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Wexford Festival Opera

21.10.2015 - 01.11.2015


Von Thomas Molke

Blick auf Wexford am Abend

Während andernorts die großen und kleinen Opernbühnen sich mitten im normalen Spielbetrieb befinden, lockt das Wexford Festival Opera zum mittlerweile 64. Mal Operninteressierte aus aller Welt in das beschauliche Küstenstädtchen an der Südostküste Irlands, um Opernraritäten jenseits des gängigen Repertoires kennen zu lernen. Und auch in diesem Jahr hat der künstlerische Leiter David Agler wieder musikalische Schätze ausgegraben, die thematisch einen Bogen vom lyrischen Drama über die Komödie bis hin zur Opéra comique spannen und in Deutschland, Italien und Frankreich in den letzten beiden Jahrhunderten zur Uraufführung gelangten. Mit Louisiana, den schottischen Highlands und Paris decken die Schauplätze der drei Opern einen noch größeren Bereich ab. Wie in jedem Jahr wird das Programm um drei so genannte "Short Works" erweitert, die im Nachmittagsbereich neben weiteren Konzerten und Lunchtime Recitals den Zuschauern die Möglichkeit geben, sich quasi den ganzen Tag mit nur kurzen Unterbrechungen musikalischen Genüssen hinzugeben.

Das O'Reilly Theatre, Blick aus dem Zuschauerraum

Den Anfang macht am 21. Oktober 2015 im O'Reilly Theatre im Wexford National Opera House das lyrische Drama Koanga von Frederick Delius, dessen zehn Jahre später komponierte Oper A Village Romeo and Juliet vor drei Jahren beim Wexford Festival Opera zu erleben war (siehe auch unsere Rezension). Mit finanzieller Unterstützung der Delius Trust kann nun auch die heutzutage relativ unbekannte dritte Oper dieses Komponisten, die 1904 in Wuppertal zur Uraufführung gelangte und von der man heute eigentlich nur noch das Orchesterzwischenspiel "La Calinda" aus dem Konzertsaal kennt, realisiert werden. Erzählt wird die Geschichte des afrikanischen Prinzen Koanga, der als Sklave auf eine Plantage nach Louisiana gebracht wird, wo er sich in die Mulattin Palmyra verliebt. Um Palmyra heiraten zu können, verrät er seinen Glauben, verliert Palmyra allerdings dennoch an den Aufseher und belegt anschließend die Plantage mit einem Voodoo-Fluch. In der Titelpartie debütiert der afroamerikanische Bariton Norman Garrett. Als Palmyra ist erstmalig in Wexford die südafrikanische Sopranistin Nozuko Teto zu erleben. Die musikalische Leitung übernimmt Stephen Barlow. Für die Inszenierung zeichnet Michael Gieleta verantwortlich, der beim Wexford Festival Opera unter anderem bei der polnischen Oper Maria 2011 Regie führte (siehe auch unsere Rezension). (Weitere Termine: 24., 27. und 30. Oktober 2015 jeweils um 20.00 Uhr)

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Das O'Reilly Theatre, Blick in den Zuschauerraum

Die zweite Produktion Guglielmo Ratcliff stammt von einem Komponisten, von dem nur der Einakter Cavalleria rusticana den Sprung ins Opernrepertoire auf der ganzen Welt geschafft hat: Pietro Mascagni. Mascagni begann mit dieser vieraktigen Tragödie bereits 1882 als Student in Mailand, unterbrach die Arbeit daran allerdings für den Kompositionswettbewerb, auf dem er dann mit der Cavalleria zum gefeierten Komponisten avancierte. Anschließend setzte er die Arbeit an Guglielmo fort und brachte das Werk 1895 an der Scala zur Uraufführung. Die Geschichte basiert auf der gleichnamigen Tragödie von Heinrich Heine. Guglielmo Ratcliff wird von Maria MacGregor als Ehemann abgewiesen und beschließt, von nun an alle Männer, die um Marias Hand anhalten, zum Duell herauszufordern. Im Lauf der Oper stellt sich heraus, dass bereits Marias Mutter in Guglielmos Vater verliebt war, diesen aber für Marias Vater verließ, woraufhin dieser wiederum Guglielmos Vater tötete. Marias Mutter starb an gebrochenem Herzen, und nun scheint sich eine ähnliche Tragödie in der folgenden Generation zu wiederholen. Für die äußerst anspruchsvolle Titelpartie ist der italienische Tenor Angelo Villari verpflichtet worden. Als "alte Bekannte in Wexford" sind in dieser Produktion der Bariton David Stout als Count Douglas, Mariangela Sicilia als Maria und Annunziata Vestri als Margherita zu erleben. Die musikalische Leitung hat Francesco Cilluffo. Regie führt Fabio Ceresa. (Termine: 22., 28. und 31. Oktober 2015 jeweils um 20.00 Uhr und 25. Oktober 2015 um 17.00 Uhr)

Die dritte Produktion ist eine Koproduktion mit der L'Opéra-Comique de Paris, wo das Werk bereits vor ein paar Monaten Premiere feierte: Le Pré aux clercs von Ferdinand Hérold. Festivalleiter David Agler ist besonders stolz darauf, dieses Werk endlich in Wexford präsentieren zu können, da diese letzte und erfolgreichste Oper Hérolds immer auf der Wunschliste des damaligen Festivalgründers, Dr. Tom Walsh, gestanden habe. Das Stück spielt 1572 in Paris und handelt von der jungen Comtesse Isabelle, die den Baron de Mergy aus Navarra liebt, vom französischen König Henri III. allerdings mit dem Comte de Comminge verheiratet werden soll. Nachdem Henris Schwester Marguerite Isabelle und Mergy eine heimliche Hochzeit ermöglicht hat, tötet Mergy Comminge im Duell und entkommt mit Isabelle nach Navarra. Für die Partie der Isabelle kehrt die kanadische Sopranistin Marie-Éve Munger nach Wexford zurück, die bereits im letzten Jahr in Don Bucefalo große Erfolge feierte. Ihr Wexford Debüt geben Marie Lenormand als Marguerite de Valois und Eric Huchet als Cantarelli, die diese Partien bereits vor ein paar Monaten in Paris gesungen haben. Am Pult des Wexford Festival Orchestra steht Jean-Luc Tingaud. Regie führt Éric Ruf. (Termine: 23., 26. und 29. Oktober 2015 jeweils um 20.00 Uhr und 1. November 2015 um 17.00 Uhr).

Die so genannten "Short Works" finden wie auch im letzten Jahr wieder im Whites Hotel statt. Den Anfang macht ein Operneinakter von Jules Massenet. Zehn Jahre nach seinem großen Erfolg mit Manon komponierte er einen Epilog unter dem Titel Le Portrait de Manon. Darin erinnert sich der mittlerweile alte Chevalier Des Grieux an seine verlorene Geliebte Manon. Als sich sein Neffe Jean in die mittellose Aurore verliebt, will Des Grieux seine Zustimmung zu dieser Verbindung nicht geben, da er seinem Neffen ein ähnliches Schicksal ersparen will. Doch alles kommt zu einem guten Ende, als Aurore sich als Nichte der verstorbenen Manon entpuppt. (Termine: 22. und 28. Oktober 2015 jeweils um 15.30 Uhr und 25. Oktober 2015 um 11.00 Uhr)

Nachdem in den vergangenen Jahren Puccinis Einakter Il tabarro, Suor Angelica und Gianni Schicchi im Rahmen der "Short Works" zu erleben waren, gibt es in diesem Jahr eine gekürzte Fassung von Puccinis fünfter Oper Tosca. (Termine: 24., 27. und 30. Oktober 2015 jeweils um 15.30 Uhr und 1. November 2015 um 11.00 Uhr)

Als weiteren Klassiker des Opernrepertoires, der auf geschickte Art und Weise zu einem "Short Work" verknappt wird, gibt es Engelbert Humperdincks Märchenoper Hansel and Gretel. Als Gertrud ist in dieser Inszenierung die Mezzosopranistin Kate Allen, Preisträgerin des Arnhold Stipendiums 2014, zu erleben. (Termine: 23., 26., 29. und 31. Oktober 2015 jeweils um 15.30 Uhr)

Des Weiteren werden fast jeden Mittag um 13.05 Uhr die so genannten Lunchtime Recitals in der St. Iberius Church präsentiert, in denen die Solisten des Festivals ihr musikalisches Talent in anderen Bereichen ihres Repertoires präsentieren können. Das mittlerweile traditionelle Gala-Konzert im O'Reilly Theatre am 25. Oktober 2015 um 21.00 Uhr und zahlreiche weitere Veranstaltungen runden das umfangreiche Programm des Festivals ab. Das komplette Programm finden Sie unter www.wexfordopera.com.

 

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unsere Rezensionen:

 

 

Koanga

Guglielmo Ratcliff

Le Pré aux clercs

Portraits de Manon

Hansel and Gretel

Tosca



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