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Salzburger Pfingstfestspiele 2020

29.05.2020 - 01.06.2020


Von Thomas Molke

Für Ende Mai 2020 sind die Salzburger Pfingstfestspiele geplant, wenn die derzeitige Corona-Pandemie eine Durchführung zulässt. Dies sind dann die neunten Festspiele unter der künstlerischen Leitung von Cecilia Bartoli, deren Vertrag aufgrund des großen Erfolges der letzten Jahre mittlerweile bis 2026 verlängert worden ist. Während im vergangenen Jahr unter dem Motto "Voci celesti" die "Divi" des 18. Jahrhunderts, die damaligen Starkastraten, im Mittelpunkt gestanden haben, widmet sich Bartoli in diesem Jahr einer "Diva" des 19. Jahrhunderts: Maria Malibrans jüngerer Schwester Pauline Viardot-García. Unter dem Titel "La couleur du temps (Die Farbe der Zeit)" spürt Bartoli einigen Stationen dieser großartigen Sängerin nach, die zwar zunächst im Schatten ihrer älteren Schwester Maria Malibran stand, nach deren frühen Tod jedoch die sängerische Familientradition mit großem Erfolg weiterführte und zentralen Rollen im italienischen Fach (Rossini, Bellini, Donizetti und Verdi) sowie im französischen Fach (Meyerbeer) ihren ganz persönlichen Stempel aufdrückte. Ihr Stimmumfang von zweieinhalb Oktaven erlaubte es ihr, Partien vom hohen Sopran bis zum Alt zu übernehmen und sogar ins dramatische Fach zu wechseln.

Dass die diesjährigen Festspiele mit Gaetano Donizettis Don Pasquale am 29. Mai 2020 um 19.00 Uhr im Haus für Mozart eröffnet werden, ist aber nicht nur auf Viardots Interpretation der Norina zurückzuführen, auch wenn in Salzburg eine Rekonstruktion der Fassung gespielt wird, die für eine Aufführungsserie mit Pauline Viardot in Sankt Petersburg 1845 erstellt worden ist. Donizettis Opera buffa hat auch für die Salzburger Festspiele, die in diesem Sommer ihr 100-jähriges Jubiläum feiern, eine besondere Bedeutung, handelt es sich doch dabei um die erste im Festspielrepertoire aufgeführte Oper, die nicht von Mozart stammt. Es versteht sich von selbst, dass Bartoli in dieser Produktion als Norina zu erleben sein wird. Für die Titelpartie konnte der Bassbariton Peter Kálmán gewonnen werden, der vielen Besuchern noch als Mustafà in Rossinis L'italiana in Algeri bei den Salzburger Pfingstfestspielen 2018 in guter Erinnerung geblieben sein dürfte. Mit Nicola Alaimo in der Partie des Dottore Malatesta kann man mit einem großartigen Buffobariton aufwarten, der sein komisches Talent bereits 2014 in Salzburg als Dandini in Rossinis La Cenerentola unter Beweis stellen konnte. Als Ernesto kehrt der mexikanische Tenor Javier Camarena nach Salzburg zurück, der hier ebenfalls bereits 2014 in Rossinis La Cenerentola als Don Ramiro zu erleben war. Die Regie übernimmt erneut das Duo Moshe Leiser und Patrice Caurier, das bereits 2012 Giulio Cesare in Egitto, 2013 Norma,  2015 Iphigénie en Tauride und 2018 L'italiana in Algeri  in Szene setzte. Die musikalische Leitung des Orchesters Les Musiciens du Prince aus Monaco übernimmt wie bereits im vergangenen Jahr bei Alcina und 2017 bei Ariodante Gianluca Capuano. Die zweite Aufführung findet am 1. März 2020 um 15.00 Uhr statt. Die Produktion wird bei den Salzburger Festspielen im Sommer wieder aufgenommen.

Ein weiterer Meilenstein in Viardots Karriere war die Interpretation des Orpheus in Berlioz' Bearbeitung von Christoph Willibald Glucks Orfeo ed Euridice (1762) und Orphée et Eurydice (1774), aus denen Berlioz 1859 mit und für Viardot eine Mischfassung schuf, die für ihre Stimme und dramatische Gestaltungsfähigkeit maßgeschneidert war. Mit 138 Aufführungen in Paris feierte nicht nur Viardot in Frankreich Triumphe, sondern es begann gleichzeitig eine Gluck-Renaissance in Frankreich. John Neumeier, der Ballettdirektor des Hamburg Ballett, hat mit seiner Compagnie eine Ballettoper unter dem Titel Orphée erarbeitet, die als Neueinstudierung am 31. Mai 2020 um 18.00 Uhr im Großen Festspielhaus zu erleben ist. Die Titelpartie wird von Marianne Crebassa gesungen und von Edvin Revazov getanzt. Begleitet wird die Produktion vom Ensemble Camerata Salzburg unter dem Leitung von Gianluca Capuano und dem Bachchor Salzburg.

Einen weiteren Höhepunkt dürfte das große Festkonzert Une affaire de famille darstellen, das am 1. Juni 2020 um 20.00 Uhr im Großen Festspielhaus zu erleben ist. Gemeinsam mit der Mezzosopranistin Varduhi Abrahamyan und dem Tenor Javier Camarena widmet Bartoli diesen Abend mit Arien, Liedern und Ausschnitten aus Instrumental- und Orchesterwerken den Kindern des berühmten Sängers und Komponisten Manuel del Pópulo Vicente García: Manuel García Junior, Maria Malibran und natürlich Pauline Viardot, die allesamt eine musikalische Karriere eingeschlagen haben. Zu hören sind Werke von Rossini, Mendelssohn,  Glinka, Liszt und Saint-Saëns. Musikalisch begleitet wird das Konzert vom Orchestra del Teatro di San Carlo unter der Leitung von Maxim Vengerov.

Eine weitere Hommage an Pauline Viardot gibt es in der École classique, einem Konzert mit Arien und Orchesterwerken von Rossini, Meyerbeer, Gounod und Händel, am 30. Mai 2020 um 15.00 Uhr im Großen Saal der Stiftung Mozarteum. Als Interpretin ist die Mezzosopranistin Varduhi Abrahamyan zu erleben. Begleitet wird der Abend von Les Musiciens du Prince aus Monaco unter der Leitung von Gianluca Capuano. Bartoli wird dabei als "Special Guest" auftreten.

Des Weiteren ist am 30. Mai 2020 um 19.30 Uhr in der Felsenreitschule das Requiem von Gabriel Fauré mit dem Orchestre Révolutionnaire et Romantique und dem Monteverdi Choir unter der Leitung von John Eliot Gardner zu hören. Am 31. Mai 2020 folgt dann um 11.00 Uhr im Großen Saal der Stiftung Mozarteum eine szenische Liedermatinee mit Vivica Genaux und Carlos Aragón am Klavier. Unter dem Titel Jeux d'esprit präsentiert Genaux Lieder von Viardot sowie Werke und Bearbeitungen von Rossini, Gluck, Schumann und Saint-Saëns.

Das komplette Programm ist unter Salzburger Pfingstfestspiele abrufbar.

 

 

 

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