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11. Sinfoniekonzert im Saalbau Essen

Celloprinzessin stiehlt dem Titanen die Show

Essener Philharmoniker
Maria Kliegel, Violoncello
Leitung: Wolf-Dieter Hauschild


Edward Elgar: Konzert für Violoncello und Orchester e-moll op. 85
Gustav Mahler: Sinfonie Nr. 1 D-dur


Das 11. Sinfoniekonzert im fast voll besetzten Saalbau in Essen (23. Mai 1996) bescherte dem Publikum zwei der ganz großen Werke der Konzertliteratur. Zwar steht das Cellokonzert Elgars immer noch im Schatten der fast übermächtig erscheinenden Werke von Dvorak oder Schumann, aber es ist auf dem besten Weg, die Stellung im Repertoire einzunehmen, die ihm gebührt. Ganz anders Mahlers 1. Sinfonie, die aus der Umarbeitung des als sinfonische Dichtung konzipierten Werkes Der Titan entstand. Sie ist allseits bekannt und beliebt, weswegen man an ihre Interpretation allerdings auch wesentlich höhere Maßstäbe anlegt.

Elgars Konzert für Violoncello und Orchester e-moll op. 85 war bei der Solistin Maria Kliegel in den allerbesten Händen. Wie sie - unter der umsichtigen und sorgsamen Begleitung von Wolf-Dieter Hauschild und den Essener Philharmonikern - dieses klanglich meist zurückgenommene und über weite Strecken nachdenklich anmutende Werk interpretierte, war einfach überzeugend. Ihre makellose Technik, der volltönende, herrliche Klang ihres Stradivari-Cellos von 1693 und ihre außergewöhnliche Musikalität nahmen so für sich ein, daß sich niemand dieses ungeheuren intensiven Eindrucks entziehen konnte. In einem als Zugabe gespielten Flamenco demonstrierte sie anschließend noch eindrucksvoll eine andere Seite ihres reichhaltigen Repertoires.

Die nach der Pause gespielte 1. Sinfonie von Gustav Mahler hatte dagegen einen schweren Stand. Zum einen klang der Beginn (Einsätze) mehr verschlafen als er eigentlich sollte, zum anderen kam das Stück auch im Laufe der Zeit nie so richtig in Schwung, wenn auch die großen dynamischen Höhepunkte eindrucksvoll tönten. Es gab zwar auch sehr schön ausmusizierte kammermusikalische Partien, aber es fehlte irgendwie der große innere Zusammenhalt, die Spannung und musikalische Entwicklung, die ein solches großdimensioniertes Werk benötigt.

Trotzdem war das Publikum zufrieden - das Werk wieder einmal hören zu können - und applaudierte den Essener Philharmonikern und seinem Dirigenten Wolf-Dieter Hauschild.

Von Gerhard Menzel

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