Von Thomas Molke

In diesem Jahr gehen die Internationalen Händel-Festspiele in Göttingen nahtlos in die Händel-Festspiele in der Geburtsstadt des Komponisten über, so dass die zahlreichen Händel-Fans mit weiter Anreise gar nicht erst nach Hause fahren müssen, sondern sich von Göttingen direkt auf den Weg nach Halle an der Saale machen können, um "an authentischen Händel-Orten" das wohl größte Musikfest in Sachsen-Anhalt zu erleben. Mit 70 Hauptveranstaltungen, die den Bogen von der großen Oper über das feierliche Oratorium und Festkonzerte bis hin zu genreübergreifenden Formaten spannen, und zahlreichen Begleitveranstaltungen an insgesamt 17 Spielorten haben die Händel-Festspiele ein abwechslungsreiches Programm mit hochkarätigen Gästen zusammengestellt. Festspielintendant Clemens Birnbaum hat die diesjährigen Festspiele unter das Motto "Die Oper: Streit um Dideldum und Dideldi" gestellt und wartet dafür mit insgesamt sechs Opernproduktionen auf.

Den Anfang macht in diesem Jahr eine Neuproduktion der Oper Serse in der Oper Halle, die heute zu den populärsten Werken des Hallenser Komponisten zählt, nicht zuletzt durch die berühmte Arie "Ombra mai fu", die direkt zu Beginn der Oper erklingt. Die Premiere findet am 26. Mai 2023 um 19.00 Uhr in der Oper Halle statt. In der Titelpartie ist Anna Bonitatibus zu erleben, der nach der Premiere der Händel-Preis 2023 der Stadt Halle verliehen wird. Die Partie ihres Bruders Arsamene übernimmt der Countertenor Leandro Marziotte. Die übrigen Partien sind mit vertrauten Ensemblemitgliedern der Oper Halle - zu nennen sind hier zum Beispiel Franziska Krötenheerdt als Romilda, Vanessa Waldhart als Atalanta und Yulia Sokolik als Amastre - besetzt. Regie führt Louisa Proske. Die musikalische Leitung des Händelfestspielorchesters Halle liegt in den Händen von Attilio Cremonesi, der im Anschluss an die Premiere die Laudatio für die Verleihung des Händel-Preises hält. (Weitere Aufführungen: 28. Mai 2023 und 11. Juni 2023 jeweils um 15.00 Uhr und 3. Juni 2023 um 19.30 Uhr)

Als Wiederaufnahme der Oper Halle steht am 1. und 7. Juni 2023 jeweils um 19.00 Uhr Orlando in der Inszenierung von Walter Sutcliffe auf dem Programm (siehe auch unsere Rezension aus dem letzten Jahr). In der Titelpartie ist erneut der Countertenor Xavier Sabata zu erleben. Die musikalische Leitung des Händelfestspielorchesters übernimmt wieder Christian Curnym.

Natürlich dürfen auch die Veranstaltungen im pittoresken Goethe-Theater Bad Lauchstädt, das mittlerweile seit über 50 Jahren als historische Spielstätte zu den Aufführungsorten für die Festspiele gehört, nicht fehlen. Den Anfang macht dabei am 27. Mai 2023 um 14.30 Uhr Händels Pasticcio Alessandro Severo. Händel greift in der Geschichte um den römischen Kaiser Severus Alexander auf Arien aus zehn früheren Opern zurück und bettet sie meisterhaft in neue Rezitative ein. In der Titelpartie ist der Countertenor Raffaele Pe zu erleben. Für die Inszenierung zeichnet Monika Hliněnská verantwortlich. Die musikalische Leitung des Collegium Marianum übernimmt Jana Seremálová. (Weitere Termine: 28. und 29. Mai 2023 jeweils um 14.30 Uhr)

Als weitere Produktion im Goethe-Theater Bad Lauchstädt steht am 9. Juni 2023 um 19.00 Uhr die selten gespielte Zweitfassung von Händels Ritteroper Rinaldo auf dem Programm. Xavier Sabata gibt darin nicht nur sein Rollen-Debüt in der Titelpartie, sondern führt auch Regie. Mit der Capella Cracoviensis unter der Leitung von Jan Tomasz Adamus ist eines der führenden osteuropäischen Barockorchester für die musikalische Begleitung verpflichtet worden. (Weitere Termine: 10. und 11. Juni 2023 jeweils um 14.30 Uhr)

Ein Jubiläumskonzert der Extraklasse findet am 9. Juni 2023 um 19.30 Uhr in der Oper Halle statt. Zum 30-jährigen Bestehen des Händelfestspielorchesters Halle gibt es eine konzertante Aufführung der Oper Lotario in einer hochkarätigen Besetzung. Zu nennen sind hier Carlo Vistoli in der Titelpartie, Karina Gauvin als Adelaide und Anna Bonitatibus als Matilde. Die musikalische Leitung des Händelfestspielorchesters übernimmt Attilio Cremonesi.

Weitere Höhepunkte sind:
- die Serenata Aci, Galatea e Polifemo am 29. Mai 2023 um 16.00 Uhr im Löwengebäude, der Aula der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
- die Kantate Apollo e Dafne am 3. Juni 2023 um 19.00 Uhr im Festsaal Leopoldina und
- die Oper Giulio Cesare in Egitto am 11. Juni 2023 um 16.00 Uhr an der Oper Leipzig.

Hinzu kommen zahlreiche Festkonzerte mit renommierten Stars der Barockszene. Zu nennen sind hier:
- Sergio Foresti am 28. Mai 2023 um 11.00 Uhr im Löwengebäude.
- Anna Prohaska und Bejun Mehta am 28. Mai 2023 um 19.30 Uhr in der Konzerthalle Ulrichskirche,
- Julia Lezhneva am 30. Mai 2023 um 19.30 Uhr in der Konzerthalle Ulrichskirche,
- Raffaele Pe am 4. Juni 2023 um 11.00 Uhr im Löwengebäude,
- Filippo Mineccia am 4. Juni 2023 um 17.00 Uhr im Festsaal der Leopoldina,
- Marco Angioloni am 6. Juni 2023 um 19.30 Uhr im Löwengebäude,
- Jakub Józef Orliński am 8. Juni 2023 um 19.30 Uhr in der Konzerthalle Ulrichskirche,
- Julien Prégardien und Andrea Marcon am 10. Juni 2023 um 17.00 Uhr in der Konzerthalle Ulrichskirche und
- Veronica Cangemi und Andrea Marcon am 11. Juni 2023 um 17.00 Uhr in der Konzerthalle Ulrichskirche.

Natürlich dürfen auch in diesem Jahr Aufführungen von Händels Messiah nicht fehlen. Neben der traditionellen Präsentation am 2. Juni 2023 um 17.00 Uhr in der Marktkirche zu Halle gibt es in diesem Jahr am 27. Mai 2023 um 19.00 Uhr im Dom zu Halle die Florentiner Fassung Il Messia.

Den Abschluss bildet wie immer das traditionelle Open-Air-Konzert in der Galgenbergschlucht mit Feuerwerk am 11. Juni 2023 um 21.00 Uhr.

Das komplette Programm finden Sie hier.