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Musiktheater
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Osterfestspiele der Berliner Philharmoniker 2014

Die kleine Manon

Kinderoper nach Motiven von Giacomo Puccini
Gesangstexte von Kristina Gerhard und Stefanie Krahnenfeld

In italienischer und deutscher Sprache

Dauer: ca 1 Stunde – keine Pause

Ein Kooperationsprojekt des Festspielhauses Baden-Baden, der Berliner Philharmoniker und der „Akademie Musiktheater heute“ der Deutsche Bank Stiftung

Uraufführung am 16. April 2014
(rezensierte Aufführung: 21.04.2014)

 


Festspielhaus Baden-Baden
(Homepage)


Tragik in Vergnügen verwandelt

Von Christoph Wurzel / Fotos: Manolo Press

Die große Manon (18 Jahre alt)  soll, man weiß nicht recht warum, auf Beschluss ihres Vaters ins Kloster gehen, verliebt sich aber unterwegs in einen jungen Mann namens Des Grieux und flieht mit ihm in dessen Studentenbude. Ihrem Bruder Lescaut gefällt das gar nicht und er verkuppelt sie an den reichen Beamten Geronte, in dessen Prachtvilla sie nun ein zwar luxuriöses, aber langweiliges Leben führt. Als Des Grieux wieder auftaucht, will sie mit ihm ein zweites Mal durchbrennen, was aber scheitert. Zur Strafe wird sie nach Amerika verbannt und verdurstet dort kläglich in der Wüste.

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In ihrem Bettchen träumt die kleine Manon vom großen Glück: Sonja Šarić und Eunkuk Kim (links: Des Grieux) und Lucian Eller (Zauberer Lescaut).

Da das ist nun wahrlich kein Stoff  für eine Kinderoper ist, wurde auch nicht dieser Plot in Baden-Baden dem jüngsten Opernpublikum präsentiert, sondern die Handlung der Kleinen Manon geht so: In ihrem großen Bett liegt, im Arm einen weichen Schmusehasen, sanft schlummernd die kleine Manon (so ca 10 Jahre alt) und träumt von einem Märchenprinzen. Wie es in Kinderträumen manchmal ist, erscheint sofort ein Zauberer, der sich als Lescaut vorstellt und sagt, er könne ihr drei Wünsche erfüllen. Zuerst also soll es der Prinz sein. Mithilfe der Kinder („Minni manni maxico!“) fliegt dieser auch gleich durch die Kulisse herbei. Es ist ein Tenor und er schwärmt: "Donna non vidi mai simile a questa".  Die kleine Manon findet ihn nett, kann aber nichts verstehen, bis der Zauberer ihr erklärt, das sei von Puccini und Italienisch. Das nächste Lied "Una fanciulla povera son io" trällert sie noch mit und der Prinz singt herzzerreißend: "La belezza vi donna il più vago avvenir". Dann aber verliert Manon die Lust am Singen und Italienisch ist ihr sowieso zu anstrengend.

Jetzt möchte sie ein Schloss und schöne Kleider und Schmuck und überhaupt eine Königin sein. Nochmal mithilfe der Kinder gezaubert - und alles wird Wirklichkeit. Nur die Frisur sitzt noch nicht richtig: "Welchen Ärger diese Locke mir macht!"  Berauscht vom Luxus möchte sie nun auch noch tanzen lernen. Flugs ist der Wunsch erfüllt. Herein rauscht die Tanzlehrerin Madame Geronte. Doch die ist recht resolut und nimmt die kleine Manon ziemlich hart ran. Beim flotten Breakdance punktet vor allem einer, der bisher eher am Rande stand, obwohl er mit weiteren 14 Leuten auch eine Hauptrolle spielt, nämlich der Dirigent. Es ist Duncan Ward, versehen mit Hasenohren und Stummelschwanz, der einen fantastischen Hasentanz hinlegt und zum Schlussakkord punktgenau wieder am Dirigentenpult landet. Und Manon? Sie ist nun auch des Luxus’ überdrüssig und sehnt sich zurück nach ihrem Prinzen. Doch einen weiteren Wunsch hat sie nicht mehr frei. Da bleibt ihr nur noch ein trauriges Lied: Allein, verloren, verlassen... Das Orchester spielt ein paar wehmütige Melodien und Manon klettert zurück in ihr Bettchen und schlummert weiter, bis ihre Eltern sie am nächsten Morgen zur Schule wecken.

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Das philharmonische Hasenorchester unter dem Hasenmaestro Duncan Ward

Viel Spaß hat diese Geschichte dem Publikum gemacht, weil sie nicht nur nett ausgedacht ist, sondern auch mit viel Hingabe gespielt wurde. Die vier Solisten (Studierende an Baden-Württembergischen Musikhochschulen) gaben ihr Bestes. Die aus Serbien stammende Sopranistin Sonja Šarić war mit strahlender jugendlicher Stimme eine richtig liebe kleine Manon und Felicitas Brunke brachte als strenge Tanzmeisterin ihre Mezzostimme markant zur Geltung. Lyrisch ausschwingend sang der koreanische Tenor Eunkuk Kim den Prinzen Des Grieux und Lucian Eller wirbelte als singender Zauberer effektvoll über die Bühne. Das lustvoll aufspielende Instrumentalensemble aus lauter Philharmonikern war nicht nur musikalisch glänzend in Form, sondern spielte auch bei der Kinderbelustigung mit und ließ sich sogar während des Spiels ganz aus Versehen Hasenohren anzaubern. Und in den Spielpausen knabberten die so verwandelten Musikerinnen und Musiker dann auch mal an einer Möhre. Schon ihr Auftritt sorgte für große Belustigung, als sie nämlich auf ganz leisen Sohlen die Bühne alias Manons Schlafzimmer betraten und die Hornistin ganz köstlich die Begriffsstutzige spielte, dass sie hier leise sein sollte.

FAZIT

Das Einfache ist ja bekanntlich schwer zu machen. Aber hier ist gelungen, Motive der großen Oper spielerisch so zu wenden, dass der tragische Stoff plötzlich in einen unterhaltsamen Spaß für Kinder verzaubert wurde. Der besondere Erfolg ist zudem dem engagierten Ensemble zu danken.

Weitere Rezensionen zu den Osterfestspielen 2014


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Duncan Ward

Spielleitung
Elena Tzavara

Assistenz
Dorothea Lübbe
Philipp Fürhofer

 

Mitglieder der
Berliner Philharmoniker

Stipendiaten der Orchesterakademie
der Berliner Philharmoniker




Solisten

Manon
Sonja Šarić

Des Grieux
Eunkuk Kim

Lescaut

Lucian Eller

Madame Geronte

Felicitas Brunke




Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Festspielhaus Baden-Baden
(Homepage)









Da capo al Fine

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