Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Klassik - Konzerte
Zur
OMM-Homepage Klassik-Rezensionen Startseite E-mail Impressum



Sonntag, 07.05.2000, 11.00 Uhr, Aalto-Theater Essen

Joseph Haydn:Sinfonie Nr. 101 D-DUR, - "Die Uhr"
Peter I. Tschaikowsky: 6. Sinfonie h-moll, opus 74 - "Pathétique"

Essener Philharmoniker
Dirigent: Heinz Wallberg



Zwischen Zeitmesser und Unendlichkeit

Von Daniela Heix

- Ein kontrastreiches Programm war für das 10. Sinfoniekonzert der Essener Philharmonie im Aalto-Theater vorgesehen. Ein sehr agiler Heinz Wallberg wurde an seiner alten Wirkungsstätte vom Publikum herzlich, fast euphorisch, empfangen und eröffnete den Sonntagmorgen mit Joseph Haydns Sinfonie Nr. 101, die zu den sogenannten zwölf "Londoner Sinfonien" (Nr.- 92-104) zählt.
Der homogene Streicherklang im Adagio des ersten Satzes, der in ein frisches Presto überging, führte vielversprechend zum leider nicht ganz überzeugenden zweiten Satz. Trägt doch gerade die Sinfonie aufgrund dieses Satzes - mit seinen pendelartigen Bewegungen in Fagotten und Streichern (Piczzicati) ihren Beinamen "Die Uhr", wurde das Gehör streckenweise enttäuscht, da sich in das eigentlich mechanische und regelmäßige Ticken der "Uhr" kleine Ungenauigkeiten schlichen. Das Menuett des dritten Satzes zeichnete sich dann allerdings durch Klangfarbenvielfalt und eine facettenreiche Dynamik aus, so daß die Sinfonie ihren Höhepunkt im anschließenden Finale, das im raschen Tempo besonders im fugierten Teil bemerkenswert locker und präzise musiziert wurde, fand.
Technische Mängel waren zwar kaum festzustellen, aber der 'mitreißende Funke' sprang leider erst gegen Ende des letzten Satzes über.

Nach der Pause erwartete das Publikum - in dem leider nur sehr wenig junge Menschen anzutreffen waren - voll Spannung die Interpretation der "Pathétique" Tschaikowskys, die die sechste und letzte seiner Sinfonien ist und neun Tage vor seinem Tod uraufgeführt wurde. Es bleibt bis heute offen, ob der Komponist Selbstmord beging oder eines natürlichen Todes starb. In jedem Fall lassen sich die persönlichen SchwierigkeitenTschaikowkys besonders im 4. Satz heraushören.

Der runde und warme Streicherklang bzw. Orchesterklang im ersten Satz ließ die große Traurigkeit der Sinfonie bereits erahnen und stellte somit einen Spannungsbogen zum vierten Satz her, wenngleich der zweite Satz etwas zu 'brav' musiziert wurde. Ungewöhnlich aber dennoch positiv zu bemerken war der 'attaccierende' vierte Satz, der nahtlos an die Lebhaftigkeit des dritten Satzes anknüpfte und mit einem klagenden, hoffnungslosen und seufzenden Trauerthema die Sinfonie fortführte das durch ein ständig präsentes Orchester, sehr gut rausgearbeitete Klangkontraste und eine erstaunlich homogene Blechbläsergruppe, die Verzweiflung Tschaikowsksy auf ihren Höhepunkt brachte. Zu erwähnen sind auch die herausragenden solistischen Aktionen der Bläser, wobei sich besonders die 1. Klarinette als sehr einfühlsam erwies.

Fazit:
Der Zuhörer wurde besonders im zweiten Teil des Konzerts emotional gefordert und vergaß in der depressiven Unendlichkeit des letzten Satzes der Pathétique die anfänglichen Schwierigkeiten in einem fröhlichen und weitesgehend 'taktvollen' Haydn.



Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Klassik-Rezensionen
Startseite E-mail Impressum

© 2000 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de

- Fine -