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Rossini in Wildbad
Belcanto Opera Festival
08.07.2016 - 24.07.2016


Rossini & Co. I Opernszenen

Konzert der Teilnehmer der Masterclass von Raúl Giménez

In italienischer, lateinischer und französischer Sprache

Aufführungsdauer: ca. 2 h 5' (eine Pause)

Aufführung im Königlichen Kurtheater am 9. Juli 2016

 

 

 

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Von "Schülern" zu "Kollegen"

Von Thomas Molke / Fotos folgen


Seit einigen Jahren haben beim Belcanto Opera Festival Rossini in Wildbad vielversprechende Nachwuchskünstler nicht nur die Möglichkeit, als ausgewählte Stipendiatinnen und Stipendiaten an den von Raúl Giménez und Lorenzo Regazzo geleiteten Masterclasses und Workshops des Festivals teilzunehmen, sondern sie erhalten auch die Gelegenheit, sich zum einen in einer halbszenischen Opernproduktion in der Trinkhalle, in diesem Jahr Le Comte Ory, und zum anderen in den sehr beliebten Konzerten unter dem Titel Rossini & Co. im Königlichen Kurtheater einem breiten Publikum vorzustellen. In diesem Jahr gibt es sogar drei dieser Konzerte im Kurtheater, wobei das erste Konzert bereits am Auftaktwochenende, also vor dem eigentlichen Beginn des regulären Belcanto Opera Festivals, stattfindet. In diesem Konzert präsentieren 8 Teilnehmerinnen und 3 Teilnehmer der Meisterklasse von Giménez bekannte und unbekannte Opernszenen und Arien von Mozart, Rossini, Donizetti und Bellini auf einem so hohen Niveau, dass Giménez ihnen eine Entwicklung von "Schülern" zu "Kollegen" bescheinigt haben soll.

Dabei treffen langjährige Besucher bei diesem Konzert auch auf einige bekannte Gesichter. Der Tenor Gheorghe Vlad ist beispielsweise dem Festival schon seit einigen Jahren verbunden. So interpretierte er bereits im letzten Jahr als Ergebnis des Workshops den Lindoro in Rossinis L'Italiana in Algeri und war auch in Adelaide di Borgogna vor zwei Jahren als Adelberto zu erleben. Auch Sara Blanch und und Marina Viotti haben bereits im letzten Jahr an einer Meisterklasse teilgenommen und dürften als Elvira und Isabella in L'Italiana in Algeri noch in bester Erinnerung sein, zumal beide im letzten Jahr unter anderem für ihre Darbietung in dieser Produktion ausgezeichnet wurden. Blanch erhielt den Publikumspreis und Viotti teilte sich den mit 1.000 Euro dotierten Internationalen Belcanto Preis mit dem Matija Meić. In Erinnerung an die erfolgreiche Inszenierung tänzelt Viotti dann auch verführerisch über die Bühne, als Vlad gemeinsam mit dem Bass Shi Zong das Duett Lindoro-Mustafà "Se inclinassi a prender moglie" präsentiert, in dem Lindoro Mustafà angeblich Tipps gibt, wie er das Herz der schönen Italienerin gewinnen kann. Zong überzeugt als Mustafà mit voluminösen Tiefen und einer geschmeidigen Beweglichkeit in den schnellen Läufen. Auch darstellerisch legt er das Duett sehr komisch an. Vlad punktet mit humorvoller Darstellung und flexibler Stimme. Die Höhen klingen allerdings immer noch ein wenig gequetscht.

Beachtliches leistet Vlad hingegen in der wahnsinnig anspruchsvollen Arie des Tonio aus Donizettis La fille du régiment. Hier gelingt es ihm, mit einer geschickten Technik die halsbrecherischen Höhen sauber auszusingen, und er erntet zu Recht großen Applaus beim Publikum. Zong kommt die anspruchsvolle Aufgabe zu, das Konzert zu eröffnen. So wirkt er bei seinem ersten Auftritt sichtlich nervös. Doch diese Nervosität ist schnell vergessen, nachdem er in die Rolle des Don Magnifico aus La Cenerentola geschlüpft ist und mit kräftigem Bass und flexiblen Läufen die berühmte Kavatine "Miei rampolli femminini" präsentiert. Später schlüpft er noch einmal in die Rolle, wenn Marina Viotti und Mar Campo als seine Töchter Clorinda und Tisbe versuchen, Roberto Maietta als vermeintlichen Prinzen zu umgarnen, der in Wirklichkeit der Kammerdiener Dandini ist. Maietta verfügt nicht nur über einen großartigen Buffo-Bariton, sondern begeistert auch mit verschmitztem Spiel, das deutlich macht, welchen Spaß Dandini daran hat, die beiden einfältigen Töchter an der Nase herumzuführen. Als Don Giovanni gibt er beim berühmten "Là ci darem la mano" einen Herzensbrecher mit nahezu mephistophelischen Zügen ab, der Serena Sáenz Molinero als Zerlina dazu bringt, ihm auf sein Schloss zu folgen.

Während Viotti als Rosina mit der berühmten Arie "Una voce poco fa" Bartolos Mündel als verführerisches junges Mädchen anlegt und die Koloraturen mit scheinbarer Leichtigkeit nur so sprudeln lässt, begeistert Blanch mit der eher unbekannten Arie der Fannì aus Rossinis erster Farsa La cambiale di matrimonio mit glasklaren Höhen. Doch auch die übrigen Sängerinnen können auf diesem hohen Niveau mithalten. Da ist zunächst Paula Sánchez-Valverde zu nennen, die nicht nur über einen jugendlichen Sopran mit strahlenden Höhen und großer Beweglichkeit in den Koloraturen verfügt, sondern auch als Sofia in Rossinis Il signor Bruschino und als Susanna in Mozarts Le nozze di Figaro große Spielfreude beweist. Warum allerdings ein Duett zwischen Susanna und der Gräfin ausgewählt wird, ist nicht ganz klar, da Karina Repova als Mezzosopran ausgewiesen wird, was eigentlich nicht der Stimmlage der Gräfin entspricht. Dennoch gelingt den beiden stimmlich ein inniges Zusammenspiel. Aufhorchen lässt auch Serena Sáenz Molinero mit strahlenden Höhen und großer Flexibilität in den Koloraturen. So darf die berühmte Kavatine der Amina aus Bellinis La sonnambula als ein weiterer Höhepunkt des Nachmittags bezeichnet werden.

Über einen leuchtenden Sopran verfügt auch Francesca Manino. Für die Arie der Berenice aus Rossinis Farsa L'occasione fa il ladro führt Achille Lampo die blinde Sängerin auf die Bühne. Zu Recht wird ihre Interpretation mit großem Applaus belohnt. Mae Hayashi stattet den Tancredi in seiner Kavatine "Di tanti palpiti" mit voluminöser Mittellage aus und verfügt über große Flexibilität in den Läufen. Mar Campo überzeugt mit warmem Contralto beim "Agnus Dei" aus Rossinis Petite Messe solennelle. Einziger Wermutstropfen ist, dass es sich scheinbar immer noch nicht herumgesprochen hat, dass man die Türen außerhalb des Saals während des Konzertes leise schließen sollte, da das ständige Türenknallen gerade die leisen Momente in der Musik extrem störte. Beim "Agnus Dei" kam außerdem hinzu, dass sich aus dem Vorraum ein Solist einsang. Der Stimme nach müsste es der Bariton Maietta gewesen sein. Auf diese Kleinigkeiten sollte man beim nächsten Mal achten, um den musikalischen Genuss und auch die Kolleginnen und Kollegen auf der Bühne nicht zu stören.

FAZIT

Es bleibt zu hoffen, dass man von den Teilnehmern dieser Meisterklasse in Zukunft noch einiges hören wird.

Weitere Rezensionen zu Rossini in Wildbad 2016

Programm des Konzertes

Gioachino Rossini: La Cenerentola (1817): Kavatine des Don Magnifico "Miei fampolli femminini" (Shi Zong, Begleitung: Achille Lampo)

Gioachino Rossini: Tancredi (1813): Rezitativ und Kavatine des Tancredi "Oh patria - Tu che accendi - Di tanti palpiti" (Mae Hayashi, Begleitung: Davide Bertorello)

Vincenzo Bellini: La sonnambula (1831): Rezitativ und Kavatine der Amina "Care compagne - Come per me sereno" (Serena Sánchez Molinero, Begleitung: Federico Piccolo)

Wolfgang Amadeus Mozart: Don Giovanni (1787): Duettino Zerlina - Don Giovanni "Là ci darem la mano" (Serena Sánchez Molinero, Roberto Maietta, Begleitung: Davide Bertorello)

Gioachino Rossini: L'occasione fa il ladro (1812): Arie der Berenice "Voi la sposa pretendente" (Francesca Manino, Begleitung: Achille Lampo)

Wolfgang Amadeus Mozart: Così fan tutte (1790): Arie der Dorabella "Smanie implacabili" (Karina Repova, Begleitung: Achille Lampo)

Gioachino Rossini: Il signor Bruschino (1813): Arie der Sofia "Ah, donate il caro sposo" (Paula Sánchez-Valverde, Begleitung: Federico Piccolo)

Gioachino Rossini: L'italiana in Algeri (1813): Duett Lindoro - Mustafà "Se inclinassi a prender moglie" (Gheorghe Vlad, Shi Zong, Begleitung: Achille Lampo)

Gioachino Rossini: Petite Messe solennelle (1863): "Agnus Dei" (Mar Campo, Begleitung: Achille Lampo)

Gioachino Rossini: La Cenerentola (1817): Kavatine des Dandini "Come un' ape ne' giorni d'aprile" (Roberto Maietta, Begleitung: Federico Piccolo)

Wolfgang Amadeus Mozart: Le nozze di Figaro (1786): Duettino Susanna - Contessa "Canzonetta Sull'aria" (Paula Sánchez-Valverde, Karina Repova, Begleitung: Federico Piccolo)

Gaetano Donizetti: La fille du régiment (1840): Arie des Tonio "Ah mes amis, quel jour de fête!" (Gheorghe Vlad, Begleitung: Achille Lampo)

Gioachino Rossini: Il barbiere di Siviglia (1816): Kavatine der Rosina "Una voce poco fa" (Marina Viotti, Begleitung: Achille Lampo)

Gioachino Rossini: La cambiale di matrimonio (1810): Arie der Fannì "Vorrei spiegarvi il giubilo" (Sara Blanch, Begleitung: Achille Lampo)

Gioachino Rossini: Il barbiere di Siviglia (1816): Duett Rosina - Figaro "Dunque io son" (Marina Viotti, Roberto Maietta, Begleitung: Federico Piccolo)



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Ausführende

Klavier
Achille Lampo
Davide Bertorello
Federico Piccolo

Teilnehmer der Masterclass
Sara Blanch, Sopran
Mar Campo, Contralto
Mae Hayashi, Mezzosopran
Roberto Maietta, Bariton
Francesca Manino, Sopran
Karina Repova, Mezzosopran
Serena Sáenz Molinero, Sopran
Paula Sánchez-Valverde, Sopran
Marina Viotti, Mezzosopran
Gheorghe Vlad, Tenor
Shi Zong, Bass

 


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