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Klavierfestival Ruhr 2020

Anneliese Brost Musikforum Ruhr, Bochum, 10. September 2020



Gerhard Oppitz
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Klavierfestival Ruhr

Beethoven pauschal

Von Stefan Schmöe

Zum 20. Mal tritt Gerhard Oppitz an diesem Abend beim Klavier-Festival Ruhr auf - da darf man den 67-jährigen Pianisten wohl einen Festspiel-Veteranen nennen. Ein wenig wundert es da schon, dass Oppitz die Noten der Diabelli-Variationen mit aufs Podium nimmt (was nach dem Konzert am Parkautomaten zu hitzigen Diskussionen führte). Nun mag es vorherrschende Meinung sein, auswendig spiele es sich besser, ein Naturgesetz ist es nicht, und ob der Pianist überhaupt hineinschaut, ist ja noch eine andere Sache (dass Oppitz die Noten nicht auf dem Pult aufstellt, sondern in den Flügel hineinlegt, wirkt ein wenig komisch). Umblättern kann man ja problemlos zwischen den Variationen - wobei es andere Pianisten (wie Igor Levit) gibt, die auch aus den Übergängen eine Kunst für sich machen. Oppitz reiht Variation an Variation, oft jedenfalls, ohne diese zu verbinden (oder trennen). Es gibt Ausnahmen, und überhaupt geriet der Zyklus uneinheitlich.

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Foto: Sven Lorenz / Klavier-Festival Ruhr

Wohlgesonnen mag man die Interpretation in vielen Teilen "unprätentiös" nennen, was in diesem Fall "ziemlich pauschal" bedeutet. Die Lautstärke bewegt sich in der Regel zwischen einem Mezzopiano und Mezzoforte, die extremen Lautstärken meidet Oppitz. Er deutet vieles an und führt eher wenig aus. Das hat nicht die Nonchalance, mit der Rudolf Buchbinder vor ein paar Wochen das Werk quasi nebenbei mit der Souveränität der soundsovielsten Aufführung vorführte, als müsse man da nicht mehr jedes sattsam bekannte Detail hervorheben. Oppitz bleibt ziemlich brav. Das Allegro pesante e resoluto der 9. Variation etwa bleibt allzu kraftlos, dem presto der folgenden 10. Variation fehlt es an Witz. So plätschern die Variationen vor sich hin.

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Foto: Sven Lorenz / Klavier-Festival Ruhr

Im Verlauf der Aufführung bekommt Oppitz prägnanteren Zugriff auf das Werk. In der Mozarts Don Giovanni zitierenden 22. Variation hebt er angemessen grotesk die Absonderlichkeiten hervor, die Beethoven hier einkomponiert hat, im Folgenden wirkt Oppitz souveräner und entschlossener in der Gestaltung. Leider verflacht das gegen Ende wieder; die Fuge (Nr. 32) ist uneinheitlich in der Betonung der Noten und bleibt rhythmisch allzu vage. In der letzten Variation zeichnet Oppitz immerhin plastisch nach, welcher Irrwitz da unter dem Deckmantel des Menuetts das Werk beschließt.

Überzeugender gelangen Schuberts Klavierstücke D946. Oppitz wählt flotte Tempi, verleiht der Musik etwas romantisch Spukhaftes. Lyrisches Ausschwingen ist seine Sache nicht, etwa die überirdisch schöne Melodielinie im zweiten Trio des Es-Dur-Stücks (das zweite der Sammlung) erscheint gedrängt, nicht greifbar. Es ist, als wirke hier Beethoven, der Gattungszertrümmerer, nach und stelle alles, eben auch Schubert'sche Wehmut, infrage. Als Zugabe dann noch Brahms' Intermezzo op.118/2, mit manchen Rubati zu Beginn nicht mit der wiegenliedhaften Schlichtheit, die dem Stück innewohnt, sondern ein wenig artifiziell gestaltet. Freundlicher, kein enthusiastischer Beifall.




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Klavierfestival Ruhr 2020
Bochum, Anneliese Brost Musikforum Ruhr
10. September 2020


Ausführende

Gerhard Oppitz, Klavier



Programm

Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)
33 Veränderungen über einen
Walzer von Anton Diabelli op. 120

Franz Schubert (1770 – 1827)
Drei Klavierstücke D.946

Zugabe:
Johannes Brahms:
Intermezzo op.118 Nr.2




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