Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Musikfestspiele
Zur OMM-Homepage Zur Festspiel-Startseite E-Mail Impressum



Klavierfestival Ruhr 2023

Robert-Schumann-Saal im Kunstpalast, Düsseldorf
26. April 2023


Janina Fialkowska
Homepage
Klavierfestival Ruhr

Verlorene Genauigkeit

Von Stefan Schmöe / Fotos: Dana Schmidt

Foto

Natürlich kann man den furiosen Hauptteil von Carl Maria von Webers Aufforderung zum Tanz eher verhalten angehen, gerade wenn man sich abgrenzen will von auf vordergründige Virtuosität bauenden Tastenlöwen. Immerhin erzählt die Komposition eine kleine Geschichte: Die Annäherung eines Paares, der gemeinsame Tanz und der sanfte Abschied. Obwohl Weber sein Werk als Rondo brillant bezeichnet hat, unterschlägt Janina Fialkowska erst einmal eben diese Brillanz, überspielt allerdings auch so manche kleine Note, um letztendlich doch zum effektvollen Schlussakkord zu kommen: Der Tanz endet mit einer (ziemlich oberflächlichen) großen Geste. Nur ist das Stück damit eben nicht zu Ende, und mit den nachfolgenden Takten des Abschiednehmens weiß die Pianistin nicht viel anzufangen.

Foto

Den Eindruck, dass die 1951 geborene Kanadierin mit polnischen Wurzeln, die seit einiger Zeit in Deutschland lebt, keinen guten Tag erwischt hat, können auch die nachfolgenden Werke nicht beseitigen. Virtuose Passagen fallen immer wieder aus dem Zusammenhang heraus, weil sich die Lautstärke ändert und oft auch das Tempo. Überhaupt irritieren die rhythmischen Ungenauigkeiten und Temposchwankungen, die es bei Schubert und Chopin geben kann und muss, die hier aber oft unmotiviert und ohne innere Logik auftreten. Im Thema des Kopfsatzes von Schuberts eher selten gespielter Sonate Es-Dur D568 klingt eine absteigende Folge von Achtelnoten merkwürdig querständig, was den Satz von Beginn an eigentümlich aus der Balance bringt. Chopins vielgespielte A-Dur-Polonaise op. 40/1 dagegen kommt arg brav daher und zerfällt in einzelne Phrasen - wenn man dieses Draufgängerstück auf das Programm setzt, sollte man auch bereit sein, in den Angriffsmodus überzugehen (oder ein alternatives Konzept besitzen) - das war hier nicht erkennbar. Und beim E-Dur-Scherzo, dem vierten der Scherzi, bräuchte es eines klareren Plans, wie mit den virtuosen Einschüben umzugehen ist und wie sich die einzelnen Teile zu einer stringenten Form zusammenschließen lassen.

Etwas besser gelang im zweiten Teil des Abends Schuberts letzte Sonate B-Dur D960, wobei auch hier die Disposition der Tempi im Kopfsatz etwas beliebig wirkte. Den langsamen zweiten Satz nimmt Janina Fialkowska sehr gesanglich und recht flott - wo andere Pianisten und Pianistinnen die Abgründe suchen, findet sie ein verträumtes Lied ohne Worte. Dazu passt, dass sie den Finalsatz leicht und unbeschwert angeht. Als Rausschmeißer ist Chopins populärer Grande Valse brillante op. 18 ja grundsätzlich nicht schlecht, wobei gerade dieses Werk als Zugabe dann doch mehr Grande und brillante vertrüge. Auf YouTube findet man Aufnahmen von Janina Fialkowska, die sie auf einem ganz anderen Level zeigen.




Ihre Meinung
Schreiben Sie uns einen Leserbrief
(Veröffentlichung vorbehalten)
Klavier-Festival Ruhr 2023

Robert-Schumann-Saal im Kunstpalast, Düsseldorf
26. April 2023


Ausführende

Janina Fialkowska, Klavier


Programm

Carl Maria von Weber:
Aufforderung zum Tanz

Franz Schubert:
Sonate Es-Dur D568

Frederic Chopin:
Polonaise A-Dur op. 40/1
Scherzo Nr.4 E-Dur op. 54

Franz Schubert:
Sonate B-Dur D960

Zugabe:

Frederic Chopin:
Grande Valse brillante op. 18

Klavierfestival Ruhr 2023 -
unsere Rezensionen im Überblick



Weitere Informationen
erhalten Sie vom
Klavierfestival Ruhr
(Homepage)








Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Zur Festspiel-Startseite E-Mail Impressum
© 2023 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: konzerte@omm.de

- Fine -