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Internationale Gluck-Opern-Festspiele
Nürnberg

14.07.2014 - 27.07.2014

Le Cinesi

Serenade in einem Akt
Libretto von Pietro Metastasio
Musik von Christoph Willibald Gluck

in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 1h 10' (keine Pause)

Premiere im Garten der St. Lorenzkirche in Berching am 26.07.2014


 

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Sieger ist der Tanz 

Von Thomas Molke / Fotos folgen


Der 300. Geburtstag von Christoph Willibald Gluck hat für Berching eine ganz besondere Bedeutung, rühmt man sich doch, dass der Komponist hier am 2. Juli 1714 das Licht der Welt erblickt hat. Aus diesem Grund feiert man dieses Jubiläum mit einem dreitägigen Barockfest vom 25. bis zum 27. Juli 2014 unter dem Titel Glucksmomente, als dessen Höhepunkt der Freundeskreis Christoph Willibald Gluck e. V. es ermöglicht hat, Glucks einaktige Opernserenade Le Cinesi szenisch zu präsentieren. In Ermangelung eines Konzerthauses oder Theaters hat man als Aufführungsort im Pfarrgarten der St. Lorenzkirche eine Bühne aufgebaut und folgt somit der barocken Tradition, eine Serenade unter freiem Himmel zu präsentieren. Auch das selten gespielte Werk passt sehr gut zum Anlass der Aufführung, da Gluck Le Cinesi ebenfalls für ein Barockfest komponierte, das der Prinz von Hildburghausen auf seinem Landgut Schloss Hof zur Einladung der Kaiserin Maria Theresia im September 1754 feierte. Wie bei der damaligen Uraufführung die Politprominenz anwesend war, so hielt auch in Berching der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer mit seinem Stab Einzug in den Pfarrgarten und wurde als Schirmherr des Barockfestes von der Vorsitzenden des Freundeskreises vor der Vorstellung herzlich begrüßt.

Die Serenade spielt in einem fiktiven China. Die drei Chinesinnen Lisinga, Sivene und Tangia sitzen beim Tee zusammen und langweilen sich, als plötzlich Lisingas Bruder Silango auftaucht, der gerade aus Europa zurückgekehrt ist, um seiner angebeteten Sivene den Hof zu machen. Die Damen sind entsetzt, da es für Männer in China unter Todesstrafe verboten ist, in die Frauengemächer einzudringen. Dennoch wollen sie den jungen Mann nicht den Wachen übergeben, sondern ihn bis zum nächsten Tag verstecken. Um sich die Zeit zu vertreiben, schlägt Silango vor, Theater zu spielen. Jede der drei Damen wählt ein Thema auf, das sie in einer opulenten Arie präsentiert, Lisinga eine Tragödie, Sivene eine Pastorale und Tangia eine Komödie. Im Anschluss daran soll entschieden werden, welche Gattung am meisten überzeugen kann. Doch die Damen werden sich nicht einig. Da schlägt Silingo den Tanz als Alternative vor, da es dabei kein Weinen wie in der Tragödie, keine Langeweile wie in der Pastorale und keine Kränkung wie in der Komödie gebe. Das Stück schließt mit einem gemeinsamen Tanz der vier Protagonisten.

Andreas Wiedermann bettet die Handlung der Serenade in einen festlichen Rahmen ein und lässt zu Beginn einen ganzen Hofstaat von Chinesen aufmarschieren, die als Gefolge des "bayerisch-chinesischen" Kaisers angekündigt werden und hinter denen sich Statisten aus dem benachbarten Dietfurt verbergen, die in bunten asiatischen Kostümen in großem Pomp durch den Zuschauerraum marschieren. Da darf auch ein großer chinesischer Drachen nicht fehlen, der von mehreren Personen an langen Stangen getragen wird, und sich gewissermaßen durch die Reihen schlängelt. Der "Kaiser" nimmt dann in einem großen rot ausgepolsterten Holzsessel auf der linken Seite Platz, um im Folgenden die Serenade zu verfolgen. Mit dem Stück hat das zwar eigentlich nichts zu tun, mag aber vielleicht als Anspielung auf den Anlass dieser Serenade gedacht sein und ist in jedem Fall nett anzusehen. Die eigentliche Geschichte findet dann unter einem Zelt in einem relativ einfach gehaltenen Bühnenbild statt. Große weiße Papierlampions unter der Decke deuten hierbei den asiatischen Rahmen an. Witzig ist, dass alle vier Partien mit Asiaten besetzt sind, was dem Stück trotz der europäischen Musik dennoch einen Hauch von chinesischem Flair verleiht. So achten die Protagonisten auch darauf, zwischen den Musikstücken in ihrer Muttersprache zu kommunizieren.

Musikalisch spielt Gluck in diesem Einakter bei den vier großen Arien der Protagonisten mit den unterschiedlichen Gattungen. Den Anfang macht Yeonjin Choi als Gastgeberin Lisinga, die eine Szene der Andromache ausgewählt hat, die nach dem Trojanischen Krieg in die Hände des Pyrrhus gefallen ist und nun vor der Wahl steht, den griechischen König zu heiraten und damit ihrem verstorbenen Mann Hektor untreu zu werden oder ihren geliebten Sohn Astyanax zu opfern. Choi interpretiert die Arie mit dramatischem Mezzo und macht stimmlich und darstellerisch die innere Zerrissenheit der Andromache deutlich spürbar. Unterstützt wird sie dabei von zwei Tänzern, die mit bewegendem Ausdruckstanz Andromaches Leid und Pyrrhus' heftiges Drängen verbildlichen. Es folgt eine Pastorale, die Sivene und Silango nutzen, um ihre Gefühle füreinander zu bekunden. Sangkyu Lee übernimmt als Silango die Rolle des Hirten Tirsis, der unnachgiebig um die schöne Nymphe Licoris wirbt. Mit weichem Tenor verleiht er dem Leiden des jungen Hirten wunderbar Ausdruck, wobei er in den Höhen leicht an seine Grenzen stößt und ein bisschen zu stark forciert. Namyoung Kim begeistert mit soubrettenhaftem Sopran als Sivene, die als Licoris dem jungen Schäfer zwar bescheinigt, ihn zu lieben, sich aber nicht seinen übertriebenen Gefühlswallungen hingeben will. Auch diese Geschichte wird von den beiden Tänzern mit koketter Leichtigkeit der Tänzerin (Manuela Calleja Valderrama) und mit leidenschaftlichen Bewegungen des Tänzers (Yali Rivlin) untermalt.

Minjung Yoon kommt als Tangia die Aufgabe zu, die Komödie zu vertreten, und macht dies nicht nur in ihrer Arie, sondern auch im restlichen Verlauf des Stückes. Immer wieder setzt sie an, mit einer Idee, den Mädchen die Langeweile zu vertreiben, um dann doch wieder abzubrechen. Auch ihre Eifersucht auf Sivene spielt Yoon als Tangia mit großer Komik aus. Immer wieder versucht sie Silangos Aufmerksamkeit zu erlangen und zeigt sich bei den Zurückweisungen äußerst ungnädig. Am Ende geht sie sogar so weit, die Palastwachen herbeizurufen und Silango abführen zu lassen, was zwar so nicht im Libretto steht, inhaltlich in der Inszenierung allerdings durchaus aufgeht. Das Orchester Opera incognita setzt unter der Leitung von Ernst Bartmann Glucks Musik differenziert um, so dass es am Ende lang anhaltenden Applaus für alle Beteiligten gibt.

FAZIT

Glucks Opernserenade ist im Rahmen des Berchinger Barockfestes durchaus als musikalischer Höhepunkt zu bezeichnen und bietet gute Unterhaltung. Für das Repertoire taugt dieses Werk trotz einzelner schöner Arien aber wohl eher nicht.

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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Ernst Bartmann

Inszenierung
Andreas Wiedermann

Choreographie
Julia Schwarzbach

Kostüme
Bianca Schmid-Hedwig

Licht
Jan-Robert Sutter


 

Orchester Opera Incognita


Solisten

Sivene
Namyoung Kim

Lisinga
Yeonjin Choi

Tangia
Minjung Yoon

Silango
Sangkyu Lee

Tänzer
Manuela Calleja Valderrama
Yali Rivlin


Weitere
Informationen

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