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Wexford Festival Opera

19.10.2018 - 04.11.2018


Von Thomas Molke

Blick auf Wexford am Abend

Während andernorts die großen und kleinen Opernbühnen sich mitten im normalen Spielbetrieb befinden, lockt das Wexford Festival Opera zum mittlerweile 67. Mal Operninteressierte aus aller Welt in das beschauliche Küstenstädtchen an der Südostküste Irlands, um Opernraritäten jenseits des gängigen Repertoires kennen zu lernen. Und da die Kartennachfrage von Jahr zu Jahr steigt, hat man das Festival seit dem letzten Jahr auf zweieinhalb Wochen ausgedehnt. Neu ist in diesem Jahr der spielfreie Montag, während an allen anderen Tagen gewissermaßen von morgens bis abends Programm geboten wird. Kernpunkt sind natürlich die drei Hauptproduktionen, die im zum National Opera House ernannten O'Reilly Theatre jeweils fünf Mal präsentiert werden. Thematisch hat der künstlerische Leiter David Agler den Schwerpunkt auf große Dramatik gelegt und den Bogen vom frühen 19. bis zum 21. Jahrhundert gespannt, wobei es wieder eine europäische Erstaufführung gibt.

Das Wexford National Opera House, Blick aus dem Zuschauerraum

Den Anfang macht am 19. Oktober 2018 im Wexford National Opera House um 20.00 Uhr ein so genannter "Double Bill" mit den beiden Verismo-Opern L'oracolo von Franco Leoni und Mala vita von Umberto Giordano. Leonis Operneinakter erlebte seine erfolgreiche Uraufführung 1905 an der Covent Garden Opera mit Antonio Scotti in der Partie des Cim-Fen, des Inhabers einer Opiumhöhle in San Francisco, der aus Liebe zu der schönen Ah-Joe einen Mord begeht und damit seine Angebetete in den Wahnsinn treibt. In Wexford übernimmt die Partie der südkoreanische Bariton Joo Won Kang, der hier vor zwei Jahren als Corrado Waldorf in Donizettis Maria de Rudenz zu erleben war. Elisabetta Farris gibt ihr Wexford-Debüt als Ah-Joe. Als ihr Geliebter Uin-San-Lui ist der spanische Tenor Sergio Escobar erstmals in Wexford zu erleben. Giordanos selten gespielte Oper Mala vita feierte im September im Stadttheater Gießen Premiere (siehe auch unsere Rezension). Giordano, der heute vor allem durch seine Oper Andrea Chénier bekannt ist, konnte mit diesem Werk 1892 in Rom einen beachtlichen Erfolg erzielen. Die Geschichte handelt von den Liebesverwicklungen zwischen dem neapolitanischen Färber Vito, der verheirateten Amalia und der Prostituierten Cristina. Neben Escobar als Vito sind die Sopranistin Francesca Tiburzi als Cristina und die Mezzosopranistin Dorothea Spilger als Amalia zu erleben. Regie führt in beiden Stücken Rodula Gaitanou, die in Wexford bereits vor zwei Jahren Barbers Vanessa inszeniert hat. Die musikalische Leitung liegt in den Händen von Francesco Cilluffo, der in Wexford 2017 Alfanos Risurrezione und 2015 Mascagnis Guglielmo Ratcliff geleitet hat. (Weitere Termine: 25. und 31. Oktober 2018 und 3. November 2018 jeweils um 20.00 Uhr und 28. Oktober 2018 um 15.00 Uhr)

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Das Wexford National Opera House, Blick in den Zuschauerraum

Die zweite Produktion ist eine europäische Erstaufführung: Dinner at Eight von William Bolcom. Die Oper, die auf dem gleichnamigen Theaterstück von George S. Kaufman basiert, erlebte ihre Uraufführung am 11. März 2017 an der Minnesota Opera und spielt in Manhattan 1933 während der Zeit der wirtschaftlichen Depression. Während zahlreiche Menschen auf der Straße Hunger leiden, organisiert Millicent Jordan eine Dinner-Party, die von schlimmen Ereignissen überschattet wird. Bei Millicents Ehemann Oliver wird ein Herzfehler diagnostiziert. Ferner muss er erfahren, dass seiner Reederei eine feindliche Übernahme bevorsteht. Für die vor kurzem entlobte Tochter Paula wird als Tischnachbar der Stummfilmstar Larry Renault eingeladen, der allerdings seinen Frust, dass er die Hauptrolle in einem Bühnenstück nicht erhalten hat, erst im Alkohol ertränkt und sich später auch noch das Leben nimmt.  Auch die übrigen Gäste bringen eine Vielzahl an Problemen mit zur Party. Die Regie übernimmt Tomer Zvulun, der bereits 2014 die europäische Erstaufführung von Kevin Puts' Silent Night in Wexford Szene setzte. Die musikalische Leitung liegt in den Händen vom künstlerischen Leiter des Festivals, David Agler, höchstpersönlich. Die Partie der Millicent singt wie an der Minnesota Opera Mary Dunleavy (Termine: 20., 23. und 26. Oktober 2018 und 1. und 4. November 2018 jeweils um 20.00 Uhr)

Als dritte Produktion steht Il bravo von Saverio Mercadante auf dem Programm, einem Komponisten, der neben Giovanni Pacini zu den bedeutendsten italienischen Opernkomponisten der Übergangszeit zwischen Gioachino Rossini, Vincenzo Bellini und Giuseppe Verdi zählt und mit dem von ihm bezeichneten "canto dramatico" eine Reform der italienischen Oper eingeleitet hat. Leider haben seine Werke bis heute noch nicht den Sprung ins gängige Repertoire geschafft und sind in der Regel nur bei Festspielen (wie beispielsweise Rossini in Wildbad, Innsbrucker Festwochen der Alten Musik oder eben Wexford) zu erleben. Il bravo zählt zu den bedeutendsten Werken des "späten" Mercadante und erlebte seine Uraufführung 1839 an der Mailänder Scala. Die Geschichte spielt in Venedig im 16. Jahrhundert und handelt von Carlo, der aus Eifersucht seine Frau Teodora getötet hat und nun dem Rat Venedigs als Auftragsmörder Il bravo dienen muss. Allerdings stellt sich heraus, dass Teodora gar nicht tot ist. Doch als Carlo seine Frau wiedererkennt, erhält er den Auftrag, sie zu töten, da sie ihren Palast angezündet hat. Die Titelpartie übernimmt der italienische Tenor Rubens Pellizari. Als Teodora ist die japanische Sopranistin Yasko Sato zu erleben. Als Violetta kehrt Ekaterina Bakanova nach Wexford zurück, die hier zuletzt 2010 als Barce in Smetanas Hubica und als Serpina in Pergolesis La serva padrona zu erleben war. Für die Inszenierung zeichnet Renaud Doucet verantwortlich, die hier bereits 2013 beim "Double Bill" Thérèse / La Navarraise Regie geführt hat. Die musikalische Leitung übernimmt Jonathan Brandani. Die Aufführung am 27. Oktober 2018 ist als Live-Stream im Internet zu erleben. (Termine: 21. Oktober 2018 um 17.00 Uhr und 24., 27. und 30. Oktober 2018 und 2. November 2018 jeweils um 20.00 Uhr)

Neben den Hauptproduktionen erfreuen sich auch die so genannten "Short Works" im Clayton Whites Hotel sehr großer Beliebtheit. Den Anfang macht in diesem Jahr eine Kurzfassung von Donizettis Don Pasquale, die von Kathleen Stakenas in Szene gesetzt wird. In der Titelpartie ist Toni Nežic zu erleben, der im letzten Jahr in Wexford als Mujich in Alfanos Risurrezione und als Sparafucile in der "Short Work"-Fassung von Verdis Rigoletto zu sehen und hören war. Der polnische Bariton übernimmt die Partie des Dr. Malatesta. Das Liebespaar Ernesto und Norina wird von Antonio Mandrillo und Barbara Cole Walton interpretiert. (Termine: 20., 24., 27. und 31. Oktober 2018 und 3. November 2018 jeweils um 15.30 Uhr)

Es folgt anlässlich des 100. Geburtstags von Leonard Bernstein in diesem Jahr eine Revue unter dem Titel Bernstein à la carte, für die Publikumsliebling Roberto Recchia verantwortlich zeichnet. Eine Gruppe von Sängerinnen und Sängern bereitet in dieser Revue eine Geburtstagsparty für "Lenny" vor und präsentiert, während man auf das Geburtstagskind wartet, zahlreiche Songs und Ensembles aus bekannten und weniger bekannten Werken des großen US-amerikanischen Komponisten. (Termine: 21. Oktober 2018 um 12.00 Uhr, 25. Oktober 2018 um 15.30 Uhr, 28. Oktober 2018 um 11.00 Uhr und 1. November 2018 um 15.30 Uhr)

Als dritte Produktion im Rahmen der "Short Works" gibt es dann wieder einen gekürzten Puccini-Klassiker. Dieses Mal ist die Wahl auf La fanciulla del West gefallen. Es darf mit Spannung erwartet werden, wie Brenda Harris die Geschichte aus dem Wilden Westen auf die kleine Bühne im Whites Hotel bringen wird und ob sich der große orchestrale Klang auf eine Klavierbegleitung reduzieren lässt. Als Minnie ist Elisabetta Farris zu erleben. Die Partien des Jack Rance und Dick Johnson übernehmen Craig Irvin und Richard Shaffrey. (Termine: 23., 26. und 30. Oktober 2018 und 2. November 2018 jeweils um 15.30 Uhr)

Des Weiteren werden fast jeden Mittag um 13.05 Uhr die so genannten Lunchtime Recitals in der St. Iberius Church präsentiert, in denen die Solisten des Festivals ihr musikalisches Talent in anderen Bereichen ihres Repertoires präsentieren können. Das mittlerweile traditionelle Gala-Konzert im Wexford National Opera House am 28. Oktober 2018 um 20.30 Uhr und zahlreiche weitere Veranstaltungen runden das umfangreiche Programm des Festivals ab. Das komplette Programm finden Sie unter www.wexfordopera.com.

 

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unsere Rezensionen:

 

 

L'oracolo / Mala vita

Dinner at Eight

Il bravo

Don Pasquale

Bernstein à la carte

La fanciulla del West



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