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Wexford Festival Opera
21.10.2015 - 01.11.2015


Tosca

Melodramma in drei Akten
Libretto von Luigi Illica und Giuseppe Giacosa nach dem Drama La Tosca von Victorien Sardou
Musik von Giacomo Puccini

In italienischer Sprache mit englischen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 1 h 30' (keine Pause)

Premiere im Whites Hotel in Wexford am 24. Oktober 2015



 

 

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Tödliche Intrigen

Von Thomas Molke / Fotos von Paula Malone Carty

Während sich das Wexford Festival Opera bei den großen Produktionen im National Opera House vor allem dadurch auszeichnet, dass hier absolute Raritäten auf dem Spielplan stehen, sind bei den so genannten "Short Works", die an den Nachmittagen seit vielen Jahren das Festival ergänzen, häufig auch gängige Repertoire-Stücke zu erleben. Neben Einaktern bieten auch gekürzte Kammerfassungen von abendfüllenden Opern gerade den Sängerinnen und Sängern, die in den großen Produktionen nur in kleineren Partien oder im Chor zu erleben sind, die Möglichkeit, sich vor einem kleineren Publikum zu profilieren. Mittlerweile haben diese Kurzopern ihren Status als Geheimtipp abgelegt und gehören für zahlreiche Besucher des Festivals zum festen Programm. Ein Komponist, dessen Werke in den letzten Jahren häufig für die "Short Works" ausgewählt worden sind, ist Giacomo Puccini. Natürlich bieten sich seine drei Einakter, die er zu Il trittico zusammengefasst hat, für dieses Format an. Aber auch seine großen Opern sind im Vergleich zu anderen Werken der Opernliteratur relativ kurz, so dass sie leicht auf gute 90 Minuten verknappt werden können, ohne dabei allzu viel Musik streichen zu müssen. Nach La Bohème vor ein paar Jahren folgt nun Tosca.

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Noch ist die Eifersucht bloß Spaß: Tosca (Eunhee Kim) und Cavaradossi (Alexandros Tsilogiannis)

Wie die vier Jahre zuvor aufgeführte Oper La Bohème war auch Puccinis fünfte Oper bereits bei der Uraufführung ein riesiger Erfolg und gehört seitdem an den Opernhäusern zum Standardrepertoire. Dabei ist das Werk gar nicht leicht zu besetzen, da es den drei Hauptpartien, die ständig gegen ein laut auftrumpfendes Orchester ansingen müssen, einiges abverlangt, so dass Produktionen leicht zu einer reinen Schrei-Orgie verkommen können. Von daher ist es vielleicht gar keine schlechte Idee, eine Kammerfassung mit Klavierbegleitung auf die Bühne zu stellen, da das Klavier die Dramatik der Musik durchaus einfangen kann, ohne dabei die Sänger mit der Wucht eines ganzen Orchesters zu überdecken. Dafydd Hall Williams, der bereits im letzten Jahr Puccinis Il tabarro als "Short Work" in Szene gesetzt hat, wählt mit einfachen Bühnenmitteln einen klassischen Ansatz, der in den relativ modern gehaltenen Kostümen die Geschichte um die Sängerin Floria Tosca erzählt, die durch den Mord an dem skrupellosen Chef der Geheimpolizei, Scarpia, versucht, ihren Geliebten, den Maler Mario Cavaradossi, zu retten, was ihr allerdings nicht gelingt, so dass sie mit einem Sprung von der Engelsburg den Freitod wählt.

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Scarpia (Quentin Hayes) setzt Tosca (Eunhee Kim) unter Druck.

Bei aller Dramatik der Handlung gewinnt Williams der Geschichte allerdings auch komische Momente ab. Wenn Tosca im ersten Akt aufgrund der Augen der von Cavaradossi gemalten Madonna befürchtet, Cavaradossi könne sich in eine andere Frau verliebt haben, hat diese Eifersucht in der Darstellung von Eunhee Kim als Tosca durchaus schon humoristische Züge. Mit amüsantem Spiel versucht Kim, die leuchtenden Augen schwarz zu überpinseln, wird von dem Maler allerdings immer wieder daran gehindert. Um so deutlicher wird bei diesem Spiel, wie geschickt Scarpia die Intrige ansetzt, um auf die Spur des geflohenen Angelotti zu gelangen. Wenn Scarpia vorgibt, einen schwarzen Fächer auf der Staffelei des Malers gefunden zu haben, wird aus Toscas zunächst spielerischer Eifersucht Ernst, und sie begeht aus wachsendem Misstrauen einen Fehler, der am Ende für alle tödliche Konsequenzen haben wird. Kim punktet in der Titelpartie mit dramatischem Sopran, der in den Höhen enorme Durchschlagskraft besitzt und nur an wenigen Stellen ein wenig schrill wirkt. Auch Alexandros Tsilogiannis singt als Cavaradossi die hohen Töne mit strahlendem Tenor aus, wobei es ihm zugute kommt, dass er nicht gegen ein ganzes Orchester ansingen muss. Quentin Hayes besitzt als Bösewicht Scarpia stimmlich leider nicht die Schwärze, die man sich für diese skrupellose Figur wünscht, legt den Baron darstellerisch allerdings sehr hinterhältig an. Auch seine Handlanger Spoletta und Sciarrone betonen durch intensives Spiel Scarpias Gefährlichkeit.

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Fluchtplan missglückt: Tosca (Eunhee Kim) über ihrem Geliebten Cavaradossi (Alexandros Tsilogiannis)

Die Kirche im ersten Akt, in der Angelotti auf der Flucht Unterschlupf sucht, wird durch eine Madonnenfigur auf der linken Seite und eine Staffelei auf der rechten Seite angedeutet. Der Altar in der Mitte der Bühne wird beim musikalischen Zwischenspiel zum zweiten Akt zu Scarpias Schreibtisch umfunktioniert und auf die linke Seite der Bühne gestellt, wobei es durchaus ein wenig verwirrend ist, dass der Darsteller des Angelotti ebenfalls an den Umbauarbeiten auf der Bühne beteiligt ist. Der dritte Akt findet dann auf einer leeren Bühne statt. Nur ein Stuhl wird aufgebaut, auf dem Cavaradossi erschossen wird. Wenn Toscas Mord an Scarpia auffliegt, flieht sie auf ein Bühnenpodest in der Mitte der Bühne. Statt eines Sprungs lehnt sich Kim mit dem Gesicht an die dunkle Rückwand, auf die dann ein Bild einer Straße projiziert wird. So kann der Eindruck entstehen, dass sich Tosca wirklich von der Engelsburg gestürzt hat. Greg Ritchey findet am Klavier einen beherzten Zugang zu der dramatischen Musik. Die beiden großen Arien, "Vissi d'arte" und "Lucevan le stelle", werden von Kim und Tsiloggiannis wunderbar umgesetzt, so dass es am Ende großen Applaus für die beiden gibt. Dass Hayes am Ende einzelne Buhrufe über sich ergehen lassen muss, dürfte weniger seiner gesanglichen Gestaltung als vielmehr dem bösen Charakter des Scarpia geschuldet sein. Williams erntet für seine schlichte, aber gelungene Inszenierung großen Beifall.

FAZIT

Dafydd Hall Williams beweist mit seiner Inszenierung, dass Puccinis Tosca sehr gut für eine Kammerfassung geeignet ist. Musikalisch gefällt einem diese Version fast besser, als wenn ein ganzes Orchester aufspielen würde.

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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Greg Ritchey

Regie
Dafydd Hall Williams

Kostüme
Frances White

Licht
John Crudden


Solisten

Floria Tosca
Eunhee Kim

Mario Cavaradossi
Alexandros Tsilogiannis

Baron Scarpia
Quentin Hayes

Cesare Angelotti
Henry Grant Kerswell

A Sacristan
Jan Capi
ński

Spoletta
Raffaele D'Ascanio

Sciarrone
David Howes


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