Von Thomas Molke

Zum mittlerweile fünften Mal finden die Salzburger Pfingstfestspiele unter der künstlerischen Leitung von Cecilia Bartoli statt, und der große Erfolg der letzten Jahre belegen, dass ihr Konzept aufgeht. Mittlerweile ist ihr Vertrag auch bis 2021 verlängert worden. Nachdem im letzten Jahr die Veranstaltungen allesamt auf antike Mythen zurückgriffen, hat Bartoli die diesjährigen Festspiele ganz im Zeichen des wohl berühmtesten Liebespaares gestellt: "Romeo und Julia". Und wie in den Vorjahren lässt es sich Bartoli nicht nehmen, ins Zentrum der Festspiele ein Werk zu stellen, in dem sie selbst als Solistin auftritt.

Während sie sich in den letzten Jahren als Cleopatra, Norma, Cenerentola und Iphigénie großen Opernheroinen gewidmet hat, wandelt sie dieses Mal auf dem Pfad des Musicals. In Leonard Bernsteins West Side Story wird sie die Maria interpretieren. Dabei ist es keineswegs ungewöhnlich, dass sich große Opernstars mit diesem am 26. September 1957 in New York uraufgeführten Musical auseinandersetzen. Erinnert sei beispielsweise an die legendäre Einspielung mit Dame Kiri Te Kanawa und José Carreras unter der musikalischen Leitung von Bernstein höchstpersönlich. Dabei handelte es sich allerdings um eine konzertante Aufführung. Es darf mit Spannung erwartet werden, wie Bartoli mit der ihr eigenen Energie in die Rolle der jugendlichen Maria schlüpfen wird. Als Tony steht ihr Norman Reinhardt zur Seite. Anita wird von Karen Olivo interpretiert. Mit dem West Side Story Ensemble, und dem Simón Bolívar Symphony Orchestra of Venezuela unter der Leitung von Gustavo Dudamel wird die Produktion in einer Inszenierung von Phil Wm. McKinley am 13. Mai 2016 in der Felsenreitschule ihre Premiere erleben. (Weitere Aufführung im Rahmen der Pfingstfestspiele: 15. Mai 2016 um 15.00 Uhr, Wiederaufnahme bei den Salzburger Festspielen am 20., 21., 23., 25., 27. und 29. August 2016)

Als konzertante Aufführung gibt es dann am 14. Mai 2016 um 17.00 Uhr im Haus für Mozart Antonio Zingarellis Oper Giulietta e Romeo, ein Werk, das sich von der Uraufführung 1796 in Mailand bis in die 20er Jahre des 19. Jahrhunderts großer Beliebtheit erfreute, bevor es dann vor allem von Rossini von den Spielplänen verdrängt wurde. Das Liebespaar ist mit dem Countertenor Franco Fagioli und der Mezzosopranistin Ann Hallenberg hochkarätig besetzt. In weiteren Partien sind Bogdan Mihai als Everado, Xavier Sabata als Gilberto, Dilyara Idrisova als Matilde und Juan Sancho als Teobaldo zu erleben. Die musikalische Leitung des Chors und Orchesters Armonia Atenea übernimmt George Petreo.

Wie in den vergangenen Jahren gibt es auch wieder ein Ballett-Gastspiel. Dieses Mal ist das Stuttgarter Ballett mit John Crankos legendärer Choreographie Romeo und Julia aus dem Jahr 1962 im Großen Festspielhaus zu erleben. Im Bühnenbild und den Kostümen von Jürgen Rose und unter der musikalischen Leitung von James Tuggle ist mit Solisten und dem Ensemble des Stuttgarter Balletts dieses erste große Handlungsballett, das Cranko zwei Jahre nach seinem Dienstantritt als Direktor des Stuttgarter Balletts kreierte, nun auch in Salzburg zu erleben. (Termin: 15. Mai 2016 um 20.00 Uhr)

Das Galakonzert am 16. Mai 2016 um 16.00 Uhr im Großen Festspielhaus präsentiert dann einen großen musikalischen Querschnitt durch die zahlreichen Bearbeitungen des Stoffes von Vincenzo Bellini bis zu Charles Gounod und Peter I. Tschaikowski. Zu erleben sind hierbei unter anderem Angela Gheorghiu und Juan Diego Flórez mit den Wiener Symphonikern unter der Leitung von Ádám Fischer.

Ergänzt wird das Programm durch eine Lesung einer deutschen Adaption von Shakespeares Tragödie mit Ilse Ritter und Hans-Michael Rehberg (14. Mai 2016 im Landestheater), eine Kammermusik-Matinee mit Julia Fischer (15. Mai 2016 im Großen Saal der Stiftung Mozarteum) und durch geistliche Chormusik mit The Tallis Scholars und Peter Philipps (16. Mai 2016 in der Kollegienkirche). Außerdem lädt ein Galadinner am 14. Mai 2016 um 21.00 Uhr im Karl-Böhm-Saal zum "Tafeln mit Romeo und Julia" ein.

Im Kino sind die beiden berühmten Filmadaptionen von Franco Zeffirelli und Baz Luhrmann (mit Oscar-Preisträger Leonardo DiCaprio), sowie Shakespeare in Love von John Madden zu erleben.

Das komplette Programm ist unter Salzburger Pfingstfestspiele abrufbar.