Internationale
Händel-Festspiele Göttingen
29.05.2014 - 10.06.2014
Von Thomas Molke
Das 300-jährige Jubiläum der Personalunion zwischen
Großbritannien und Hannover hat man bei den 94. Internationalen
Händel-Festspielen in Göttingen zum Anlass genommen, die diesjährigen
Festspiele unter das Thema "Herrschaftszeiten! - Händel Royal" zu stellen.
Während nämlich zwischen 1714 und 1837 der Kurfürst von
Braunschweig-Lüneburg bzw. König von Hannover auch gleichzeitig König von
Großbritannien war, verkörpert Georg Friedrich Händel als Hofkapellmeister
in Hannover und Komponist des Königshauses in London gewissermaßen die
musikalische Seite der Personalunion. Doch auch dem 100. Jahrestag des
Ausbruchs des Ersten Weltkrieges wird in diesem Jahr Rechnung getragen, und
so richtet sich das Augenmerk nicht nur auf Krönungshymnen, sondern es
werden auch Themen wie Herrschaft, Macht und Krieg in der Musik
durchleuchtet.
Deutsches Theater in
Göttingen
Als Opernproduktion hat man in diesem Jahr mit der
Erstaufführung der Oper
Faramondo ein Werk ausgewählt,
das sich kritisch mit dem Thema Krieg und Nationalstaatlichkeit
auseinandersetzt. Im Zentrum der Geschichte stehen Faramondo, der König der
Franken, und sein ehemaliger Verbündeter Gernando, der König von Schwaben,
deren Liebe zur Tochter des verfeindeten kimbrischen Königs Gustavo die
politischen Entscheidungen der beiden stark beeinflusst und beinahe in einer
kriegerischen Auseinandersetzung eskalieren lässt. Das Libretto stammt von Apostolo
Zeno, der auf einen Roman des Franzosen Gautier de Coste de la Calprenède
zurückgriff. In der Inszenierung des schottischen Regisseurs Paul Curran
werden Emily Fons in der Titelpartie, der Countertenor Christopher Lowrey
als Gernando, Anna Starushkevych als von den beiden begehrte Prinzessin
Rosimonda und Njål Sparbo als König Gustavo zu erleben sein. Die
Partie von Faramondos Schwester Clotilde übernimmt Anna Devin. Am Pult des
FestspielOrchesters Göttingen steht natürlich wieder der künstlerische
Leiter Laurence Cummings. (Premiere im
Deutschen Theater Göttingen am 31. Mai 2014 um 18.00 Uhr, weitere
Aufführungen: 2. und 8. Juni 2014 jeweils um 15.00 Uhr, 3., 5. und 10.
Juni 2014 jeweils um 19.00 Uhr)
Nach dem großen Erfolg
bei den Festspielen im letzten Jahr wird es im Rahmen des Familientags am 7.
Juni 2014, an dem sich erneut die Göttinger Innenstadt mit zahlreichen
künstlerischen Aktivitäten, Lesungen und Aktionen zum Mitmachen für Groß und
Klein beteiligt, auch in diesem Jahr zu dieser Opernproduktion wieder eine
Familienfassung in der Stadthalle geben, bei der wie bereits 2013 Juri
Tetzlaff, der bei Kindern und Jugendlichen als Moderator des "Tigerenten
Clubs" bekannt sein dürfte, mit den Solisten und dem FestspielOrchester
Auszüge aus der Oper kurzweilig und kindgerecht aufbereitet präsentiert.
Einen weiteren Schwerpunkt des Programms bildet der
Krönungszyklus, der an drei Abenden mit unterschiedlichen Ensembles
Kompositionen für die britischen Monarchen aus dem Haus Hannover
präsentiert. Den Auftakt macht dabei am 30. Mai 2014 in der St. Jakobikirche
die Rekonstruktion der Krönungszeremonie von Georg I. Stefan Wiefel nimmt
dabei in der Rolle des Hofberichterstatters gemeinsam mit dem Barockensemble
Musica Alta Ripa, dem Göttinger Knabenchor und dem Knabenchor Hannover das
Publikum mit auf eine Reise in das Jahr 1714. In der Stadthalle Göttingen
präsentiert dann am 7. Juni 2014 das FestspielOrchester Göttingen unter der
Leitung von Laurence Cummings die Coronation Anthems for George II.
Der Abschluss ist dann eine Koproduktion mit den Händel-Festspielen
in Halle. Am 9. Juni 2014 ist nämlich das Händelfestspielorchester
Halle unter der Leitung von Bernhard Forck in der Stadthalle Göttingen mit Mathesons Requiem für einen König, einem Oratorium auf das Ableben
des Königs von Großbritannien George I., zu erleben.
Weitere Konzerthöhepunkte sind unter anderem:
- das Oratorium Joshua, mit dem das FestspielOrchester Göttingen
unter der Leitung von Laurence Cummings am 29. Mai 2014 in der Stadthalle
die diesjährigen Festspiele eröffnet,
- ein Konzert in der Art der "Last Night of the Proms", in dem das Göttinger
Symphonie Orchester unter der Leitung des GMD Christoph-Mathias Mueller
unter dem Titel Rule Britannia! Werke von Edward Elgar und anderen
Komponisten erklingen lässt (Termin: 1. Juni 2014 in der Stadthalle
Göttingen),
- ein Konzert mit Werken von Henry Purcell und Georg Friedrich Händel unter
dem Titel Music for a While mit dem Ensemble L'Arpeggiata unter der
Leitung von Christina Pluhar (Termin: 6. Juni 2014 in der Stadthalle
Göttingen).
Auch das Kinderprogramm "Händel 4 Kids!" bietet wieder
für junge Händel-Freunde ein abwechslungsreiches Programm. Nach Young
Amadigi im letzten Jahr gibt es mit der "Händel-HipHopera"
Familienbande - HipHop, Händel und andere Herzensangelegenheiten erneut
ein Crossoverprojekt, womit vor allem die Jugendlichen zwischen 14 und 18
Jahren angesprochen werden sollen (Termine im Rahmen der Festspiele: 5. und
6. Juni 2014, Premiere bereits am 3. Mai 2014).
Das komplette Programm ist unter
Händelfestspiele
abrufbar.