Von Thomas Molke

Während in München die Münchner Opernfestspiele das Ende der Theaterspielzeit in der bayerischen Metropole einleiten und die Politprominenz schon voller Spannung auf die am 25. Juli beginnenden Bayreuther Festspiele blickt, gibt es in Neuburg an der Donau ein kleines, aber feines Festival, bei dem nunmehr zum 49. Mal in dem hübschen Biedermeier-Theater absolute Opernraritäten zur Aufführung gelangen, die eine willkommene Abwechslung zu Wagner und Co. bieten.

Blick auf die Bühne des Biedermeier-Theaters

Zu verdanken ist dieses jährliche Erlebnis dem unermüdlichen Einsatz des in Neuburg aufgewachsenen Opernsängers und Regisseurs Horst Vladar, der 1969 mit Freunden zur Wiedereröffnung des Biedermeier-Theaters die Neuburger Kammeroper gründete, um in diesem Theater-Juwel auch Werke des Musiktheaters zu präsentieren. Dass sich daraus eine jährliche Tradition entwickelte, die mittlerweile, ermöglicht durch die Unterstützung der Stadt und des Landkreises und einiger unverzichtbarer Sponsoren, pro Jahr eine Eigenproduktion zur Aufführung bringt, hatte er damals bestimmt nicht zu träumen gewagt. Mit großem Einsatz schaffen es jedes Jahr neben den Gesangssolisten und dem künstlerischen Führungsteam vor allem begeisterte Amateure im Bereich des Orchesters, der Technik und Verwaltung, dass dieses Festival sich auch über die Region zu einem Geheimtipp entwickelt hat.

Blick in den Zuschauerraum des Biedermeier-Theaters

Wie bereits 2013 und 2015 stehen auch in diesem Jahr wieder zwei Operneinakter auf dem Programm, bei denen der Komponist genauso unbekannt sein dürfte wie die präsentierten Werke. Die Rede ist von dem um 1760 in Venedig geborenen Francesco Gardi, der mit seinen meist einaktigen Opern von 1786 bis 1806 in ganz Oberitalien große Erfolge feierte. Am bekanntesten dürfte, wenn überhaupt, seine Vertonung des Don Giovanni unter dem Titel Il nouvo convitato di pietra sein, die wenige Monate vor Mozarts Meisterwerk entstand. Für die Neuburger Kammeroper hat Horst Vladar zwei Farse ausgewählt, die beide 1800 in Venedig ihre Uraufführung erlebten. Den Anfang macht die Oper Arzt wider Willen (im Original Il medico a suo dispetto, ossia La muta per amore), die auf einer Komödie von Molière basiert.  Hier wird ein Mann, der seine Frau schlägt, kuriert, indem er gegen seinen Willen zu einem Arzt gemacht wird und ein stummes Mädchen heilen muss. Regie führt Michael Hoffmann, der schon seit vielen Jahren eine feste Institution als Buffo-Bariton auf der Bühne der Neuburger Kammeroper ist und 2013 Adolphe Adams Opéra comique So ein Glück! (Une bonne fortune) und vor zwei Jahren Marcello Bernardinis Schlaukopf und Dickschädel (Furberia e puntiglio)  in Szene gesetzt hat. Die Partie des unfreiwilligen Arztes übernimmt Joachim Herrmann, der bereits vor zwei Jahren in den beiden Einaktern durch großes komisches Talent überzeugte. Horst Vladar spielt die Partie des Vaters des stummen Mädchens.