryptisch anmutende deutsche Lautentabulatur. Begleitet wurde das Festival zudem von einer Verkaufsausstellung für (Lauten-)Instrumente und Musikalien im Maximilianmuseum.

Im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses standen zweifelsohne die Konzerte im Kleinen Goldenen Saal des Jesuitenkollegs, einem in jeder Hinsicht idealem Ambiente für Lautenmusik. Am Freitagabend gehörte die Bühne den aufstrebenden Nachwuchskünstlern. Zum Auftakt stellte sich der junge kroatische Lautenist Diego Leveric mit einem dreiteiligen Solo-Recital vor. Auf der Laute erweckte er die Magie der italienischen Renaissancemusik von Marco dall'Aquila, Francesco da Milano u. a. zu neuem Leben, ehe er auf der Theorbe Frühbarockes von Giovanni Girolamo Kapsberger und Bellerofonte Castaldi präsentierte. Leveri?, der mit filigranem, transparentem Spiel durchweg überzeugte, beendete seinen Festivalbeitrag auf der Barockgitarre mit Kompositionen von Gaspar Sanz, Alessando Piccinini und Robert de Visée.

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Diego Leveric

Der zweite Teil des Konzertabends stand ganz im Zeichen John Dowlands. Das britische Ensemble A Garden of Eloquence widmete sich mit fein abgestimmter Klangkultur einer Auswahl von Liedern aus dessen zweitem und drittem "Book of Songs" sowie aus "A Pilgrime's Solace" und "A Musical Banquet". Die Besetzung mit Gesang (Katherine Hawnt), Laute (Ziv Braha), Bass- und Diskantgambe (Alexandra Polin, Elizabeth Rumsey) hebt - im Vergleich zu der gängigen Praxis einer ausschließlichen Lautenbegleitung - den melancholischen Grundton der Vokalmusik Dowlands nochmals hervor.

Renommierte Interpreten der Alten Musik und der Lautenszene im Speziellen nahmen am Samstag die Bühne des Goldenen Saals ein. Mit Spannung erwartet wurde der Auftritt von Miguel Yisrael. Der weltweit konzertierende portugiesische Lautenist hat bereits mehrere Solo-CDs veröffentlicht, die zum Teil mit bedeutenden Preisen ausgezeichnet wurden. Nach Augsburg hatte Yisrael Musik aus der Zeit des französischen Königs Louis XIV. mitgebracht. Ein überzeugendes Plädoyer für diese so wichtige Epoche der Lautenmusik war das Recital ausschließlich mit Kompositionen von Germain Pinel und Robert de Visée allerdings nicht. Souverän und routiniert, mit durchaus schönem, aber allzu leisem Klang seiner elfchörigen Laute ließ Yisrael die Musik ruhig und gleichförmig dahin fließen. Von dynamischer Abstufung oder dem typischen tänzerischen Schwung französischer Barockmusik teilte sich nur eine Ahnung mit.


Vergrößerung in neuem Fenster Joel Frederiksen und Axel Wolf

Dass auch am späten Abend der Funke von der Bühne in die Reihen des Publikums noch überspringen kann, stellten anschließend der Bassist Joel Frederiksen, der sich selbst auf dem Arciliuto begleitete, und Axel Wolf (Theorbe und Laute) unter Beweis. Unter dem bezeichnenden Motto "Battaglia" entfachte das Duo ein temperamentvolles musikalisches Feuerwerk mit Kompositionen von Giulio Caccini, Andrea Falconieri, Hans Leo Hassler, John Dowland u.v.a. Frederiksen beeindruckte durch den Farbenreichtum seiner Bassstimme, fließende Registerwechsel und eine außergewöhnliche Leichtigkeit der Koloraturen, etwa in Kapsbergers virtuoser Arie "Pietà, pietà di chi sì more". Axel Wolf wusste mit filigranen Lautensoli, etwa Nicolaes Vallets "Vater unser im Himmelreich", klangliche Ruhepole in einem Konzert zu setzen, das sicherlich zu den Höhepunkten des Augsburger Lautenfestivals zählte.

Die Renaissance der Lauteninstrumente, die im Gleichklang mit der historisch informierten Aufführungspraxis einsetzte, ging stets einher mit bestimmten Modeerscheinungen, die letztlich aber viel mehr als nur eine Laune des Zeitgeists waren, rückten sie doch die Bedeutung der Zupfinstrumente für die Musikpraxis der Renaissance und des Barock ins rechte Licht. So sind Theorbe (bzw. Chitarrone), Arciliuto und Barockgitarre heute aus der Alten Musik quasi nicht mehr wegzudenken. Weitere Lauteninstrumente, die noch auf ihre Wiederentdeckung warten, sind die Mandora, die im 18. Jahrhundert insbesondere in Süddeutschland und den habsburgischen Ländern verbreitet war, und ihr größerer Verwandter, der Calichon, der von keinem Geringeren als Georg Philipp Telemann häufig als obligates Instrument eingesetzt und wohl auch von ihm selbst gespielt wurde.

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Joel Frederiksen und Axel Wolf

Pietro Prosser widmet sich sowohl als Musikwissenschaftler wie auch als Interpret diesen beiden Lauteninstrumenten. In Augsburg stellte er zusammen mit dem Tenor Richard Resch Lieder und Arien in zeitgenössischen Bearbeitungen für Gesang und Mandora bzw. Chalicon vor. Resch hinterließ mit seiner lyrisch-dramatischen Stimme und einer exzellenten Deklamation einen hervorragenden Eindruck als versierter Liedgestalter. Insbesondere mit der Ballade "Des Pfarrers Tochter von Taubenhain" von Gottfried August Bürger in der Vertonung Johann Rudolph Zumsteegs zog er, auf der Mandora von Pietro Prosser begleitet, die Zuhörer in seinen Bann. Prosser war nicht nur ein aufmerksamer Liedbegleiter, sondern setzte darüber hinaus überzeugende solistische Akzente gleichermaßen auf der Mandora und dem Calichon.

Mit spätbarocker Kammermusik für Laute, Violine und Violoncello, dargeboten vom Ensemble Harmoniae Celestes (Den Haag), ging das Internationale Lautenfestival in Augsburg zu Ende. Bedauerlicherweise musste ich da bereits den Heimweg antreten - nicht ohne eine Menge bleibender musikalischer Eindrücke und persönlicher Begegnungen im Gepäck!




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Konzerte im Kleinen Goldenen Saal
des Jesuitenkollegs:

Konzert I, 9. Mai 2014
Magie Musicali tra Danze e Fantasie
Musik um die Zeit von Phillip Hainhofer

Diego Leveric (Rovinj / Cremona),
Renaissancelaute, Theorbe und Barockgitarre


Konzert II, 9. Mai 2014
John Dowland: A Pilgrime's Solace
His songs for two and three voices

A Garden of Eloquence (Basel)


Konzert III, 10. Mai 2014
Le Luth du Roy Soleil
Musik von Germain Pinel und Robert de Visee
Miguel Yisrael (Paris), 11-chörige Barocklaute)


Konzert IV, 10. Mai 2014
Battaglia
Musik der Lautenmeister Philipp Hainhofers
und ihrer Zeitgenossen
Musik von Carissimi, Kapsberger, Puliaschi,
Zamboni, und Frescobaldi

Joel Frederiksen (München / Minneapolis,
Bass und Erzlaute
Axel Wolf (München), Laute &Theorbe


Konzert V, 11. Mai 2014
Als die Studenten keinen iPod hatten
Lieder und Arien in
Eichstätter Transkriptionen
Solos aus Augsburger Quellen

Joel Frederiksen (München / Minneapolis,
Bass und Erzlaute
Richard Resch (Augsburg) - Tenor
Pietro Prosser (Rovereto) – 6-chörige Mandora in d
6-chöriges Calichon in h


Konzert VI, 10. Mai 2014
Spätbarocke Kammermusik mit Laute
Werke von Weichenberger, Falckenhagen,
Schaffrath und Sollnitzn

Harmoniae Coelestes (Den Haag):
Earl Christy – Laute
Helmut Riebl – Violine
Nina Hitz - Violoncello


Flyer des
Internationalen Festival der Laute 2014




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