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Sehens- und hörenswerte Ergebnisse einer MeisterklasseVon Thomas Molke / Fotos: © Karin Ferenbach Die Konzerte der Teilnehmer*innen der Meisterklassen haben sich seit einigen Jahren zu einem Geheimtipp beim Belcanto Opera Festival Rossini in Wildbad entwickelt, da man hier vielversprechende Nachwuchskünstler*innen erleben kann, bevor sie auf den großen Bühnen der Welt Erfolge feiern. Erinnert sei an dieser Stelle beispielsweise an Olga Peretyatko oder Diana Haller, die beide hier vor einigen Jahren in diesen Konzerten zu erleben waren und mittlerweile beide auf eine große Karriere zurückblicken können. Haller kehrte auch im vergangenen Jahr mit dem Konzert Starke Frauen zum Festival zurück, um unter anderem mit dem Inge-Borkh-Gedächtnispreis ausgezeichnet zu werden (siehe auch unsere Rezension). Borkh, die sich in den 50er Jahren vor allem einen Namen als berühmte Wagner- und Strauss-Interpretin gemacht hat, in Bayreuth und Salzburg Erfolge feierte und in München den Titel "Bayerische Kammersängerin" erhielt, war bis zu ihrem Tod 2018 dem Festival in Bad Wildbad sehr eng verbunden und stiftete einen Teil ihres Vermögens für diesen Gedächtnispreis sowie für ein Stipendium für Sopranistinnen auf zunächst fünf Jahre. Aufgrund großzügiger Zuwendungen von Privatleuten und dem 2005 gegründeten Freundeskreis ROSSINI IN WILDBAD e. V. kann auch weiteren jungen Künstler*innen ein Stipendium angeboten werden, das neben der Teilnahme an den Meisterklassen und den Konzerten auch häufig ein Rollenangebot für eine Opernaufführung in Bad Wildbad enthält. Da das Festival in diesem Jahr aus organisatorischen Gründen auf einen Zeitraum von 10 Tagen verdichtet werden musste, gibt es dieses Mal nur zwei Meisterklassen mit zwei Abschlusskonzerten. Geleitet werden die Meisterklassen von Filippo Morace und Raúl Giménez, der dem Festival in Bad Wildbad schon viele Jahre verbunden ist. Im ersten dieser beiden Konzerte präsentieren sich die fünf Sängerinnen und sechs Sänger der Meisterklasse von Filippo Morace in Arien und kleinen Opernszenen. Die Meisterklasse bei der Zugabe: von links: Gökmen Sahin, Andrea Ariano, Nicola Ciancio, Giada Bampione, Katarzyna Guran, Blanca Vázquez Canales, Iida Antola, Mariana Poltorak, Bartosz Jankowski, Aaron Godfrey-Mayes und Manuel Amati Bemerkenswert ist in diesem Jahr die ungewöhnlich hohe Teilnahme an männlichen Künstlern. In den Vorjahren wurden diese Klassen doch eher von Sängerinnen dominiert. Ein Grund kann sein, dass in den drei diesjährigen Opernproduktionen insgesamt 12 Tenorpartien zum Einsatz kommen, allein sechs in Armida, vier weitere in Ermione und zwei in Adina. Da die Teilnehmer*innen der Meisterklassen teilweise auch in kleineren Partien in den Opern mitwirken, mag dies zumindest für die drei teilnehmenden Tenöre ausschlaggebend gewesen sein. So sind auch alle drei in einer der Opernproduktionen zu erleben. Manuel Amati übernimmt die Partie des Kreuzritters Eustazio in Armida, Bartosz Jankowski singt den Attalo in Ermione, und die Rolle des Dieners Alì ist mit Aaron Godfrey-Mayes besetzt. Letzterer stellt im Konzert unter Beweis, dass er in seiner stimmlichen Entwicklung schon sehr weit ist. Er hat sich nämlich die äußerst anspruchsvolle Arie des Tonio "Ah! mes amis, quel jour de fête" aus Donizettis La fille du régiment vorgenommen. Mit frischem und kraftvollem Tenor zeichnet er die leicht naive Militärbegeisterung des jungen Mannes und setzt die zahlreichen Spitzentöne sauber und exakt mit großer Strahlkraft an, so dass das Publikum zurecht großen Beifall spendet. Das Konzert eröffnet er gemeinsam mit Iida Antola mit dem Duett "Tutto è deserto" aus Rossinis La Cenerentola, in dem Angelina und Don Ramiro in der Verkleidung seines Kammerdieners zum ersten Mal aufeinandertreffen und bereits eine große Anziehungskraft zueinander spüren. Antola und Godfrey-Mayes setzen diese Begegnung nicht nur stimmlich sondern auch darstellerisch großartig um. Die finnische (Mezzo)-Sopranistin Iida Antola ist auch die Teilnehmerin der diesjährigen Meisterklasse, die das "Inge-Borkh-Stipendium" für Sopranistinnen in diesem Jahr erhalten hat. Auch bei ihr lässt sich eine große Karriere erwarten. Als Angelina zu Beginn des Konzertes beweist sie, dass sie in der tiefen Lage über großes Volumen und genügend Flexibilität verfügt, um auch Mezzopartien des Belcanto-Faches zu interpretieren. Mit der großen Szene der Anna "Piangete voi?... Al dolce guidami... Coppia iniqua" aus Donizettis Anna Bolena lässt sie mit dramatischen Höhen aufhorchen. Ein weiteres Stipendium geht an die Sopranistin Mariana Poltorak, die bereits als Ermiones Vertraute Cleone in Rossinis Ermione Akzente setzte. Mit vollem Sopran gestaltet sie die Szene und das Gebet der Pamyra "L'ora fatal s'appressa - Giusto ciel, in tal periglio" aus Rossinis L'assedio di Corinto, findet beim Gebet zunächst sehr leise Töne und trumpft dann mit großer Dramatik auf. Vorher präsentiert sie sich noch als Gräfin gemeinsam mit Katarzyna Guran als Susanna im Duettino "Canzonetta sull' aria" aus Mozarts Le nozze di Figaro. Auch Guran ist in der Opernproduktion Ermione zu erleben. Mit dem Rezitativ und der Kavatine der Linda "Ah tardi troppo - O luce di quest'anima" aus Donizettis Linda di Chamounix kann auch sie mit sauber fließenden Koloraturen und großer Strahlkraft in den Höhen unter Beweis stellen, wieso sie in diesem Jahr auch für eine Partie in einer der großen Opernproduktionen ausgewählt worden ist. Das Programm enthält - wie auch das diesjährige Festival - dieses Mal viel mehr Rossini als "Co.". Eine relativ unbekannte Ausnahme bildet die Arie des Michel aus Le caïd von Ambroise Thomas, einer französischen Opéra bouffon, die 1849 zur Uraufführung gelangte. Wenn man überhaupt ein Stück aus dieser Oper kennt, ist es sicherlich die Arie des Tambourmajors Michel, die Gökmen Sahin mit beweglichem Bass und intensivem Spiel präsentiert. Auch die anderen beiden tiefen Männerstimmen punkten mit großem Buffo-Potenzial. Da ist zunächst Nicola Ciancio zu nennen, der gemeinsam mit Amati das Duett "Se inclinassi a prender moglie" aus L'italiana in Algeri präsentiert, in dem Mustafà, der Bey von Algier, Isabellas heimlichen Geliebten Lindoro mit seiner eigenen Gattin Elvira verheiraten möchte, um selbst frei für Isabella zu sein. Ciancio spielt die Unwissenheit des Mustafà mit großem Spielwitz aus und punktet mit beweglichem Bass. Amati hält mit sauber angesetztem Tenor dagegen. Seine große Flexibilität zeigt Cancio dann noch in der Arie des Gouverneurs "Veiller sans cesse" aus Rossinis Le Comte Ory. Mit großem Spielwitz und flexibler Stimmführung punktet auch der Bariton Andrea Ariano in der Kavatine des Dandini "Come un' ape ne' giorni d'aprile". Sextett aus La Cenerentola: von links: Giada Campione, Blanca Vázquez Canales, Nicola Ciancio, Iida Antola, Andrea Ariano und Aaron Godfrey-Mayes, am Klavier: Gianluca Ascheri, dahinter: Simone Matarazzo Zum Ende des Konzertes gibt es dann noch ein Quintett und ein Sextett, in dem die jungen Künstler*innen neben ihren gesanglichen auch ihre darstellerischen Qualitäten unter Beweis stellen können. Den Anfang macht das Quintett "Don Basilio" aus Il barbiere di Siviglia. Almaviva hat sich als falscher Musiklehrer bei Bartolo eingeschlichen, weil der eigentliche Musiklehrer Rosinas, Basilio, angeblich krank ist. Als dieser aber nun plötzlich bei Bartolo auftaucht, haben Figaro, Rosina und Almaviva alle Hände voll zu tun, Basilio wieder aus dem Haus zu schaffen. Sahin gibt den intriganten Basilio mit großem Spielwitz und lässt es sich natürlich nicht nehmen, nachdem alle schon denken, die Situation in den Griff bekommen zu haben, erneut mit "Buena sera" aufzutreten. Ciancio spielt die Verwirrung Bartolos wunderbar aus, und auch Poltorak, Jankowski und Ariano überzeugen als Rosina, Almaviva und Figaro mit großartiger Komik. Im Anschluss gibt es dann noch das berühmte Sextett "Questo è un nodo avviluppato!" aus La Cenerentola, in dem Antola, Godfrey-Mayes und Ariano erneut als Angelina, Don Ramiro und Dandini glänzen. Als böse Stiefschwestern überzeugen Giada Campione und Blanca Vázquez Canales mit sauber angesetzten Spitzentönen. Cancio schlüpft in die Rolle des Don Magnifico und punktet erneut durch große Komik. Als Zugabe präsentieren dann alle Teilnehmer*innen gemeinsam noch das Finale aus dem ersten Akt von Rossinis Il barbiere di Siviglia. Die Begleitung am Klavier übernimmt gewohnt souverän Gianluca Ascheri, der in diesem Jahr von einem weiteren Teilnehmer der Meisterklasse, Simone Matarazzo, tatkräftig unterstützt wird. FAZIT Den jungen und spielfreudigen Talenten ist allen eine große Bühnenkarriere zu wünschen. Weitere Rezensionen zu Rossini in Wildbad 2022 Programm des Konzertes Gioachino Rossini: La Cenerentola (1817): Duett Angelina-Don Ramiro "Tutto è deserto" (Iida Antola, Aaron Godfrey-Mayes) Wolfgang Amadeus Mozart: Le nozze di Figaro (1786): Duett Contessa-Susanna "Canzonetta sull'aria (Mariana Poltorak, Katarzyna Guran) Gioachino Rossini: L'italiana in Algeri (1813): Duett Lindoro-Mustafà "Se inclinassi a prender moglie" (Manuel Amati, Nicola Ciancio) Gioachino Rossini: Il barbiere di Siviglia (1816): Lied des Conte Almaviva "Se il mio nome saper voi bramate" (Bartosz Jankowski) Gioachino Rossini: Il viaggio a Reims (1825): Arie der Contessa Folleville "Partir, oh ciel! desio" (Giada Campione) Gioachino Rossini: La Cenerentola (1817): Kavatine des Dandini "Come un'ape ne' giorni d'aprile" (Andrea Ariano) Gioachino Rossini: L'assedio di Corinto (1826): Szene und Gebet der Pamyra "L'ora fatal s'appressa - Giusto ciel, in tal periglio" (Mariana Poltorak) Ambroise Thomas: Le caïd (1849): Arie des Michel "Je comprends... Le tambour major" (Gökmen Sahin) Gioachino Rossini: Il viaggio a Reims (1825): Arie der Corinna "All'ombra amena del Giglio d'Or" (Blanca Vázquez-Canales) Gioachino Rossini: Il turco in Italia (1814): Rezitativ und Arie des Narciso "Intesi, ah! Tutto intesi - Tu secondo il mio disegno" (Manuel Amati) Gaetano Donizetti: Linda di Chamounix (1842): Rezitativ und Kavatine der Linda "Ah tardi troppo - O luce di quest'anima" (Katarzyna Guran) Gioachino Rossini: Le Comte Ory (1828): Arie des Gouverneur "Veiller sans cesse" (Nicola Ciancio) Gaetano Donizetti: La fille du régiment (1840): Arie des Tonio "Ah! mes amis, quel jour de fête" (Aaron Godfrey-Mayes) Gaetano Donizetti: Anna Bolena (1830): Szene der Anna "Piangete voi?... Al dolce guidami... Coppia iniqua" (Iida Antola) Gioachino Rossini: Il barbiere di Siviglia (1816): Quintett "Don Basilio" (Mariana Poltorak - Rosina, Bartosz Jankowski - Almaviva, Andrea Ariano, Figaro, Nicola Ciancio - Bartolo, Gökmen Sahin - Basilio) Gioachino Rossini: La Cenerentola (1817): Sextett "Questo è un nodo avviluppato" (Iida Antola - Angelina, Aaron Godfrey-Mayes - Don Ramiro, Andrea Ariano - Dandini, Nicola Ciancio - Don Magnifico, Giada Campione, Blanca Vázquez Canales - Clorinda, Tisbe)
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AusführendeKlavier Teilnehmer der Masterclass
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