Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Klassik - Konzerte
Zur
OMM-Homepage Klassik-Rezensionen Startseite E-mail Impressum



Sonntag, 6.02.2000, 20.00 Uhr, Philharmonie Köln


Sergej Rachmaninow: Die Toteninsel
Béla Bartók: Klavierkonzert Nr. 3
Johannes Brahms: Sinfonie Nr. 2

Melbourne Symphony Orchestra
Michael Kieran Harvey, Klavier
Dirigent Markus Stenz



Eleganz und Souveränität

Das Melbourne Symphony Orchester das erste Mal in Köln zu Gast

Von Helmke Jan Keden

Mit ihrem Konzert in der Kölner Philharmonie ist dem Melbourne Symphony Orchester unter der Leitung von Markus Stenz ein eindrucksvoller Einstand auf europäischem Boden gelungen. Stenz, als Absolvent der Kölner Musikhochschule fast vor heimischem Publikum wirkend, konnte sein weltweites Renommee als aufstrebender Dirigent an diesem Abend wieder unter Beweis stellen und erfüllte die in ihn gesetzten Erwartungen bei weitem.

Sergej Rachmaninows Sinfonische Dichtung „Die Toteninsel“, komponiert nach dem gleichnamigen Bild Arnold Böcklins, erschien scheinbar mühelos vor den Augen der Rezipienten. Dabei zeichnete Stenz die zahlreichen Stimmungsschwankungen des Werks facettenreich vor der düsteren Grundempfindung ab und bildete so einen differenzierten und weitreichenden Orchesterklang. Besonders hervorzuheben der polarisierende Mittelteil, in dem die Melbourner Symphoniker eine faszinierende, schwebende Stimmung erzeugten, ohne jedoch verschwommen und unfaßbar zu wirken. Stenz vermochte dem Publikum die Intensität der Sinfonischen Dichtung eindruckvoll zu vermitteln und meisterte die Gradwanderung zwischen Verdichtung und Differenziertheit durch außergewöhnliche Eleganz und subtile Intensität.

Mit Béla Bartóks 3. Klavierkonzert wurde ein klarer Gegenpol zum Werk Rachmaninows gesetzt, doch Michael Kieran Harvey konnte diesem Balanceakt auf glänzende Art und Weise gerecht werden. Interpretierte er die heitere Stimmung des ersten Satzes sehr direkt und mit klarer Transparenz, wenngleich hier die z. T. statisch wirkenden orchestralen Einwürfe die solistischen Anklänge an slawische Folklore überlagerten, wurde diese Leistung vom Choral des zweiten Satzes noch übertroffen. Harvey und Stenz zelebrierten diesen schon fast pastoralen Teil mit ausgesprochener Klarheit und Würde. Souverän wurde dann diese in sich ruhenden Stimmung von den Interpreten aufgenommen und in die positive Atmosphäre des letzten Satzes transferiert, der sich besonders durch akkurate Spieltechnik der wechselnden Einwürfe von Solist und Orchester auszeichnete.

Den absoluten Höhepunkt des Abends bildete Johannes Brahms 2. Sinfonie, welche mit der schwungvollen Tempiwahl zu einem mitreißenden Erlebnis wurde. Gut disponierte Bläser, wobei besonders der Hornsatz begeisterte, und ein dynamischer Streicherapperat mit sattem Fundament (8 Bässe) als Balance bildeten ein wohldosiertes Instrumentarium, mit dem Stenz die Vielseitigkeit und Vielschichtigkeit der lyrischen bis dramatischen Stimmungen der Sinfonie faszinierend darlegte. Besonders hervorzuheben der zweite Satz mit einer ausdrucksstarken Interpretation, wobei die ausgeprägten Gegensätze vom Orchester nuanciert und abgewogen dargestellt wurden. Und nicht zuletzt das wuchtig interpretierte Finale bildete den würdigen Abschluß eines gelungenen Abends, bestätigte das hohe Niveau der Australier und ganz besonders Stenz in seiner Position als herausragender Dirigent der neuen Generation.



Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Klassik-Rezensionen Startseite E-mail Impressum

© 2000 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de

- Fine -