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Ruhrfestspiele Recklinghausen 01.05.2017 - 18.06.2017 StradivariaS
Musikalisch-komödiantische Show mit vier spanischen Diven |
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Streichquartett der anderen Art Von Thomas Molke / Foto: © Marta Cuerpo Wenn sich vier Streicher zu einem Quartett zusammenschließen, denkt man in der Regel zunächst einmal an Kammerkonzerte. Das hatten Iria Armesto Prada (Viola), Irene Rouco (Cello), Inma Pastor (Kontrabass) und Isaac M. Pulet (Violine) allerdings sicherlich nicht im Sinn, als sie 2010 die "StradivariaS" gründeten und den Namen zum Programm machten. Als virtuose Diven bearbeiten sie ihre Instrumente nämlich nicht nur mit dem Bogen und bewegen sich musikalisch in einer Bandbreite von Pergolesi bis hin zu moderner Pop- und Rock-Musik, sondern dazu gibt es auch noch eine gehörige Portion Drama und Komik. In diesem Jahr ist das Quartett nun auch bei Ruhrfestspielen zu Gast und begeistert im Theaterzelt das Publikum mit einem kurzweiligen Programm, in dem jede einzelne Diva auch einzeln glänzen kann. Den Part von Iria Armesto Prada hat Melissa Castillo übernommen. Den Anfang macht Inma Pastor, die im Lack- und Leder-Look gar manche Männerphantasien wecken mag, wenn sie lasziv ihren Kontrabass bearbeitet. Als extrovertierte Diva spielt sich dann Isaac M. Pulet beim ersten Quartett in den Vordergrund, der nicht nur in einem roten Kleid mit langen schwarzen Haaren auftritt, sondern auch bei der Melodieführung zu "Dido's Lament" von Henry Purcell die Musik mit expressivem Stöhnen untermalt. Das scheint die drei Kolleginnen zu ärgern, und immer wieder sind sie musikalisch bemüht, die Violine in ihre Schranken zu weisen. Doch Pulet lässt sich davon nicht einschüchtern und spielt weiter "die erste Geige". Melissa Castillo spielt das kurzsichtige Trampeltier des Quartetts, und ist ohne ihre Brille verloren. Bei "Bésame mucho" können die Kolleginnen noch eben verhindern, dass sie von der Bühne stürzt, bevor sie dann beim Gang ins Publikum ihr Kleid verliert und völlig unbeabsichtigt in den Armen einer Frau landet. Irene Rouco, die die konzeptionelle Idee zu diesem Programm gehabt hat, wirkt in diesem Quartett noch am wenigsten extrovertiert und bläst die Koloraturen der Königin der Nacht aus Mozarts Zauberflöte mit den bloßen Händen. Die StradivariaS (von links: Isaac M. Pulet, Irene Rouco, Melissa Castillo und Inma Pastor) erhalten einen Ring. Nach der Einführung der vier Charaktere gibt es dann auch eine kleine Geschichte, die sich durch den Abend zieht. Rouco bekommt von einem Verehrer aus dem Publikum einen großartigen Ring geschenkt. Da verwundert es natürlich nicht, dass die Kolleginnen ihr dieses Geschenk neiden, und so wechselt der Ring auch schnell den Besitzer. Pulet präsentiert ihn stolz in einem aufwändigen Carmen-Kostüm, in dem er mit Pastor am Kontrabass "La Campanera" zum Besten gibt. Dabei spielen die beiden vor einem schwarzen Vorhang als eine Art Miniaturausgabe. Hinter ihm steht Castillo in schwarzem Kostüm und stellt mit ihren Händen die kurzen Füße unter Pulets Kleid dar, die sich zum Lied im Takt bewegen, und die dann Pulet im unerwarteten Moment den Ring entwenden. Doch in ihrer Schusseligkeit verliert Castillo den Ring natürlich wieder, dieses Mal an Pastor, die heftig mit einem Zuschauer in der ersten Reihe flirtet, den sie anschließend auch auf die Bühne holt. Mit großem Spaß wird der junge Mann Teil einer Choreographie zu "The Lion Sleeps Tonight" und schlägt sich so gut, dass die vier Diven anschließend alle mit ihm hinter der Bühne verschwinden wollen. Während Pulet sich eine Abfuhr holt, kommen die anderen recht befriedigt auf die Bühne zurück. Sind zu Beginn des Abends die Übergänge zwischen E- und U-Musik noch fließend, bleibt man zum Ende hin bei den Klassikern der Popmusik. Die Umsetzung von Queens "Bohemian Rhapsody", bei dem die Diven auch stimmlich überzeugen können, ist ein krönender Abschluss des offiziellen Programms, bevor es als Zugabe noch "Every Breath You Take" von Police gibt. Hier spielen alle vier Diven gleichzeitig auf dem Kontrabass und präsentieren eine Fassung, die man so bestimmt noch nicht gehört hat. Das Publikum bedankt sich für die kurzweiligen 80 Minuten mit großem Applaus. FAZIT Die "StradivariaS" bieten ein hochvirtuoses und abwechslungsreiches Programm, das durch komödiantische Einlagen überzeugt. Weitere Rezensionen zu den Ruhrfestspielen Recklinghausen 2017
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AusführendeIsaac M. Pulet, Violine Melissa Castillo, Viola Irene Rouco, Cello Inma Pastor, Kontrabass
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- Fine -